Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Vor 225 Jahren kam die Fürstin von Liegnitz in Dresden zur Welt: Luises Nachfolgerin an der Seite Friedrich Wilhelms III.
Als Preußens fünfter König starb, folgte seinem Sarg keine seiner beiden Ehefrauen. Die erste konnte nicht. Und die zweite durfte nicht. Die erste war Königin Luise. Die viel zu früh verstorbene, sicherlich beliebteste preußische Herrschergemahlin war zum Zeitpunkt der Beerdigung Friedrich Wilhelms III. 1840 bereits 30 Jahre tot. Diverse Bilder zeigen die trauernde Familie mit dem König an der Spitze an ihrem Sterbebett. Unvergesslich die sterbende Luise und ihr aufgelöster Ehemann am Ende des Films „Königin Luise“ aus dem Jahre 1957 mit Ruth Leuwerik und Dieter Borsche als Königspaar.
Wenn man nun allerdings annehmen sollte, dass dies das Ende des Liebeslebens des Witwers gewesen wäre, liegt man falsch. Ihm war zum Glück eine weitere Liebe vergönnt. 1824 heiratete er die Gräfin Auguste von Harrach. Der Preuße und die gebürtige Dresdnerin aus einem österreichischem Adelsgeschlecht hatten sich zwei Jahre zuvor auf einer Kur des Königs im böhmischen Teplitz kennen- und liebengelernt.
Ähnlich Luise wird auch Auguste als eine sympathische, gewinnende Frau sowie eine liebe- und hingebungsvolle Ehegattin beschrieben. Sie hatte gegenüber ihrer Vorgängerin allerdings ein paar Nachteile beziehungsweise Eigenschaften, welche die Eheschließung erschwerten. Das fängt damit an, dass sie katholisch war. Erst zwei Jahre nach der Eheschließung trat sie zum Protestantismus über. Nicht ändern konnte sie dagegen den Altersunterschied von immerhin drei Jahrzehnten. Mit ihrem Geburtsdatum 30. August 1800 hätte sie problemlos Friedrich Wilhelms Tochter sein können. Am schlimmsten beziehungsweise schwerwiegendsten war indes, dass die Gräfin nicht einem regierenden Hause entstammte und damit einem preußischen König als nicht ebenbürtig galt. Da half es auch nichts, dass ihr Mann sie zur Fürstin von Liegnitz und Gräfin von Hohenzollern kürte. Die Heirat in der Kapelle von Schloss Charlottenburg wurde deshalb auch zunächst geheim gehalten. Und es kam nur zu einer Trauung zur linken Hand. Die Ehe war also morganatisch. Der Ehemann wird mit den Worten zitiert: „Meine zweite Gemahlin soll keine Königin, aber vor Gott und den Menschen meine rechtmäßige Ehefrau sein.“
Entsprechend schwach war ihre Stellung bei Hofe. Im Hofprotokoll rangierte sie noch hinter den jüngsten Prinzen und Prinzessinnen des Hauses. Auch politisch trat sie nicht weiter in Erscheinung – und damit niemandem auf die Füße. Vielmehr erwarb sie sich gerade in den letzten Monaten ihrer Ehe einen gewissen Respekt in der Familie, die anerkannte, wie sie ihren Ehemann in dessen Endphase liebevoll pflegte. An der Trauerfeier für ihren Mann im Berliner Dom durfte sie ob der fehlenden Ebenbürtigkeit trotzdem nicht teilnehmen.
Wenn die Witwe auch durch das Protokoll gedemütigt wurde, so hatte sie doch materiell nichts auszustehen. Die Apanage war ausreichend. Das Prinzessinnenpalais, das sie seit 1824 bewohnte, blieb ihr als Wohnquartier erhalten. Außerdem bewohnte die Witwe die Villa Liegnitz am Eingang des Parks von Sanssouci und die Villa Auguste in La Tour-de-Peilz am Genfersee. Nennenswerte familiäre Verpflichtungen hatte sie keine, denn ihre einzige Ehe war kinderlos geblieben. Sie nutzte diese Freiheit für Reisen in die Schweiz sowie nach Florenz, Rom und England.
Während eines Kuraufenthalts in Bad Homburg verstarb die Fürstin und Gräfin am 5. Juni 1873. Ihre letzte Ruhestätte fand sie im Mausoleum Charlottenburg.