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Warum die neuen Geiselbilder gerade nicht passen, und wieso Opfer für sich genommen egal sind
Das ist überaus ärgerlich! Jeder weiß doch, dass Kampagnen am besten fruchten, wenn sie gut koordiniert sind. Da darf dann keiner aus der Reihe tanzen, vor allem nicht dadurch, dass er den Vorhang der gut komponierten Lüge für einen krassen Blick auf die hässliche Wahrheit durchlöchert.
Genau das aber haben sich diese Idioten von der Hamas geleistet, als sie in einem Rausch sadistischer Großmäuligkeit die Bilder von den beiden bis auf die Knochen ausgehungerten israelischen Geiseln in die Welt setzten. Einer der beiden Israelis musste für die Aufnahme sein eigenes Grab schaufeln, erfahren wir. Die Parallele zu den finstersten Winkeln des 20. Jahrhunderts schießt derart ins Herz, dass es einen umhaut.
Wie steht Linkspartei-Chef Jan van Aken denn jetzt da, der Israel nur Tage zuvor als „Hungermörder“ an die Wand genagelt hatte? Peinlich. Zumindest für den Fall, dass es überhaupt etwas gibt, was dem Chefgenossen peinlich wäre. Viele Kommunisten haben da nach historischer Erfahrung ein beneidenswert dickes Fell.
Ein wenig dünnhäutig reagieren sie nur noch, wenn man sie als Antisemiten kenntlich macht. Das mögen sie nicht, weil sie den Antisemitismus-Vorwurf fest in ihrem Arsenal für den „Kampf gegen Rechts“ verstaut haben und nicht dulden mögen, dass der woanders auftaucht als ausschließlich dort, wo er ihnen taktisch günstig erscheint.
Was den Blick auf den Gaza-Konflikt angeht, können die Israelhasser aber recht optimistisch sein: Selbst das furchtbare Massaker vom 7. Oktober mit 1200 ermordeten Israelis und 250 Geiseln, von denen etliche längst zu Tode gekommen sind, hat kaum Kratzer hinterlassen am eifrig verbreiteten Bild von den israelischen Monstern und ihren unschuldigen palästinensischen Opfern. Da werden die neuen Bilder von den beiden Geiseln auch bald verdaut und übertönt sein. In ein paar Tagen schon kann es weitergehen mit den Lügen vom „Hungermörder“ etc.
Dass zehntausende Tonnen Hilfsgüter allein im Juli aus Israel in den schmalen Landstreifen geliefert wurden und zudem die extra für den Gazastreifen aufgebaute US-Hilfsorganisation jeden Tag mehrere Millionen Mahlzeiten bereitstellt, spielt keine Rolle. Wo die Lieferungen landen und wer sie vereinnahmt, will man gar nicht so genau wissen. Dass die Zivilbevölkerung trotzdem Hunger leidet, weil die Hamas die Lieferungen vereinnahmt oder Diebe sie stehlen und zu Wucherpreisen anbieten, ist mehr was für versteckte Fußnoten als für die fetten Überschriften.
Ungewollt hat ja sogar Berlin der Hamas-Propaganda unter die Arme gegriffen mit dem Abwurf von Hilfsgütern durch die deutsche Luftwaffe – eine wunderbare Bestätigung für die Mär, dass die Gaza-Bevölkerung von Israel „ausgehungert“ werde. Gleich nach Abwurf gab die Bundesregierung kleinlaut zu, dass man selbst ahne, dass sich die Hamas wohl 50 bis 100 Prozent der deutschen Gaben krallen werde. Das macht aber nichts: Die Bilder von den Abwürfen sind überall rum und untermauern die Geschichte von der „israelischen Hungerblockade“.
Wer indes nicht so leicht zu infizieren ist von Propaganda, egal, wie laut und allgegenwärtig sie auftritt, der kratzt sich doch am Nacken. Und stößt auf eine frappierende Frage: Geht es den vermeintlichen Kämpfern für die Humanität überhaupt um die arabische Bevölkerung in Gaza? Im Jemen etwa tobt seit Jahren ein blutiger Machtkampf zwischen der (von Saudi-Arabien unterstützten) Regierung und den Huthis, die Geld und Waffen aus Teheran beziehen. Die Zahl der zivilen Opfer ist kaum bekannt, mehr als zwei Millionen Menschen leiden derzeit unter Hunger, bei jedem vierten davon ist es bereits lebensbedrohlich.
