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Gemälde von Peter Brueghel dem Jüngeren mit „sprichwörtlicher Bedeutung“ in Holland aufgetaucht
Es liest sich wie ein Drehbuch für einen Podcast der Serie „Kunstraub“. Tatort: das Nationalmuseum Danzig. Objekt: ein Ölgemälde des flämischen Künstlers Pieter Breughel dem Jüngeren (*1564 in Brüssel, †10. Oktober 1636 in Antwerpen).
Zunächst etwas zur interessanten Geschichte des Museums. Es liegt in der Fleischergasse [Rzeźnicka] in der Danziger Vorstadt. Als die ersten Franziskaner-Mönche sich um 1419 in der Stadt angesiedelt hatten, wurde ihnen 1431 der Bauplatz für Kloster und Kirche zugewiesen. Es erfolgten im Laufe der Jahrhunderte Anbauten, so wurde 1514 das dreischiffige Langhaus als Hallenkirche angefügt mit sehenswerter Innenausstattung. Auch erfolgte mehrfach ein Wandel in der Nutzung. Das Franziskaner-Kloster wurde 1555 aufgehoben. Von 1558 bis 1806 war es nun der Sitz des berühmten Akademischen Gymnasiums. 1806 bis 1807 als Lazarett für das preußische Militär genutzt und in der zweiten Belagerung durch die Russen ebenfalls von den Franzosen. So verfuhr der preußische Staat in den Folgejahren ebenso und kaufte es der Stadt 1828 ab, ließ es dann jedoch verfallen. Friedrich Wilhelm IV. gab das Gebäude ohne Entschädigung zu verlangen an die Stadt zurück, die es in den Jahren 1871 und 1872 renovieren ließ.
Nutzung im Laufe der Zeit
Neue Nutzung: Seit 1872 Stadtmuseum mit wertvoller Gemäldegalerie und Sammlungen zur Geschichte des Danziger Kunstgewerbes. Aus diesem Grund gelangte in diesem Jahr auch die Sammlung des Jakob Kabrun (*9. Januar 1759, †24. Oktober 1814) in das neue Museum. Die Sammlung hatte sich zuvor im Haus der Kaufmannschaft neben dem Artushof am Langenmarkt und im ehemaligen Stadtmillerschen Haus in der Hundegasse 80 befunden. Seine Stiftung bildete den Grundstock für die wertvolle Bildersammlung.
Der Erfolg hat stets viele Väter, denn es kam erneut eine wertvolle Sammlung des am 7. März 1868 verstorbenen Danziger Kaufmanns Carl Gottfried Klose hinzu, seine Erben wurden daher vielfach als die eigentlichen Gründer des Stadtmuseums angesehen. Man vergaß dabei, dass der Bildhauer Rudolf Freitag der Vater des Museumsgedankens war. Er hatte bereits in den 1840er Jahren sein Atelier in den Mauern des alten Klosters eingerichtet und bei Abbrüchen Giebelfiguren und Beischläge gerettet. Man verspottete ihn sogar deshalb. Doch dann kam seine große Stunde, mit dem Geld Kloses wurde sein Traum wahr, das Stadtmuseum wurde eingerichtet. Freitag jedoch, der Veranlasser des Stadtmuseums, starb einsam, gedankt wurde ihm nicht. Seit dem Bestehen des Museums bis zum Oktober 1912 hat sich der Danziger Stadtrat Oskar Bischoff um die Vermehrung der Sammlung verdient gemacht. Außer den Kabrunschen Sammlungen und den von Klose gestifteten Bildern haben die Sammlungen des Kunstvereins zu Danzig, gegründet 1835, einzelne Leihgaben der Danziger Stadtbibliothek und der Königlichen Nationalgalerie in Berlin und Privatsammlungen ihren Weg in das Museum gefunden. Im Zweiten Weltkrieg gingen viele Exponate verloren, doch die Polen richteten im ehemaligen Franziskanerkloster das Nationalmuseum ein.
Doch nun zurück zur Geschichte des kleinen Brueghel-Bildes, es ist ein Ölgemälde mit einer Größe von nur 17 Zentimetern. Es wurde laut einer Archiveintragung und Beschreibung 1944 vom Staatlichen Museum in Berlin-Dahlem nach Danzig verbracht. Offensichtlich hat es den Krieg überstanden, wurde ein Jahr später von der Roten Armee in die Sowjetunion gebracht. Ende der 1950er Jahre kehrte das Gemälde nach Danzig zurück und wurde in die Sammlung des Nationalmuseums aufgenommen. Dort wurde rein zufällig am 24. April 1974 bemerkt, dass das in dem Rahmen befindliche Bild eine Fälschung ist. Ein Mitarbeiter des Museums hat das Bild versehentlich von der Wand gestoßen, dabei bemerkte man, dass sich anstelle des Originals eine Reproduktion im Rahmen befand. Im Zuge der Ermittlungen gab es damals einen Zeugen, den Zollbeamten Romuald Werner, der bezeugte, dass das Brueghel-Gemälde auf dem Seeweg außer Landes gebracht worden sei. Leider kam der Zollbeamte auf mysteriöse Weise ums Leben, kurz bevor er seine offizielle Aussage machen konnte. Die Ermittlungen wurden damals rasch eingestellt, es wurde auch spekuliert, dass kommunistische Sicherheitsdienste in den Diebstahl und die Verschleppung des Bildes involviert sein könnten. Seitdem galt das Kunstwerk als dauerhaft verschollen.
Tatsächlich wie ein Krimi
Nun wurde das Brueghel-Gemälde im vergangenen Jahr auf einer Ausstellung in Gouda in den Niederlanden entdeckt. Es wurde dem Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Der Besitzer gab an, er habe das wertvolle Bild von seinem Vater geerbt, der es von einem Galeristen erworben habe. Der international agierende niederländische Kunstdetektiv Arthur Brand hatte nach eigenen Angaben einen Tipp bekommen, erzählte er der Tageszeitung „De Telegraaf“, und hat so tatsächlich wieder einen Fund gemacht. Die niederländische Polizei ermittelt nun und hat das Gemälde vorerst sichergestellt. Polen bat die Behörden in den Niederlanden um Rechtshilfe.