27.07.2024

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„Gustloff“-Tragödie

Drei erste Male zur Gedenkfeier

In Gdingen fand anlässlich des Jahrestags des Schiffsuntergangs wie seit Jahren eine Veranstaltung statt

Uwe Hahnkamp
12.05.2024

Inzwischen ist es 79 Jahre her, dass Anfang 1945 die drei Flüchtlingsschiffe „Wilhelm Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“ torpediert und versenkt wurden, wobei insgesamt etwa 20.000 Menschen ums Leben kamen. Dieser Ereignisse und der Toten gedenkt jedes Jahr seit inzwischen 28 Jahren der Bund der deutschen Bevölkerung in Gdingen mit seinem Vorsitzenden Benedikt Reschke. In diesem Jahr wurde am 13. April an die Tragödie dieser Schiffe erinnert.

Die Veranstaltung, die Reschke und sein Team seit 1997 organisieren, hat ihren traditionellen Verlauf, der in der Seefahrerkirche in Gdingen mit ihren beeindruckenden Vitragen ihren Anfang nimmt. In der Kirche der Muttergottes der unaufhörlichen Hilfe und Petrus, des Fischers, so der offizielle Name, kümmert sich der Redemptoristenpater Edward Pracz um Seeleute aus aller Herren Länder und auch um die Deutschen und Polen, die der im Jahr 1945 versenkten Schiffe mit Flüchtlingen aus Ostdeutschland gedenken wollen.

Aus Allenstein waren zwei Gäste zum ersten Mal zur Gedenkfeier gekommen. Dariusz Preuss vom Vorstand der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit wollte bereits seit Jahren die Feierlichkeit besuchen und hatte endlich Zeit dafür gefunden. Sein Vater Klaus war als Siebenjähriger mit Geschwistern und schwangerer Mutter bereits auf einer Schaluppe auf dem Weg zur „Wilhelm Gustloff“, als seine Schwester auf die Toilette musste und sie wieder ausstiegen. Sehr viel mehr habe der Vater, so Preuss, aus jener traumatischen Zeit auch nicht erzählt.

Vater beinahe an Bord, Mutter an der Zeitenwende
Mehr Familiengeschichte gesammelt hat Wiktor Marek Leyk. Er ist seit 30 Jahren Beauftragter für Minderheitenfragen, erst des Woiwoden von Allenstein, später des Marschalls von Ermland-Masuren, und mit allen nationalen und ethnischen Minderheiten der Region verbunden. „Jeder Krieg bringt Unglück und das größte trifft die Zivilbevölkerung. Diese Feier erinnert gerade an diese zivilen Opfer. Und die Lage kann sich schnell ändern. Meine Mutter, im Jahr 1939 Abiturientin in Warschau, sagte immer: ,Zwischen Krieg und Frieden ist nur ein kleiner Moment'“, erklärte er bei der Andacht am Hafen von Gdingen seine Motivation. Daher seien solche Begegnungen zwischen Menschen und auch Ländern so wichtig.

Vor dem Anzünden der Grabkerzen und dem Werfen der Blumenkränze in die Ostsee ergriff auch der Vorsitzende des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), Rafał Bartek, das Wort. Für ihn war es ebenfalls das erste Mal auf der Gedenkfeier in Gdingen. „Wie Generalkonsulin Pieper halte ich die Erinnerung gerade in den Zeiten der gegenwärtigen Kriege für dringend nötig. Die Tragödie der Schiffe zeigt, dass es im Krieg keine sicheren Plätze gibt und geben wird und unser Einsatz in unserer Zeit um so wichtiger ist“, gab er den Gästen der Feier zu bedenken. Zwanzig Jahre Polen in der Europäischen Union seien dabei ein gutes Zeichen.

Ähnlich hatte sich Cornelia Pieper, die Generalkonsulin der Bundesrepu-blik Deutschland in Danzig, in ihrer Ansprache nach dem Gottesdienst in der Seefahrerkirche geäußert, den Domherr Andre Schmeier aus Allenstein, Pastor Wojciech Fröhlich aus Stolp und Pastor Sebastian Niedźwiedziński aus Gdingen gewohnt souverän leiteten. Ebenso gekonnt und sehr hörenswert begleitete der Gdingener Kammerchor unter der Leitung von Piotr Klemenski die Feier in der Kirche.

Im Sturm der Zeit
Geradezu treffend war der Predigttext des Tages aus dem Johannesevangelium, in dem die Jünger Jesu in einen Sturm geraten, aus dem er sie errettet. Dem Sturm der Zeit, der die Menschen heute bedrängt, setzten die polnischen und deutschen Teilnehmer der Gedenkfeier für die Opfer der Flüchtlingsschiffe im Gottesdienst ihr Gebet, in der Petrus-Kapelle vor der Gedenktafel für die Schiffe ihr Gedenken und an der Gdingener Uferpromenade mit Blumenkränzen ihre Wünsche und Hoffnungen entgegen. Alle gemeinsam.


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