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Der an NATO-Missionen in der Ukraine beteiligte Schweizer Jacques Baud räumt auf mit in den Medien verbreiteten Mythen um den Ukrainekrieg
Schenkt man dem französischsprachigen Wikipedia-Artikel über Jacques Baud Glauben, dann ist der ehemalige Schweizer Geheimdienstler, der sowohl für die NATO als auch die UN gearbeitet hat, einer der schlimmsten Verschwörungstheoretiker und Putin-Apologeten, die es gibt.
Kaum verwunderlich, denn in seinem Buch „Putin. Herrscher des Geschehens?“, das zuerst auf Französisch erschien, arbeitet Baud sich am Schema der Fernsehsendung „C dans l'air“ des Kanals France 5 ab. Den Experten, die dort zur Ukrainekrise zu Wort kamen, wirft Baud Ignoranz, Empa-thielosigkeit und Arroganz vor. In zahlreichen Beispielen weist Baud zudem nach, wie französische Journalisten dem russischen Präsidenten Putin Worte in den Mund legen sowie Zitate verkürzt, verfälscht oder in falschem Kontext wiedergegeben haben.
Ein Beispiel ist die Berichterstattung über Russlands „hybriden Krieg gegen den Westen“ in den Zeitungen „Le Temps“ und „La Croix“, indem sie einen Artikel des russischen Generalstabschefs Walerij Gerassimow von 2013 mit dem Titel „Der Wert der Wissenschaft für die Vorausplanung“ als Doktrin bezeichneten, die „von Wladimir Putin höchstpersönlich“ genehmigt worden sei, was jedoch nicht der Wahrheit entsprach. Was war passiert? Der britische Historiker und Sicherheitsexperte Mark Galeotti hatte den Artikel als „Gerassimow-Doktrin“ bezeichnet und behauptet, er beschreibe das russische Konzept vom hybriden Krieg. Als selbst die NATO 2015 an der Existenz eines solchen zweifelte, sah Galeotti sich gezwungen, zuzugeben, dass er die „Gerassimow-Doktrin“ erfunden hatte.
Baud analysiert die Zuspitzung der russisch-ukrainischen Beziehungen seit dem „Majdan-Coup“ von 2014. Der Kiewer Regierung wirft er zahlreiche Fehler im Umgang mit der russischsprachigen Bevölkerung vor. Der größte sei gewesen, aus Mangel an Sicherheitskräften militärisch gegen zunächst friedliche Demonstranten vorzugehen.
Dem Westen wirft er vor, die eigenen Werte für eine Ideologie zu opfern anstatt sie zu verteidigen. Baud stellt unbequeme Fragen, deren Antworten die Verantwortlichen eigentlich zur Einsicht und Umkehr führen müssten. Das Buch ist zu verstehen als ein Appell an die Vernunft, an die Rückkehr zu den Fakten und daran, endlich den Dialog zu beginnen. Mit dieser Forderung steht er längst nicht mehr alleine da.
Wer sich eine Meinung außerhalb der in den offiziellen Medien geäußerten bilden will, dem sei die Lektüre dieses Buchs dringend empfohlen.