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Nach dem verheerenden Northvolt-Debakel könnte nun auch Grüner Stahl in Schweden ein teurer Rohrkrepierer werden
Nach der Northvolt-Pleite sorgt man sich in Schweden vor einem weiteren Finanzdebakel infolge der „grünen Transition“. Der aufkommende Verdacht richtet sich gegen das schwedische Start-Up Stegra, das 2020 mit dem Versprechen angetreten war, in Europa Vorreiter auf dem Weg zur „Kohlenstoffneutralität“ des Stahlsektors zu werden. Wegen zahlreicher Parallelen galt Stegra in Schweden als Northvolts Schwester. Dort ist die Wut über die Northvolt-Pleite grenzenlos. Umso mehr, als sich daraus jetzt die Frage ergibt: „Wird Stegra der nächste grüne Crash?“ In Deutschland prüft aktuell bereits der Bundesrechnungshof die Förderung des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein von 600 Millionen Euro für den Bau der Batteriefabrik in Heide durch eine Northvolt-Tochtergesellschaft.
Seit September 2024 heißt „H2Green-Steel“ nun Stegra. Man sammelte für die Idee, Eisen und Stahl fossilfrei herzustellen, mit einer ehrgeizigen Zeitleiste für die gesteckten Produktionsziele von deutschen und internationalen Kapitalgebern hohe Summen ein: insgesamt 6,5 Milliarden Euro. Jetzt erinnert man sich schaudernd daran, dass der vermeintliche Batteriehersteller Northvolt seine privaten und staatlichen Investoren offenbar jahrelang mit der falschen Behauptung hingehalten hat, dass in seinem nordschwedischen Werk in Skellefteå seit 2021 Autobatterien mit allem, was dazu gehört, selbst hergestellt worden seien.
Ebenfalls in Nordschweden will das Unternehmen Stegra demnächst die von der EU angeordnete ökologische Wende in der Stahlindustrie vollziehen. Dort will man in verschiedenen Fabrikhallen auf 75 Hektar ab 2027 Eisen und Stahl mit Hilfe von sogenannten grünem Wasserstoff aus Windstrom herstellen. Dabei ist der angekündigte Produktionsstart bereits um ein Jahr verschoben worden. Für die Elektrolyseanlage wird eine Leistung von 800 Megawatt angegeben.
Die jährliche Stahlerzeugung werde anfangs 2,5 Millionen Tonnen betragen, ab 2030 fünf Millionen Tonnen. BMW, Porsche, Mercedes-Benz, Kunden aus dem Nutzfahrzeugbereich und der Möbelindustrie haben laut Stegra bereits Zehntausende Tonnen Stahl vorbestellt. Stegra-Chef Henrik Henriksson spricht von einer neuen Ära. Den Neubau eines Stahlwerks dieser Größe gab es in Europa seit Jahrzehnten nicht. Man werde beweisen, dass grüner Stahl aus europäischer Fertigung eine Chance auf dem Markt hat.
Northvolt wurde als „grünes“ Technologieunternehmen von der schwedischen Öko-Investmentfirma Vargas gegründet, die auch Stegra half aufzusteigen. Wie Northvolt warb Stegra mit Versprechen im Bereich der Superlative für Investitionen in die angebliche Zukunftstechnologie: Man werde das erste integrierte Stahlwerk auf Basis von erneuerbarem Wasserstoff errichten und damit die erste Anlage für die großtechnische Produktion von grünem Eisen und grünem Stahl weltweit.
Hohe Verluste und eine Krise
Als Grundlage dafür werde der „weltweit größte Elektrolysepark“ entstehen. Etwas später hieß es, es werde eine der größten Elektrolyseanlagen in Europa entstehen. Die Arbeit mit „Grünstrom“ sei ein wichtiger Schritt, um die Reduzierung der Industrieemissionen in Europa zu beschleunigen. Mit Uniper und dem Schweizer Energiekonzern Axpo wurden Energielieferungsverträge mit siebenjähriger Laufzeit ab 2027 geschlossen. Thyssenkrupp Nucera habe mit der Auslieferung der Elektrolysemodule begonnen. Für die Herstellung von Flachstahl in einem Minimill-Stahlwerk und weitere Fabrikanlagen wurde die SMS Group mit Sitz in Düsseldorf beauftragt. Die Liste allein der deutschen Vertragspartner und Kunden ist lang. Bis Januar hat Stegra nach eigenem Bekunden Lieferverträge mit insgesamt 30 Kunden in Europa mit einem Volumen von 11,3 Milliarden Euro abgeschlossen. Man werde in drei weitere Länder expandieren. Die Bundesregierung wollte das Projekt durch Übernahme von Exportkreditgarantien unterstützen.
Das Magazin „Capital“ recherchierte und kam zu einer realistischen Beurteilung des Vorhabens: „Grüner Stahl: Die Umstellung ist für die Industrie ein Überlebenskampf. Gigantische Kosten, unsichere Erlöse – die Transformation auf grünen Stahl stürzt viele Hersteller in Existenzsorgen. Doch für eine Umkehr ist es oft schon zu spät.“ Gemeint sind offenbar ThyssenKrupp und Salzgitter. Eine im Mai im Fachblatt „Ressource and Energy Economics“ veröffentlichte Studie zweier schwedischer Wirtschaftswissenschaftler dürfte die Furcht vor dem nächsten „grünen Reinfall“ befeuern. Die Autoren arbeiteten mit Rahmendaten, die ähnliche Bedingungen wie bei Stegra simulieren. Die Überschrift ihrer Studie lautet „,Green' steel investments in the EU: Pie in the sky?“ Die Forscher warnen vor einer Sozialisation der zu erwartenden hohen Verluste. In der EU bahne sich eine Stahlkrise wie zuletzt in den 70ern an.