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„Shrinkflation“, „Skimpflation“ und „Drip Pricing“ – so heißt es heute, wenn Preise fast unbemerkt vom Verbraucher ansteigen, ohne dass sich dieses in der offiziellen Teuerungsrate niederschlägt
In den letzten zwölf Monaten kletterte die Inflationsrate in Deutschland von 3,8 auf 7,5 Prozent. So stark hat sich der Inhalt eines vom Statistischen Bundesamt definierten Produktwarenkorbes verteuert. Allerdings widerspiegelt dieser Preisanstieg nur die offizielle, sichtbare Inflation, die jedem Verbraucher ins Auge sticht, wenn er nun beispielsweise drei Euro für ein Stück Butter bezahlen muss.
Dem gegenüber steht die versteckte und manchmal fast unsichtbare Inflation, welche die Konsumenten letztlich genauso belastet. Deren Hauptformen sind die Shrinkflation, die Skimpflation (siehe Artikel unten) und das Drip Pricing (siehe Artikel rechts). In allen diesen drei Fällen geht es gleichermaßen darum, dass die Kunden nun weniger für ihr Geld bekommen als bisher, wobei dies anders als im Falle des Auftauchens neuer Preisschilder aber eben nicht auf Anhieb erkennbar ist und auch die Statistiker vor Probleme stellt.
Dabei lässt sich die Shrinkflation – abgeleitet vom englischen Wort „Schrumpfen“ – aber zumindest noch teilweise nachweisen und erfassen. Sie entsteht dadurch, dass Hersteller die Warenpreise pro Gewichtseinheit oder Stück erhöhen, dies aber gegenüber den Verbrauchern zu kaschieren versuchen, indem sie den Artikel oder die Packung verkleinern beziehungsweise die Anzahl der Artikel in Großpackungen reduzieren. So wurden beispielsweise die Riegel von Toblerone durch größere Lücken zwischen den charakteristischen Schokoladenspitzen um 30 Gramm erleichtert.
Andere Firmen bringen dahingegen Schachteln mit Teebeuteln in Umlauf, die nur noch 80 statt 100 Stück enthalten
– bei gleichem Preis, versteht sich. Eine typische Form der Shrinkflation ist zudem, wenn Klopapierrollen plötzlich weniger Blätter enthalten, aber genauso viel kosten wie vorher. Manche Unternehmen ersetzen ihre alten Packungen auch ganz demonstrativ durch halb so große Nachfolger, wobei der Preis indes nicht halbiert, sondern in deutlich geringerem Maße reduziert wird.
Angesichts dessen veranstalten Verbraucherschützer seit einiger Zeit Wettbewerbe wie die Suche nach der „Mogelpackung des Jahres“. Den ersten Preis gewann hier 2021 die Homann Feinkost GmbH in Bad Essen, die eine Design- und Namensänderung für ihre Paprikasoße nutzte, um die Füllmenge von 500 auf 400 Milliliter zu verringern, wobei der Handel dann auch noch mehr Geld für das neue Produkt verlangte, sodass letztlich eine Preissteigerung von über 50 Prozent herauskam.
Auch bei Rama ist weniger drin
Laut Christoph-Martin Mai, dem Referatsleiter Verbraucherpreise beim Statistischen Bundesamt, fließen solche Dinge jedoch in die Berechnung der Inflationsrate ein. „Verringert ... ein Anbieter die Verpackungsgröße eines Produktes bei gleichbleibendem Preis, wird dies in der Preisstatistik wie eine Preiserhöhung behandelt“, beteuerte er.
Allerdings steht zu vermuten, dass derartige und andere Manipulationen jetzt immer öfter untergehen, weil die Statistiker schlichtweg überfordert sind, wenn Tausende und Abertausende von Herstellern flächendeckend mit Packungsgrößen und Stückzahlen jonglieren. Zuletzt ist Rama im August unangenehm damit aufgefallen, dass neuerdings bei gleichem Preis in der gleichen Bechergröße statt 500 nur noch 400 Gramm Streichfett enthalten sind.
Auf jeden Fall reagieren Verbraucher sehr allergisch auf die Shrinkflation, denn eine langfristig tragfähige Produzent-Konsument-Beziehung basiert auch auf Vertrauen und Fairness. Daher empfinden die Kunden es als hinterhältig, wenn der Warenwert heimlich, still und leise geschmälert wird. Oder der Hersteller gar die Dreistigkeit besitzt, einen „neuen“ Artikel zu präsentieren, wobei die „Erneuerung“ aber lediglich darin besteht, dass die Verpackung weniger Inhalt aufweist. Schließlich wollen die Verbraucher korrekte Informationen erhalten, um fundierte und rationale Kaufentscheidungen treffen zu können.
Dahingegen streben die Unternehmen danach, ihre Kunden zu halten, auch wenn höhere Einkaufspreise für Rohstoffe Preiserhöhungen unumgänglich erscheinen lassen. Und Marktpsychologen sind nun einmal zu der Erkenntnis gelangt, dass das „Schrumpfen“ der Ware letztlich immer noch weniger abschreckend wirkt als deren explizite Verteuerung.
Gleichzeitig versucht man aber, den Leuten die Shrinkflation doch irgendwie schmackhaft zu machen. Dabei kommen im Moment vor allem zwei Strategien zum Einsatz. Einerseits heißt es, die kleineren Packungsgrößen seien deutlich praktischer. So bezeichnete Homann sein 400-Milliliter-Soßenglas angesichts der demographischen Entwicklung, die zu mehr Single-Haushalten führe, als nachgerade „ideal“. Andererseits wird die angebliche Umweltfreundlichkeit der neuen Verpackungen gepriesen.
sitra achra am 28.08.22, 11:06 Uhr
Da kann Abhilfe geschaffen werden nach dem bewährten Motto fdH, friss' die Hälfte! Es täte dem übergewichtigen Wohlstandspack gut, den Wohlstandsspeck loszuwerden.
Ist gesünder und spart Gesundheitskosten.
Tom Schroeder am 25.08.22, 20:07 Uhr
Die Inflationsberechnung it ja auch witzig - Verbesserunge i den Produkte werden bei z.B. gleichen Preisen als inflationsmindernd betrachtet!??? Was nuetzt mir ein toller Fernseher mit sich 3x im Kreis drehendem Dolbysourround, wenn die Dinge des notwendigen taeglichen Gebrauchs wie Butter, Brot, GEmuese, Fleisch, Reis und Kartoffeln 3x teuerer werden? Ohne die Gelddruckerei des euro waere es halb sio wild - sfr laesst ruessen.