18.10.2025

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Wasser

Durst und Dürre in der Geschichte

Die Spanierin Virginia Mendoza hat aufgrund eigener Erfahrungen mit Trockenheit den Umgang früherer Kulturen mit der Problematik untersucht

Dirk Klose
18.10.2025

Die spanische Region La Mancha südöstlich von Madrid gilt als die trockenste Region Europas. Hier ist die Kulturwissenschaftlerin Virginia Mendoza mit den Erfahrungen vieler Generationen von Dürren aufgewachsen. Ihr Großvater war verantwortlich für die Wasserreserven ihres Dorfes, wodurch sie schon früh für Wasserknappheit und ausbleibenden Regen sensibilisiert wurde. Wohl auch aus diesem immer präsenten Gefühl heraus hat sie ihr Buch geschrieben.

Wenn Wasser knapp wird oder fehlt, leiden die Menschen: „Durst ist eine treibende Kraft der Menschheit“, schreibt sie, und weiter: „Er treibt uns an, fordert uns; er drängt uns zum Tun. Er ist wie das Dopamin, das wir ausschütten, wenn wir ihn stillen.“ Die Autorin geht bis in die Anfänge der Menschheitsgeschichte zurück mit der Frage, wie Menschen reagiert haben, wenn sie von Dürren bedroht wurden.

Für ihren Rückblick auf die frühesten Menschen in Afrika und Europa (Neandertaler) fasst sie Forschungen aus Anthropologie und Paläontologie, vor allem aber aus der Archäologie zusammen. Und immer wieder kommt sie, erinnernd und erzählend, auf ihre spanische Heimat zurück, wo sich wegen der widrigen klimatischen Bedingungen manche Formen von Regengebeten, die schon Cervantes im „Don Quichotte“ nennt, und Bittprozessionen durch Jahrhunderte gehalten haben.

Die Wanderungen früher Nomadenvölker waren fast immer eine Reaktion auf lebensbedrohliche Klimaveränderungen; diese trieben Menschen über fast alle Kontinente. Erste wirkliche Kulturen bilden sich im „fruchtbaren Halbmond“, dem großen Landbogen von Ägypten über Palästina, Syrien und das Zweistromland bis zum Persischen Golf. Archäologische Funde zeigten, dass diese ersten Zivilisationen gerade dem Wasser durch die Anlage von Kanälen und Speichern besondere Aufmerksamkeit widmeten, wovon auf Tontafeln schriftliche Aufzeichnungen zeugen. Alle frühen Kulturen hatten sich Regengottheiten geschaffen, denen mitunter auch Menschen geopfert wurden.

Zum Thema Durst und Dürre ist Mendozas Buch ein anregender Ausflug in die frühe Menschheitsgeschichte gelungen. Eine anfängliche Überraschung, dass man nichts über aktuelle Probleme erfährt, weicht schon bald dieser locker erzählten und faktenreichen Darstellung. Was uns heute bedrückt, belastet die Menschen seit Anbeginn: Die Suche nach Wasser ist ein zentrales Motiv in der Menschheitsgeschichte; das wird nie aufhören, und Durst ist dabei der deutlichste Antreiber.

Virginia Mendoza: Die Suche nach Wasser. Eine Menschheitsgeschichte“, Insel Verlag, Berlin 2025, gebunden, 332 Seiten, 25 Euro


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