14.12.2025

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Cranz

Die Stadt Königsberg in beweglichen Miniaturmodellen

Schloss, Flughafen und Schifffahrt – Ein kleines Museum widmet sich Architektur und Geschichte der Pregelmetropole

Bärbel Beutner
30.10.2025

Ziel eines Ausflugs nach Cranz war das „Königsberg-Museum in Selenogradsk“. Man hatte schon viel davon gehört. Fundierte Ortskenntnisse sind nötig, um dieses private Miniaturmuseum zu finden. Es steht in einer wenig ansprechenden Umgebung und ist äußerlich ein vierkantiges, düsteres Gebäude mit der Aufschrift „Königsberg Museum für Architektur und Geschichte“. Von dort zum Strand sind es nur wenige Minuten, während das Stadtzentrum von Cranz weiter entfernt ist. Man will die Fassaden der Neubauten historisch aussehen lassen, einige erinnern an die alten Lastadien in Königsberg. Parkplätze gibt es an dem Königsberg-Museum.

Im Inneren erwartet den Besucher ein helles Foyer mit der Museumskasse und einer kleinen Cafeteria. Jede Stunde findet eine Führung statt. Mit Informationen über die Betreiber und Finanzierer des Museums hält man sich gegenüber den Besuchern zurück; trotzdem hat sich der Ruf des Museums so weit verbreitet, dass täglich ein mehrstündiges Führungsprogramm stattfindet.

Die Gäste werden in das alte Königsberg von 1915 bis 1945 geführt, das in kunstvollen Modellen aufersteht. Es sind bewegliche Modelle, hergestellt von rund 50 Spezialisten einer Moskauer Werkstatt. Nach Archiven und Fotos hat man eine Genauigkeit von über 90 Prozent erzielen können, und eine raffinierte Beleuchtung verleiht der kleinen Welt zusätzliches Leben.

Zuerst werden Gruppen zu dem Flughafen Devau geführt. Der 1919 eröffnete Flughafen war der erste zivile Flughafen Europas. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich ein Linienverkehr zweimal täglich nach Berlin, Danzig, Tilsit, Helsinki, Riga, Reval und Moskau. 1930 ankerte das Luftschiff „Graf Zeppelin“ in Devau. 1944 wurde Devau fast vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Heute stehen das Terminalgebäude, die Reparaturhallen sowie die Start- und Landebahn im Kleinformat im Cranzer Museum, auf diese Weise wieder dem Publikum zugänglich.

So ist es auch mit anderen versunkenen Stadtteilen und Sehenswürdigkeiten Königsbergs. Den dicht bebauten Kneiphof können sich die „Heutigen“ kaum vorstellen. Es gibt viele Modelle davon, aber hier in Cranz fährt die Straßenbahn durch die engen Gassen um den „eingeklemmten“ Dom. Auch auf dem Pregel rotiert der Schiffsverkehr. Die Köttel-Brücke über den alten Pregel wurde 1889 zur Klappbrücke neu erbaut. In Cranz kann man diese Klappbrücke besehen. Jugendliche stehen kopfschüttelnd vor diesem Mechanismus, alte Königsberger erinnern sich an Erzählungen ihrer Mütter, wenn man aufgeregt in der Straßenbahn wartete, bis die Brücke wieder zuklappte, weil man doch zum Bahnhof musste oder zu einem wichtigen Treffen.

Das Königsberger Schloss ist heute in Cranz wieder zu besichtigen. Kunstvoll beleuchtet, kann der Gast das Gebäude von allen Seiten umrunden, um dann allerdings die grausame Zerstörung 1944 mit Augen sehen zu müssen. Mehrfach hat man das Gerippe des Schlosses nachgebildet und die gespenstische Kulisse der zerstörten Stadt. Die Künstler wollten die Schrecken des Krieges dokumentieren.

Auch das Seebad Cranz ist im Museum vertreten, und zwar durch das Luxushotel Monopol. Vergangene Eleganz des Kur- und Badeortes zeigt sich in hölzerner Nachbildung.

Königsberg Museum für Architektur und Geschichte ul. Primorskaja 21 b, Selenogradsk, Tel. 007(963)350-12-02


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