Warum der Aufschrei hier ausbleibt
Und? Kräht ein Hahn danach? Sie kennen die Antwort: Nein. Abgesehen von ein paar kaum bemerkten Auslandsberichten irgendwo im Mediengemüse erfahren wir so gut wie nichts von dieser Tragödie und den Verbrechen sowie den Verbrechern, die dafür verantwortlich sind. Wir sehen auch keine linken und muslimischen Demos in unseren Straßen, die das Leid der jemenitischen Kinder beklagen. Ungewöhnlich, nicht wahr? Ginge es den angeblich so humanitär aufgewühlten „Aktivisten“ wirklich um die Beendigung von menschlichem Leid, um die Opfer also, müsste das ganz anders aussehen.
Kommen wir zum Punkt: Die Opfer interessieren in Wahrheit gar nicht, weder in Gaza noch im Jemen. Vielmehr gucken sich die „Aktivisten“ und ihre medialen und politischen Sympathisanten ausschließlich diejenigen an, die man, mit Recht oder nicht, als „Täter“ anprangert könnte. Ob man tatsächlich anprangert, hängt nur davon ab, ob man den Infragekommenden sowieso schon immer am Zeuge flicken wollte, ob sie also ins ohnehin festgezurrte Feindbild passen. Tun sie das, heißt die Parole: Feuer frei! Tun sie es nicht: Schwamm drüber.
Deshalb ist auch das Massaker an Christen und Drusen in Syrien keine „Empörung“ wert. Ebenso wenig übrigens die grausame Niederschlagung der Hamas-kritischen Demonstrationen vergangenes Frühjahr in Gaza. Einen 22-jährigen Anführer der Proteste haben die Hamas-Schergen qualvoll zu Tode gefoltert und seinen entsetzlich zugerichteten Leichnam vor dem Haus seiner Familie abgelegt. Zuvor hatten sie bereits seinen Bruder umgebracht. Haben Sie den Aufschrei derer gehört, die sich ansonsten so hingebungsvoll für das Schicksal der Gaza-Bevölkerung ins Zeug legen? Nein? Kein Wunder: Einen Aufschrei, der nur entfernt mit den alltäglichen Attacken auf Israel vergleichbar wäre, gab es nicht.
Was hinter der aggressiven Israelfixierung der „Empörten“ steckt? Ja, was wohl? Ohne Judenhass ist das alles nicht zu erklären. Bei vielen, gerade bei uns in Europa und Amerika, dürfte aber noch etwas hinzukommen. Für viele hier sind die Juden und der jüdische Staat nur Sinnbild, gewissermaßen Chiffre für den Westen, dessen bürgerliche Gesellschaft mit Marktwirtschaft, klassischer Demokratie und Freiheit sie verabscheuen. Da trifft sich dann radikal-muslimischer Hass auf Juden und den gesamten Westen mit linksradikalem „Antikapitalismus“ und „Postkolonialismus“, was sich in Frankreich bereits unter dem Begriff „Islamogauchisme“ vermählt hat.
Die Distanz zum eigenen Land, zum eigenen Kulturkreis, dessen Traditionen und Errungenschaften ist in weiten Teilen der modernen Linken längst Grundpfeiler des Weltbilds. Haben Sie Grünen-Chef Felix Banaszak würgen gesehen, als er im ZDF-„Sommerinterview“ sagen sollte, was er von „Vaterlandsliebe“ halte? „Ich kann mit dem Begriff ,Liebe' für so etwas Abstraktes ... Aber das soll jeder für sich entscheiden.“
Die Israelis lieben ihr Vaterland dagegen ausgesprochen konkret, denn es schützt sie vor dem Judenhass in der Welt. Das macht sie neben ihrer westlichen Gesinnung aber nur noch verdächtiger für ihre linken Feinde.