03.07.2025

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Die sanierte Alte Nationalsgalerie auf der Berliner Museumsinsel (r.) und die imposante Halle des Alten Museums (l.)
Bilder (2): Veit Mario ThiedeDie sanierte Alte Nationalsgalerie auf der Berliner Museumsinsel (r.) und die imposante Halle des Alten Museums (l.)

Kunst

Die Schatzinsel Preußens

200 Jahre Museumsinsel Berlin – Grund genug für 60 Monate totaler Feierlaune

Veit-Mario Thiede
03.07.2025

Eine halbe Dekade lang zelebriert die Stiftung Preußischer Kulturbesitz das Jubiläum „200 Jahre Museumsinsel Berlin“. Wie kann das sein? Nun, am 9. Juli 1825 erfolgte die Grundsteinlegung für das Alte Museum. Dessen Eröffnung fand 1830 statt. Aber es gibt noch weitere Gründe, die zum UNESCO-Welterbe erkorene Museumsinsel zu feiern: 2029 wird das Kaiser-Friedrich-Museum, das heute Bode-Museum heißt, 125 Jahre alt. Im Jahr darauf wird das wegen seiner antiken Großarchitekturen wie dem Ischtar-Tor berühmte Pergamonmuseum 100 Jahre alt. Es ist momentan zwecks Generalsanierung und des Baus des vierten Flügels geschlossen. Die Teilwiedereröffnung ist für 2027 vorgesehen, zehn Jahre später soll alles fertig sein.

Genau 200 Jahre nach der Grundsteinlegung des Alten Museums wird dort die Sonderausstellung „Grundstein Antike. Berlins erstes Museum“ gezeigt. Das Alte Museum war darüber hinaus das erste öffentliche Museum Preußens. Das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Haus gilt als Meisterwerk der klassizistischen Baukunst. Die majestätische Eingangsfront beeindruckt mit 18 monumentalen Säulen, über denen auf dem Gebälk 18 steinerne Adler sitzen. Architektonischer Höhepunkt ist die nach dem Vorbild des Pantheons von Rom erbaute, über zwei Etagen aufsteigende Rotunde, in deren Nischen antike römische Götterstatuen stehen. Im Hauptgeschoss wird griechische und hellenistische Kunst gezeigt. Höhepunkte sind die Porträtköpfe von Cäsar und Kleopatra sowie eine Lieblingsbronzefigur von Friedrich dem Großen: der „Betende Knabe“ (um 300 v. Chr.).

Im Geschoss darüber ist die Kunst der Etrusker und der römischen Kaiserzeit zu sehen. Zur Dauerschau tritt hier die Sonderausstellung „Grundstein Antike“. Sie gibt Einblicke in die Anfänge des Hauses. Es ist das erste als reines Kunstmuseum konzipierte Bauwerk. Viele Architekten nahmen es sich zum Vorbild für ihre Museumsbauten. Zu sehen sind Entwurfszeichnungen Schinkels. Der Bauherr König Friedrich Wilhelms III. erwartete äußerste Sparsamkeit. Schinkel entwickelte daher innovative, aber dabei ebenso kostengünstige Lösungen. Ausgestellt sind zudem historische Bilder und Fotografien des Alten Museums sowie Antiken, die bereits bei der Eröffnung 1830 ausgestellt waren.

Mäzen als Vater der Nofretete
Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Museumsinsel die Zerstörung von 70 Prozent ihrer Bausubstanz. Zwar ließ das DDR-Regime das Alte Museum wiederherrichten, doch die dringend nötige Generalsanierung des Hauses steht noch immer aus. Die haben die Alte Nationalgalerie, das Neue Museum und das Bode-Museum nach der deutschen Vereinigung bereits hinter sich gebracht. Künftig sollen bis auf die Alte Nationalgalerie diese drei Museen und das Pergamonmuseum durch die „Archäologische Promenade“ miteinander verbunden werden. Sie beginnt in dem von David Chipperfield Architects erbauten neuen Empfangsgebäude, das James-Simon-Galerie heißt.

