29.06.2025

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Neue Regierung

Die Union zwischen Aufbruch und einer gefährlichen Falle

Während Kanzler Merz außenpolitisch einen furiosen Start hinlegt, gerät seine Partei zuhause immer tiefer in die strategische Gefangenschaft des linken Lagers

Hans Heckel
14.05.2025

Mit großem Elan versucht die neue Bundesregierung, namentlich Kanzler Merz (CDU) und sein CSU-Innenminister Dobrindt, den Vertrauensverlust wettzumachen, den die Union seit der Bundestagswahl erlitten hat. „Politikwechsel“ lautete das große Versprechen im Wahlkampf. Doch kaum waren die Wahllokale geschlossen, schien sich das Versprechen in Luft aufzulösen: Das faktische Ende von Schuldenbremse und NGO-Kritik (Stichwort: Fragenkatalog) standen dabei besonders im Fokus der Enttäuschung.

In seinen ersten Tagen im Amt versucht Merz vor allem, außenpolitisch Profil zu zeigen. In diesem Bereich fällt es relativ leicht, einen Kontrast zur Vorgängerregierung aufzuzeigen: Ex-Außenministerin Baerbock hatte nicht mehr zu bieten als grüne Ideologie und Moralismus, der dem einzigen Ziel zu folgen schien, die heimische Anhängerschaft zu beeindrucken. Das Resultat ist entsprechend: Der Grünen gelang in dreieinhalb Jahren nicht ein einziger diplomatischer Erfolg, der es wert wäre, in Erinnerung zu bleiben. Und Kanzler Scholz ließ in seiner nebligen, unnahbaren Art die Außenbeziehungen Deutschlands, etwa zu Frankreich, den USA oder den anderen europäischen Parteien, gleichsam verdorren.

Merz dagegen hat nicht nur schnell persönliche Kontakte zu den Führern in Paris, London und Warschau herstellen können. Auch scheinen – mit seiner maßgeblichen Beteiligung – die europäischen Mächte endlich wieder in die Vorhand zu kommen beim diplomatischen Ringen um eine Beendigung des Ukrainekriegs. Nach dem undurchsichtigen Scholz und einer Baerbock, die das Wesen von Außenpolitik an sich nie wirklich verstanden hatte, scheint die neue Handlungsbereitschaft in Berlin bei den europäischen Partnern für einige Erleichterung zu sorgen.

Noch enger an der Brandmauer
Beim zweiten Großthema Migration ist Dobrindt offenkundig entschlossen, diese Handlungsbereitschaft auch auf dem Feld Asyl und Zuwanderung zu demonstrieren. Nach dem irritierenden Hin und Her beim Problem der Zurückweisungen an der Grenze muss sich hier aber erst noch erweisen, wie ernst es dem Minister ist – und dann, wie weit seine Macht und Entschlossenheit reicht, um das Versprochene durchzusetzen.

Dabei ist der Geduldsfaden der Wähler dünn geworden. Und auch, wenn es der Union derzeit hilft, dass der Koalitionspartner SPD gerade mit inneren Querelen um den überbordenden Machtanspruch von Parteichef Klingbeil beschäftigt ist: Im Parteienstreit zeigt sich deutlich, dass die vormalige SPD-Innenministerin Nancy Faeser mit ihrem überfallartigen Verdikt gegen die AfD einen Coup gelandet hat, der die Union noch tiefer in die Brandmauerfalle drückt – und sie damit noch stärker den strategischen Spielen des linken Spektrums ausliefert.

So ließ sich etwa Alexander Hoffmann, der neue Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, auf die Frage, wie es die Union denn nun mit Linkspartei und AfD halte, zu dieser Einlassung drängen: In Verfahrensfragen sei eine Absprache mit den SED-Erben möglich, mit der AfD jedoch nicht. Konkret ging es um die Änderung der Tagesordnung des Bundestages, um einen zügigen zweiten Wahlgang zur Kür der Bundeskanzler zu ermöglichen. Hier hatte die Unionsspitze mit den Ultralinken verhandelt, nachdem sie die AfD hatte abblitzen lassen.

Ines Schwerdtner, Co-Chefin der Linkspartei, hatte kurz nach diesem Deal klargemacht, dass man für „verfahrenstechnisches“ Entgegenkommen künftig auch inhaltliche Zugeständnisse von der Union erwarte. Geht die Union darauf ein, liefert sie sich einer sich weiter radikalisierenden („Abschaffung des Kapitalismus“) dunkelroten Truppe aus.

Hier zeigt sich, dass die Union am Brandmauer-Problem auf Dauer nicht vorbeikommt, wenn sie ihr Versprechen des Politikwechsels einlösen will. Egal, was linke Medien und Parteien dazu sagen. Sonst ergreift der Wähler das Wort.


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Kommentare

Jan Kerzel am 21.05.25, 10:10 Uhr

Die Union ist keiner gefährlichen Falle. Sie ist genau dort, wo sie hin will. Ihre Mehrheit geht weit über die Koalition hinaus. Grüne und Linke sind die Inkarnation des Zeitgeistes, der seit Jahrzehnten kultiviert wird. SPD und Union partizipieren davon in gleicher Weise. Die AFD ist weitgehend eine Retroveranstaltung der alten Bonner Republik zu Schmidts Zeiten. Ein paar Spinner gibt es überall, ob genuin oder geschickt, das weiß man nicht. Das Ausschließen der AFD fördert den inneren Zusammenhalt . Ein konkretes Feindbild ist ein Wert an und für sich. Das bewährt sich auch auf außenpolitischen Gebiet. Die Manifestation einer Gefahr stellt ist eine starke Rechtfertigungsgrundlage für interessengeleitetes Handeln dar. Ob der sogenannte Michel das Spiel durchschaut, wage ich zu bezweifeln, eher nicht. Auch historisch betrachtet war dies noch nie mehrheitlich der Fall. Das Bewusstsein ist überwiegend ein induzierter Prozess.. Die Sozialisationsagenten arbeiten relativ zuverlässig im Takt. Von daher ist alles im grünen , maximal gelben Bereich. Also keine Falle, sondern breite Mehrheit.

Daniel Deutsch am 15.05.25, 09:23 Uhr

"Merz dagegen hat nicht nur schnell persönliche Kontakte zu den Führern in Paris, London und Warschau herstellen können."
Welch großartiger Erfolg. Vor allem weil die Kontaktaufnahme bereits beim ersten Mal klappte und kein zweiter Anlauf nötig war.

sitra achra am 14.05.25, 17:57 Uhr

Wer sich mit dem Teufel, sprich Sozen und Kommunisten, einläßt, hat seine Seele bereits rettungslos verkauft. Ich setze auf die Merzregierung keinen einzigen Heller.
Die Zukunft wird den finalen Niedergang der BrD auf unbarmherzige Weise offenbaren.
Schlaf' weiter, deutscher Michel! Es ist nicht schade um Dich.

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