05.12.2025

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Schoko-Weihnachtsmänner 2025: Verführerisch lecker, aber so teuer wie nie. Ähnlich sieht es bei Lebkuchen aus, für die der Handel Preise aufruft, dass einem der Nasch-Appetit ganz schnell vergehen kann
Bilder: picture alliance/Shotshop/Alexander Ließ; PAZSchoko-Weihnachtsmänner 2025: Verführerisch lecker, aber so teuer wie nie. Ähnlich sieht es bei Lebkuchen aus, für die der Handel Preise aufruft, dass einem der Nasch-Appetit ganz schnell vergehen kann

Rekordpreise

Die süße Schoko-Inflation

Teurer Rohkakao und Missernten in Afrika versalzen uns die Weihnachtsnascherei

Wolfgang Kaufmann
05.12.2025

Weihnachten 2025 wird für die deutschen Verbraucher zur finanziellen Zumutung, was die hohen Preise für saisonale Leckereien wie Dominosteine, Lebkuchen, Printen oder Schoko-Weihnachtsmänner betrifft. Denn diese kosten so viel wie nie zuvor. Laut einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur sind die beliebten Schokofiguren im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 67 Prozent teurer geworden, und Lebkuchenherzen um bis zu 60 Prozent, während der Anstieg bei Dominosteinen bei 25 Prozent lag. Gleichzeitig meldete das Statistische Bundesamt unlängst, dass eine Tafel Vollmilchschokolade nun im Schnitt 75 Prozent mehr koste als 2020, während sich Nahrungsmittel insgesamt „nur“ um maximal 37 Prozent verteuert hätten. Doch für diese „Schoko-Inflation“ gibt es gleich mehrere Gründe.

Hauptfaktor ist dabei der stark gestiegene Preis für Rohkakao. Lag dieser im Jahr 2022 noch deutlich unter 2.500 Euro pro Tonne, so wurden auch 2023 bloß moderate 3.000 Euro fällig. Doch dann gab es eine regelrechte Preisexplosion, bis Kakao im Dezember 2024 an den Rohstoffbörsen mit fast 12.000 Euro pro Tonne notierte. Anschließend fielen die Preise wieder, allerdings nur auf rund 5.000 Euro für die Tonne. Außerdem kam diese Absenkung im Laufe des Jahres 2025 nicht bei den Verbrauchern an. Das resultierte weniger aus einer vermeintlichen Gier der Hersteller und Händler als vielmehr aus den langen Lieferketten bei Kakao und aus dem Umstand, dass die Produzenten der süßen Leckereien ihre Rohstoffe Anfang 2025 einkaufen mussten, da die Herstellung von Weihnachtsartikeln bald darauf anlief.

Die Verteuerung des begehrten Rohkakaos im Jahr 2024 war die Folge anhaltender Regenfälle sowie der Pflanzenkrankheit „Cacao Swollen Shoot“ (CSS) – gleich zwei Faktoren, die in den Hauptanbauländern Ghana und Elfenbeinküste für deutliche Ernterückgänge sorgten. Dazu kam die stagnierende Produktivität aufgrund fehlender Investitionsanreize in diesen beiden Staaten. Bis heute stammen fast drei Viertel der Kakaoernte in Westafrika von den Feldern der dortigen Kleinbauern.

Die Konzentration auf eine Region macht den Kakaomarkt entsprechend anfällig für Schocks wie beispielsweise besagtes Auftreten des CSS-Virus, das von Schmierläusen verbreitet wird und den Ernteertrag bereits im ersten Jahr um satte 25 Prozent und im zweiten Jahr sogar um 50 Prozent reduziert, bevor die Kakaobäume dann in der Folgezeit komplett absterben.

Käufer halten sich zurück
Auf die schlechten Ernten reagierten die Rohstoffbörsen außerdem mit Spekulationen aller Art, wodurch die Preise noch weiter nach oben schnellten. Ansonsten klagen die deutschen und europäischen Schokoladenhersteller aber auch über unablässig steigende Lohn- und Energiekosten geopolitische Unsicherheiten, ausufernde bürokratische Anforderungen, und wachsende Aufwendungen für die Logistik. Die höheren Löhne sind dabei genau so starke Preistreiber wie die teurer gewordenen Rohstoffe, während die Energiepreise etwas weniger zu Buche schlagen.

Die Reaktion der Verbraucher auf die Preisexplosion ist in der Folge eindeutig: Sie kaufen schlichtweg weniger Kakaoprodukte. Bei Schokolade beträgt der Nachfragerückgang in der Bundesrepublik laut einer Untersuchung des britischen Markt- und Meinungsforschungsunternehmens YouGov aktuell rund 20 Prozent. Deshalb kündigten inzwischen einige Hersteller sogar Werksschließungen wegen mangelnder Auslastung an.

Während bereits feststeht, dass Weihnachten 2025 für die Verbraucher teuer wird, zielen die Prognosen für das nächste Oster- und Weihnachtsgeschäft in zwei gegensätzliche Richtungen. So erwartet die Barry Callebaut AG mit Hauptsitz in Zürich, die zu den größten Schokoladenproduzenten der Welt gehört, 2026 einen deutlichen Preisverfall – nicht zuletzt aufgrund der starken Zurückhaltung der Konsumenten, deren ganzes Ausmaß erst nach Weihnachten sichtbar werden wird.

Ebenso sagte der Rohstoffanalyst der niederländischen Rabobank-Gruppe, Oran van Dort, sinkende Preise aufgrund der intensiven Nachpflanzungen von Kakaobäumen in Westafrika voraus. Darüber hinaus verwies er auf die Bemühungen anderer Länder wie Nigeria, Kamerun, Ecuador, Brasilien und Peru, künftig in die Kakaoproduktion einzusteigen.

Weiterer Preisanstieg ist kurzfristig möglich
Allerdings bleibt die Situation unübersichtlich, was nicht zuletzt auch am Fehlen belastbarer Zahlen liegt. Manchmal meldet Ghana 30 Prozent abgestorbene Kakaobäume, und dann wieder 70 Prozent. Die Elfenbeinküste wiederum kann oder will überhaupt nicht beziffern, wie schwer das CSS-Virus zugeschlagen hat. Vor diesem Hintergrund hält das Leitmedium der deutschen Ernährungswirtschaft „Lebensmittel Zeitung“ noch einen weiteren Preisanstieg bei Schokolade von rund 20 Prozent für möglich.


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