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Ausstellung

Die Kunst des „Homo digitalis“

Das Potsdamer Schloss Sacrow präsentiert mit „Gegen den Strich“ Werke der „Generation Z“

Harald Tews / SPSG
14.08.2024

Als „Generation Z“ bezeichnen sich gern diejenigen, die zwischen der Mitte der 90er Jahre und 2010 geboren wurden. Manche sehen sich auch als „Letzte Generation“, die mit fragwürdigen Mitteln das Weltklima retten will oder als „Fridays for Future“, wo man in den Klimastreik eintritt. Aufgewachsen als verwöhnte „Digital Natives“ mit Smartphone und Sozialen Medien, sah sie sich zuletzt außerdem gebeutelt durch weitere weltumspannende Krisen wie der Corona-Pandemie oder dem Ukrainekrieg. Die Generation lebt gesund- und umweltbewusst und weiß geschickt ihren Lebensstil digital künstlerisch zu vermarkten.

Zu erleben ist das vom 17. August bis zum 20. Oktober im Potsdamer Schloss Sacrow, in dem der Verein Ars Sacrow
22 Künstler der „Generation Z“ mit rund 140 Werken präsentiert. Besucher werden hierbei auf expressive Werke mehrerer Disziplinen – Malerei, Skulptur und Fotografie – stoßen. Herzstück der Profilarbeit ist das Selbstporträt.

Die Schau „Gegen den Strich – Die Generation Z in der Kunst. Kunst für einen Sommer“ scheint vor allem eines vor Augen zu führen: Bei allem existentiellen „Stress“, allem Rückzug und autonomer Selbstbehauptung vor einer vereinnahmenden digitalen Welt, reflektieren die Künstler dieser Generation die identitätsbildenden Medien und kommunikativen Mechanismen der Gegenwart. Expressive Farbigkeit, radikale Subjektivität, ein grober Strich und impulsiver Duktus sowie ein humorvoller Umgang mit künstlerischen Vorbildern und bildnerischen Traditionen sind einige der Charakteristika dieser Ausstellung.

Generationseinteilungen werden zu Recht kritisiert, weil sie sich vornehmlich an den gesellschaftlichen Situationen von westlichen Industriestaaten orientieren und die soziokulturellen Rahmenbedingungen von Jugendlichen zum Beispiel im globalen Süden vernachlässigen. Doch das Generationenkonzept des Soziologen Karl Mannheim erhält mit der „Generation Z“ eine neue Relevanz: Sie ist die erste, die mit dem Internet aufwuchs und davon weltweit geprägt wurde.

Die mentalen Lebenswelten des „Homo digitalis“ gleichen einander immer mehr und reproduzieren sich gegenseitig durch die zunehmende Nutzung derselben Algorithmen, Cyberspaces, KI und Robotik. Längst beschäftigt und beeinflusst diese Entwicklung auch die Künste und die Kunsttheorie, wo analoge Kunstpraktiken und Techniken heute in einem neuen Licht erscheinen. So kann man die ausgestellten Werke auch als Zeugnisse einer neuen Resilienz und Widerständigkeit gegenüber einer Welt digitaler Bilderflut und medialer Vereinnahmung verstehen.

Schloss Sacrow, Krampnitzer Straße 33, Potsdam, geöffnet von Freitag bis Montag von 11 bis 18 Uhr, Eintritt: 8 Euro. www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-sacrow


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