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Berliner Gemäldegalerie zeigt hochkarätige Werke des niederländischen Barockmalers Frans Hals
Diesen Sommer feiert Berlin einen der größten Porträtmaler aller Zeiten: Frans Hals zählt wie Rembrandt und Vermeer zu den herausragenden niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts. Neben unkonventionellen, ausdrucksstarken Bildnissen malte er als erster Künstler Hollands Außenseiter der Gesellschaft als Individuen in Lebensgröße. Wie bei keinem anderen Künstler der Frühen Neuzeit prägte die Wiederentdeckung des Haarlemer Malers im 19. Jahrhundert die Entwicklung der modernen Malerei. In Kooperation mit der Londoner National Gallery und dem Amsterdamer Rijksmuseum organisiert die Gemäldegalerie vom 12. Juli bis 3. November mit der Ausstellung „Meister des Augenblicks“ Werke von Hals und seinen Zeitgenossen.
Hals' Werke zeichnen sich durch ungewöhnliche Lebendigkeit und treffende Charakterisierung aus. Seine mit kühnem Pinselstrich ausgeführten, skizzenhaft wirkenden Gemälde beeinflussten die Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Viele Maler der Avantgarde sahen in Hals einen ihrer Vorläufer.
Die Gemäldegalerie bewahrt mit zehn Werken eine der umfangreichsten und hochkarätigsten Sammlungen an Bildern von Frans Hals weltweit, darunter hochkarätige Werke wie die „Malle Babbe“, das „Porträt der Catharina Hooft mit ihrer Amme“ oder den „Knaben mit Flöte“.
Unter den insgesamt 85 Werken befinden sich solche, die in keinem Lexikon zur Kunstgeschichte fehlen: „Isaac Abrahamsz Massa und Beatrix van der Laen“ aus dem Rijksmuseum, „Junger Mann mit Totenkopf“ aus der Londoner National Gallery und „Der Lautenspieler“ aus dem Pariser Louvre. Gezeigt werden auch Werke, die niemals zuvor in Deutschland ausgestellt waren. Dazu zählt das monumentale, über vier Meter breite Schützenstück „De magere compagnie“ ebenso wie zwei außergewöhnliche Gemälde aus den Beständen des Museums für westliche und östliche Kunst in Odessa. Bei Letzteren handelt es sich um Hals' Darstellungen der Evangelisten Matthäus und Lukas, die erst Ende der 50er Jahre wiederentdeckt worden sind.
Wegen seiner Hinwendung zu Por-träts lachender Außenseiter, aufgrund seines virtuosen Farbauftrags sowie der Spontaneität und Unmittelbarkeit seiner Darstellungen kann Hals als Vorreiter der Moderne gelten. Ende des 19. Jahrhunderts finden sich Realisten und Impressionisten wie Max Liebermann, Wilhelm Leibl und Lovis Corinth in seiner Malerei wieder und nutzen sie als Inspirationsquelle. In Berlin werden daher Werke dieser Künstler im Kontext ihres großen Vorbilds gezeigt. Dadurch wird nicht nur die spezifische Qualität von Hals' Werken besonders deutlich, sondern auch ihre weitreichende Wirkung auf die Entwicklung der europäischen Malerei.
„Frans Hals. Meister des Augenblicks“, 12. Juli bis 3. November, Gemäldegalerie am Kulturforum, Matthäikirchplatz,
10785 Berlin, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 16 Euro www.smb.museum