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War die Eidgenossenschaft schon im Mittelalter muslimisch mitgeprägt? – Der frei nach Schiller inszenierte Film „Wilhelm Tell“
Salam aleikum, ihr Eidgenossen! Euer Volksheld Wilhelm Tell war also Kreuzritter, der sich im Morgenland eine Familie besorgt hat: Eine arabische Frau und deren Sohn habe er vom Heiligen Land in die alpine Bergwelt versetzt. Und der Junge, dem er im Jahr 1307 mit einem Armbrustpfeil den Apfel vom Kopf schießt, war demnach sein Stiefsohn aus dem Orient.
Der Zwang, sich der „woken“ Gender-Diversitäts-LGBTQ-Mode zu unterwerfen, treibt im Kino die merkwürdigsten Blüten. Mit der historischen Wahrheit nimmt man es dann nicht mehr so genau. So vermittelt die britisch-italienische „Wilhelm Tell“-Version, die am 19. Juni in die Kinos kommt, den Eindruck, als sei die Schweiz schon seit Gründung der Eidgenossenschaft muslimisch mitgeprägt gewesen. Im Film hat sogar einer der drei Bauernführer vom Rütlischwur ein unverkennbar orientalisches Aussehen.
Der Film des nordirischen Regisseurs Nick Hamm beruft sich lose auf Friedrich Schillers „Tell“-Drama als Vorlage. Nun gut: Schon Schiller hatte sich einige Freiheiten gegönnt und Volkssagen mit historischen Tatsachen vermengt. Doch Hamm treibt es noch auf die Spitze. Während der tyrannische Reichsvogt Gessler die Armbrust-Attacke von Tell in der Hohlen Gasse dieses Mal aus dramaturgischen Gründen überlebt – man braucht ihn für den finalen Showdown –, wird der Habsburger König Albrecht aus feministischen Gründen von einer Frau statt – wie historisch verbürgt – von einem Neffen erdolcht.
Ben Kingsley, der einst als Gandhi auf der anderen Seite des Freiheitskampfes stand, muss jetzt als einäugiger Unterdrücker-König den Kopf hinhalten. Das rettet am Ende die Schweizer, aber nicht dieses Filmdrama, das mit Jonathan Pryce einen weiteren Filmveteran in den Kampf gegen die Tyrannei schickt. Der Waliser Schauspieler wirkte einst in dem Fantasy-Spektakel „Game of Thrones“ mit, und in eine ähnlich von Regen und Schnee ästhetisierte Matsch-verschlammte mittelalterliche Fantasy-Welt von Westeros oder Winterfell fühlt man sich hier versetzt.
Schauspielerisch bewegt sich dieser Film auf höchstem Niveau – jedenfalls dem der Einfallslosigkeit. Dem Dänen Claes Bang, der hier den Tell spielt, ist anzumerken, dass er sich in der Schweiz fremd fühlt. Er bewegt sich auf seiner Alm und unter Bauernkollegen so grazil wie die Axt im Walde. Damit ist man zumindest nah am Original, denn schon Schiller lässt ja den Tell sagen: „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.“ Und dessen vom Briten Connor Swindells gespielter Widerpart Gessler beschränkt sich aufs Ziehen von Fratzen, wenn er seinen Zorn zum Ausdruck bringen will, sobald die aufständischen Bauern in Altdorf nicht vor seinem Gesslerhut niederknien.
Die Schweizer selbst liefern die Kulisse und decken den Tisch für die internationalen Gäste, bleiben von ihrem eigenen Heim aber praktisch ausgesperrt. Jedenfalls nimmt man sie nicht wahr. Der Film hätte auch in der Arktis, der Wüste oder auf dem Mond spielen können. Es hätte keinen Unterschied ausgemacht.
Seltsam, dass ein Film, der den Freiheitskampf zum Thema hat, sich selbst so vielen Zwängen unterwirft. „Wer zu viel bedenkt, wird wenig leisten“, heißt es in Schillers „Wilhelm Tell“. Dieser Film bedenkt viel und leistet nichts.