15.12.2025

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Auch mit weiß melierten Blättern passt der Weihnachtsstern gut zum Fest
Bild: GuballaAuch mit weiß melierten Blättern passt der Weihnachtsstern gut zum Fest

Die Festtags-Diva im Blumenkübel

Ein tropisches Gewächs für die kalte Jahreszeit – Der Weihnachtsstern zählt zu den beliebtesten Festtagspflanzen der Deutschen

Andreas Guballa
15.12.2025

Kaum eine Zimmerpflanze ist so sehr Symbol für Adventsstimmung wie der Weihnachtsstern. Rund 20 bis 30 Millionen Exemplare werden Jahr für Jahr in Deutschland produziert und verkauft – fast jede fünfte Zimmerpflanze ist inzwischen ein Weihnachtsstern.

Seine Karriere begann weit weg von deutschen Fensterbänken. Der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse und stammt aus Mittelamerika. Bereits die Azteken sollen die Pflanze kultiviert haben. Die leuchtend roten Hochblätter galten als Symbol für Reinheit und Frieden, der milchige Saft wurde als Heilmittel genutzt, die rote Farbe zum Färben von Stoffen.

In freier Natur wächst die Pflanze zu einem mehrere Meter hohen Strauch heran. Die Farbe sitzt übrigens nicht in der Blüte, sondern in den Brakteen, den Hochblättern. Die eigentlichen Blüten in der Mitte sind unscheinbar und klein.

Nach Europa kam die Pflanze im 19. Jahrhundert über den Umweg USA. Der amerikanische Diplomat Joel Poinsett brachte sie 1828 aus Mexiko mit in seine Heimat. In Nordamerika wurde sie als „Poinsettia“ bekannt, in Kalifornien etablierte eine ausgewanderte deutsche Gärtnerfamilie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „Christmas Flower“.

Seither haben Züchter die Wildform radikal verändert. Aus dem hohen Strauch wurde eine handliche, dicht verzweigte Topfpflanze, die ihre farbigen Hochblätter genau dann zeigt, wenn in Europa die Lichterketten angehen.

Was viele nicht ahnen: Der Weg des Weihnachtssterns in den Handel ist eine logistische Meisterleistung. Die Verkaufssaison in Deutschland dauert nur etwa acht Wochen, von Anfang November bis kurz vor Heiligabend. Doch der eigentliche Anfang vieler deutscher Weihnachtssterne liegt in Ostafrika. In Ländern wie Uganda, Kenia oder Äthiopien werden in riesigen Gewächshäusern Stecklinge von Mutterpflanzen geschnitten, bewurzelt und anschließend per Luftfracht nach Europa geschickt. In deutschen Betrieben werden die Jungpflanzen eingetopft, gedüngt, in Form gebracht und schließlich an Gartencenter, Baumärkte und den Lebensmittelhandel geliefert.

Trotz aller Mühen hinter den Kulissen gilt der Weihnachtsstern als Diva im Wohnzimmer: Er mag keine Zugluft, keine kalten Flure, keine nasse Erde. Ideal sind 17 bis 22 Grad, ein heller, aber nicht vollsonniger Standort und eine gleichmäßige, sparsame Wassergabe.

Wer all das beherzigt, kann die Pflanze weit über die Feiertage hinaus behalten – eigentlich sogar über Jahre. In seiner Heimat ist der Weihnachtsstern schließlich ein langlebiger Strauch und kein Wegwerfprodukt. Dass trotzdem die meisten Exemplare nach Weihnachten auf dem Müll landen, liegt eher an unseren Gewohnheiten als an der Biologie.

Die Kehrseite des Kults: Weihnachtssterne sind empfindlich und anfällig für Schädlinge wie die Weiße Fliege. Lange galt chemischer Pflanzenschutz als Standard. Inzwischen setzen jedoch immer mehr Betriebe auf Nützlinge – etwa winzige Schlupfwespen, die Schädlinge gezielt parasitieren und so den Pestizideinsatz deutlich reduzieren. Parallel wächst ein kleiner, aber wachsender Markt für Bio-Weihnachtssterne. Einige Gärtnereien in Deutschland produzieren ihre Sterne komplett ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und verzichten auch auf Wuchshemmstoffe, welche die Pflanzen kompakt halten.


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