07.06.2025

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Beunruhigende Entwicklungen in China

Die Zahlenakrobaten der Volksrepublik

Gibt es wirklich mehr als eine Milliarde Chinesen? Peking übertüncht seine demographischen Schwächen

Wolfgang Kaufmann
06.05.2025

In der Volksrepublik China sollen derzeit über 1,4 Milliarden Menschen leben. So lautet die offizielle Angabe der Regierung in Peking, welche angeblich auf der letzten Volkszählung von Ende 2020 beruht. Allerdings mehren sich in letzter Zeit Berichte aus dem Reich der Mitte, denen zufolge es seitdem einen gravierenden Bevölkerungsschwund gegeben habe. Videos, die in den sozialen Medien kursieren, zeigen verlassene Dörfer und leere Straßen in den Großstädten, die vor einigen Jahren nur so vor Menschen wimmelten. Ebenso sieht man kaum noch Wanderarbeiter auf den Baustellen.

Dies passt zu den Ergebnissen des sogenannten Shanghai-Leaks. Ein Hacker mit dem Decknamen „ChinaDan“ knackte die verschlüsselte Datenbank des Büros für Öffentliche Sicherheit mit persönlichen Informationen über 970 Millionen Chinesen. Kurz darauf bestätigten zwei IT-Experten unabhängig voneinander, dass der Internetkriminelle keine Teildaten, sondern tatsächlich die vollständige Datenbank erbeutet hatte. Somit besteht eine Differenz von mehr als 400 Millionen zwischen der offiziell genannten Bevölkerungszahl und dem Datensatz der Sicherheitsbehörden.

Das bewog den kritischen Journalisten Xing Rentao zu der Frage: „Wohin sind diese 400 Millionen Menschen verschwunden?“ Dann meinte er, dass nur ein „großflächiger epidemischer Tod eine vernünftige Erklärung“ sei, während der Professor an der Universität Sydney, Feng Chongyi, mit Blick auf die Informationspolitik der chinesischen Führung hinsichtlich der Zahl der Corona-Opfer hinzufügte: „Jeder weiß, dass Peking lügt.“

Nur 37 Covid-Tote?
Und tatsächlich können die Zahlen der chinesischen Behörden keineswegs stimmen. Hierzu einige Beispiele: Nach dem Scheitern der Null-Covid-Politik mit äußerst strengen Lockdowns und weiteren Zumutungen für die Bevölkerung meldete die Nationale Gesundheitskommission intern 248 Millionen Covid-19-Neuinfektionen in den ersten 20 Tagen des Dezembers 2022, was ebenfalls durch ein Datenleck bekannt wurde.

Ungeachtet dessen behauptete das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention (CCDC) am 8. Januar 2023, dass seit dem 7. Dezember 2022 nur 37 Bürger an dem Corona-Virus gestorben seien. Dann wiederum korrigierte das CCDC diese Zahl nach anhaltender internationaler Kritik, die auch von Seiten der Weltgesundheitsorganisation WHO kam, auf 59.983. Dabei blieb das Zentrum aber dabei, dass es in China zwischen Januar 2020 und Januar 2023 nur 113.926 Corona-Tote gegeben habe.

In den USA verzeichnete man – bei 335 Millionen Einwohnern – im gleichen Zeitraum etwa zehnmal so viele Opfer des SARS-CoV-2-Virus. Zusätzlich grassierten in der Volksrepublik auch nach dem offiziellen Ende der Corona-Pandemie mehrere Wellen von offenbar recht schweren Atemwegserkrankungen.

Angesichts der Berichte aus China liegt es also durchaus im Bereich des Möglichen, dass in dem Land inzwischen weniger als eine Milliarde Menschen leben. Und das hätte dann natürlich Folgen, so der Demograph Yi Fuxian von der University of Wisconsin. Beispielsweise würde die gesamte Wirtschafts-, Verteidigungs- und Außenpolitik des Reiches der Mitte auf falschen Grundlagen beruhen. Das Gleiche gelte für die staatliche Familienplanung.

Niedergang schon seit 1990
Allerdings müsse Peking an der hohen Zahl festhalten – zum einen, um weiterhin seine internationalen Ansprüche mit dem Argument der „1,4 Milliarden Chinesen“ untermauern zu können, und zum anderen, um eine gigantische Blamage zu vermeiden. Denn wenn seit 2020 tatsächlich 400 Millionen Bürger der Volksrepublik verstorben seien, würde dagegen sogar die menschengemachte Hungersnot während Maos Großem Sprung zwischen 1958 und 1961 mit bis zu 50 Millionen Toten verblassen. Xi Fuxian ist allerdings der Auffassung, dass der demographische Niedergang in China bereits 1990 einsetzte. Das war das Jahr nach der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste, mit der die Zeit des innenpolitischen „Tauwetters“ endete.

Auf jeden Fall basiert auch die China-Politik der westlichen Staaten auf irrigen Prämissen, wenn die Zahl der Chinesen tatsächlich deutlich niedriger liegt als angenommen. So wäre das Menschenreservoir der Volksbefreiungsarmee lange nicht so groß wie befürchtet, was die militärische Schlagkraft Chinas verringern würde. Darüber hinaus sähen die Aussichten für die Wirtschaft des Reiches der Mitte noch trüber aus als in den bisherigen pessimistischen Prognosen internationaler Investmentgesellschaften.

Ebenso könnte von einem expandierenden Absatzmarkt in China keine Rede mehr sein. Insofern läge es im ureigensten Interesse des Auslandes, die Berichte über den Bevölkerungsschwund in der Volksrepublik zu verifizieren oder zu widerlegen, was aber beides ohne die Mitwirkung Pekings unmöglich ist.


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