James Simon war ein bedeutender Mäzen der Museumsinsel. Ihm verdankt sie beispielsweise eines der beliebtesten Werke: die Büste der ägyptischen Königin Nofretete (um 1340 v. Chr.). Sie steht mutterseelenallein im Nordkuppelsaal. Das Neue Museum war nach seiner Zerstörung über 60 Jahre Kriegsruine, was man nicht nur Nofretetes Nordkuppelsaal noch immer ansieht. Das ist Absicht. David Chipperfield hat das außen mit wenig Bauschmuck, innen aber äußerst aufwendig ausgeschmückte Haus dem Prinzip der „ergänzenden Wiederherstellung“ unterzogen. Beschädigte Innenausstattung wie etwa Wandmalerei bleibt in diesem Zustand. Neue Bauelemente wie die monumentale Treppenanlage sind als solche erkennbar. Das Haus präsentiert neben den Funden aus dem alten Ägypten Schliemanns trojanische Ausgrabungen mit Ausnahme derer, die sich als „kriegsbedingt verlagertes Kulturgut“ in Russland befinden, sowie die Vor- und Frühgeschichtlichen Sammlungen. Deren Hauptattraktion ist ein seltenes Zeugnis bronzezeitlicher Religionsausübung: der aus einem einzigen Stück Gold nahtlos und hoch hinaus getriebene Berliner Goldhut (9.-8. Jh. v. Chr.).

Architektonischer Kunsttempel
Sowohl die Baupläne für das Neue Museum als auch die für die Alte Nationalgalerie stammen von August Stüler. Letztere ist mit der ihr vorgelagerten zweiläufigen Treppenanlage das auffälligste Bauwerk der Museumsinsel. Es sieht aus wie ein weihevoller Tempel der Kunst, auf dessen Giebelspitze drei weibliche Figuren wachen. Sind sie die Grazien? Die Alte Nationalgalerie betritt man nicht etwa über die aufwendige Treppenanlage, sondern schlicht ebenerdig.

Als Begrüßungskomitee erwarten den Besucher Johann Gottfried Schadows Marmorprinzessinnen Luise und Friederike von Preußen (1795–1797). Ausgestellt sind Skulpturen und Gemälde des 19. Jahrhunderts, vor allem aus Deutschland, aber auch aus Frankreich. Die vielseitige Malerei Adolf Menzels ist mit dem vom Flötenkonzert Friedrichs des Großen (1850–1852) bis zur Darstellung des rechten Fußes des Künstlers (1876) reichenden Sortiment breit vertreten. Saal an Saal dominieren die Landschaftsgemälde des Romantikers Caspar David Friedrich und des Architekten Karl Friedrich Schinkel das dritte Obergeschoss.

Preußens Gemälde-Gloria
Über dem Eingang zur Alten Nationalgalerie ist das imposante Reiterstandbild König Friedrich Wilhelms IV. installiert. In der Vorhalle des auf dreieckigem Baugrund errichteten Bode-Museums befindet sich ein Gegenstück, nämlich die Kopie des von Andreas Schlüter entworfenen, bis 1700 vollendeten Reiterstandbildes des Großen Kurfürsten. Das ursprünglich von Kaiser Wilhelm II. nach seinem Vater benannte Museum trägt seit 1956 den Namen Wilhelm Bodes (1845–1929), der Generaldirektor der Königlichen Museen Berlins war. Insbesondere die Sammlungen dieses Museums gehen auf ihn zurück. Höhepunkt des mit byzantinischer Kunst sowie mit Altären, Gemälden, Skulpturen, Reliefs, Kirchenbänken und Möbeln der Spätgotik, der Renaissance und des Barock ausgestatteten Hauses ist die im Stil der italienischen Renaissance inszenierte Basilika, deren Seitenkapellen mit erlesenen christlichen Kunstwerken ausgestattet sind.


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