Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Luther von Braunschweig war der erste Hochmeister, der im Jahr 1335 dort bestattet wurde und damit eine alte Tradition brach
Die Grabstätten der Hochmeister des seit 1199 bestehenden Ordens der Brüder vom Deutschen Hospital Sankt Mariens in Jerusalem, der später meist nur noch Deutscher Orden genannt wurde, sind über ganz Europa und den Nahen Osten verstreut. Nach der Errichtung des Deutschordensstaates auf dem Gebiet des späteren West- und Ostpreußen fanden die Hochmeister ihre letzte Ruhe – allerdings zumeist in der Krypta der pomesanischen Marienburg, dem Hauptsitz der Gemeinschaft. Von dieser Tradition wich dann erst der 18. Hochmeister Luther von Braunschweig ab.
Der Sohn von Herzog Albrecht zu Braunschweig-Lüneburg erwarb sich einen Ruf als Modernisierer und sorgte für die weitere Erschließung und Besiedlung des Ordenslandes. Unter seiner Ägide erfolgte 1333 auch die Fertigstellung des Königsberger Doms. Luther, der am 13. April 1335 im Alter von etwa 60 Jahren das Zeitliche segnete, ließ sich als erster Hochmeister des Deutschen Ordens in dem neuen, prächtigen Kirchenbau auf der Kneiphof-Insel am Pregel bestatten. Dann gingen 132 Jahre ins Land, ehe der Königsberger Dom auch zur Grabstätte des 31. Hochmeisters Ludwig von Erlichshausen wurde. Das aber war nicht mehr die Folge einer freien Entscheidung des Ordensoberhauptes.
Flucht durch die Sümpfe
Ludwig, der seit März 1450 als Hochmeister fungierte, hatte keine glückliche Hand im Umgang mit dem Preußischen Bund, dem 53 Adlige und 19 Städte angehörten. Denn er lavierte den Deutschordensstaat eher ungeschickt in den Dreizehnjährigen Krieg. Dieser endete mit dem Zweiten Frieden von Thorn vom Oktober 1466, durch den der Orden Pommerellen, das Kulmerland, das Ermland und einen Teil Pomesaniens an Polen verlor – darüber hinaus musste der Hochmeister dem polnischen König Kasimir IV. Andreas den Untertaneneid schwören.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich die zuvor genannte Marienburg längst in polnischer Hand. Ludwig hatte nämlich das opulente Bauwerk 1455 aus Geldmangel an seine böhmischen Söldner unter Ulrich Czerwinka verpfändet, welche den Ordenssitz 1457 kurzerhand an Kasimir verkauften. Angesichts dessen blieb dem damals schwer kranken Hochmeister nur eine strapaziöse Flucht durch Sümpfe und Wälder und über das Frische Haff nach Königsberg, wo er in der Marschallswohnung im Nordflügel des Königsberger Schlosses Quartier bezog. Dort residierte Ludwig, bis er am 4. April 1467 starb.
Die Knie vor Polens König beugen
Die Führung des Ordens übernahm anschließend Heinrich Reuß von Plauen, welcher sich im Dreizehnjährigen Krieg als kluger Heerführer ausgezeichnet hatte und dem nachfolgend auch die Reorganisation des Deutschen Ordens gelang. Heinrich zögerte seine formelle Ernennung zum 32. Hochmeister bis zum 17. Oktober 1469 hinaus, um das Treuegelöbnis gegenüber Kasimir IV. zu vermeiden. Dann aber musste er sich wohl oder übel nach Petrikau begeben und vor dem Polenkönig die Knie beugen.
Auf der Rückreise erlitt der Hochmeister einen Schlaganfall, dessen Folgen er am 2. Januar 1470 erlag. Danach wurde auch Heinrich Reuß von Plauen als nächster Hochmeister im Königsberger Dom zur letzten Ruhe gebettet.
An seiner Seite fanden später noch Heinrich Reffle von Richtenberg, Martin Truchsess von Wetzhausen zu Dachsbach und Johann von Tiefen Platz. Der erstere bekleidete das Hochmeisteramt von 1470 bis 1477 und ergriff strenge Sparmaßnahmen zur Konsolidierung der Ordensfinanzen. Gleichzeitig verstrickte er sich aber in Auseinandersetzungen mit den Bischöfen des Samlandes und Ermlandes, der Kurie in Rom und König Kasimir IV.
Heinrichs Nachfolger von Wetzhausen war ebenfalls nicht bereit, sich dem polnischen Herrscher zu unterwerfen und gelobte: „Ehe er welde dem Konige von Polen schweren, er welde in seinem Blutte vortrincken.“ Deswegen marschierte Kasimir 1478 in das Ordensland ein, woraufhin der Hochmeister am 9. Oktober 1479 schließlich doch den verhassten Treueid leistete.
Gegen das Osmanische Reich
Als 35. Hochmeister fungierte ab dem 1. September 1489 Johann von Tiefen, welcher das Verhältnis zu Polen umgehend wieder bereinigte, um sich dann auf die dringend nötige Reformierung des Ordens zu konzentrieren. 1497 startete er im Auftrag des neuen polnischen Königs Johann I. Albrecht einen eigenen Kreuzzug gegen das Osmanische Reich. Auf dem Weg zum Schwarzen Meer erkrankte Johann an der Ruhr und trat daraufhin die Rückreise an, allerdings erreichte er Königsberg nicht mehr lebend.
Der nächste Hochmeister Friedrich von Sachsen verweigerte dem polnischen König erneut die Huldigung und verlegte die Hochmeister-Residenz aus Sicherheitsgründen 1507 nach Rochlitz bei Leipzig. Nachdem Friedrich dort am 14. Dezember 1510 gestorben war, wurde er in der Fürstenkapelle des Doms zu Meißen beigesetzt. Und auch keiner seiner Nachfolger sollte mehr im Königsberger Dom zur letzten Ruhe finden. Das resultierte aus der Umwandlung des Ordensstaates in das Herzogtum Preußen durch Albrecht von Brandenburg-Ansbach vor genau 500 Jahren.
Die Bestattung der Hochmeister des nunmehr weitgehend machtlosen Ordens erfolgte künftig in dessen neuem Hauptsitz Mergentheim sowie in Weißenburg, Madrid, Wien, Innsbruck, Freudenthal, Ladenburg, Breslau, Köln, Altmünster, Lana und Alexandersbad statt im ehrwürdigen Dom zu Königsberg.