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Reisen in schwieriger Zeit – Eine Hamburger Reiseleiterin berichtet über die Bedingungen seit Pandemie und Ukrainekrieg
Die in Hamburg ansässige Reiseagentur Russland Reisen Romanova hat seit fast zwei Jahrzehnten regelmäßig Städte-, Sprach- und Gruppenreisen ins nördliche Ostpreußen durchgeführt und Individualtouristen bei ihren Reisen in die Russische Föderation mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Natalia Romanova, die Leiterin des spezialisierten Reisebüros erzählt von ihren Plänen für dieses Jahr.
Frau Romanova, seit drei Jahren finden Individual- oder Gruppenreisen aus der Bundesrepublik in die Russische Föderation kaum noch statt. Ab 2020 wegen der Corona-Pandemie, seit 2022 wegen des Ukrainekriegs. Wie ist es Ihnen – und Ihren Mitbewerbern – in der Zwischenzeit ergangen? Russland Reisen Romanova ist ja, wie der Firmenname schon sagt, auf Angebote für Reisen in die Russische Föderation spezialisiert.
Die Coronazeit war für unsere Branche allgemein sehr hart, speziell aber für mein Unternehmen, das auf Reisen in das ehemalige Ostpreußen spezialisiert ist, weil die Einreise auf dem Landweg aus Infektionsschutzgründen nicht stattfinden durfte. Dann, als das wieder erlaubt wurde, folgte ein weiterer Schlag – der Ukrainekrieg. Viele meiner Mitbewerber haben diesen doppelten Schlag nicht überlebt. Auch mein Reisebüro konnte nur weiter existieren, weil ich sämtliche Kosten radikal reduziert habe und nur auf Sparflamme, nämlich mit Visabeantragungen für Russland, weitergemacht habe. Und mit viel Geduld, die sich hoffentlich in diesem Jahr auszahlen wird – dieses Jahr bietet ja ein Jahrhundertereignis, auf das wir lange gewartet haben, nämlich das 300. Kant-Jubiläum, das in der Heimatstadt des Philosophen groß gefeiert wird. An diesen Feierlichkeiten teilzunehmen, lade ich alle Freunde und Interessenten Kants und Königsbergs herzlich ein.
Wie sehen die Bedingungen für Reisen nach Russland aktuell aus? Was wird benötigt?
Im Prinzip hat sich nichts verändert. Es wird nach wie vor ein Visum benötigt. Dafür benötigt man ein biometrisches Passfoto und einen noch mindestens sechs Monate gültigen Reisepass. Das Visum kann man dann elektronisch auf der Webseite der Botschaft der Russischen Föderation oder bei einem Reisebüro beantragen. Ersteres ist relativ preiswert und schnell, aber viele Antragsteller kommen mit dem Verfahren nicht gut zurecht. Die zweite Möglichkeit ist für die Antragsteller etwas teurer, aber eben deutlich einfacher. Ich zum Beispiel übernehme sämtliche Verfahrensschritte für meine Kunden.
Wie ist es um die Sicherheit der Reisenden bestellt? Ist angesichts der verschlechterten deutsch-russischen Beziehungen wegen des Ukrainekriegs mit Schwierigkeiten, etwa bei der Grenzabfertigung, zu rechnen?
Die Reisenden sind völlig sicher in Russland, das kann ich aus meiner Erfahrung definitiv sagen. Kein deutscher Tourist muss irgendetwas befürchten. In medizinischen Notfällen wird man kostenlos und auf hohem Niveau versorgt. Auch insofern hat sich nichts verändert. An der Grenze findet eine ganz normale Grenzabfertigung statt. Allerdings kann es in Stoßzeiten zu längeren Wartezeiten kommen. Der Ukrainekrieg hat bisher keine für den normalen deutschen Touristen spürbaren Auswirkungen auf die Grenzabfertigung gezeitigt. Und auf menschlicher Ebene ist das russisch-deutsche Miteinander so gut wie zuvor. Die Russen schätzen und achten die Deutschen sehr. Daran hat sich überhaupt nichts geändert. Russland ist ein sehr gastfreundliches Land.
Anlässlich des bevorstehenden 300. Geburtstags des deutschen Philosophen Immanuel Kant planen Sie eine Gruppenreise, bei der die Teilnahme an der offiziellen Feier geplant ist. Was erwartet die Teilnehmer? Wissen Sie, was von russischer Seite an Programmpunkten im Königsberger Gebiet geplant ist?
Kaliningrad feiert einen Ehrenbürger, der die Stadt weltberühmt gemacht hatte und möchte ihn ihrerseits ehren. Daran beteiligen sich zahlreiche Institutionen, etwa das Russische Ministerium für Bildung und Wissenschaft, die Kant-Universität, die Gebiets- und Stadtverwaltung, das Stadtmuseum und das Museum der Bildenden Künste. Geplant sind viele und vielfältige Veranstaltungen. Erwartet werden Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, aber auch Menschen, die mehr über Kant erfahren und die Stätten sehen wollen, an denen er gelebt und gewirkt hat.
Natürlich werden am 22. April 2024, an Kants Geburtstag, Blumen am Grab des Philosophen niedergelegt. Ein Kant-Forscher wird durch das Kant-Museum im Königsberger Dom führen. Die Stadtverwaltung hat im Dom ebenfalls Veranstaltungen vorgesehen. Außerdem werden an verschiedenen Tagen und Orten Vorträge der Internationalen Kant-Konferenz gehalten, zum Beispiel im Saal der Fischbörse am Pregelufer. Im Dom werden außerdem Konzerte mit Musik aus der Zeit Kants veranstaltet werden.
In Judtschen [Weselowka], wo Kant einst im Pfarrhaus die Söhne des örtlichen Pfarrers unterrichtete, wird das dort eingerichtete Museum ebenfalls diverse Veranstaltungen durchführen.
Es wird von der russischen Seite wirklich viel organisiert, und ich denke, es wird für jeden Interessierten, jeden Ostpreußenliebhaber, etwas dabei sein.
Sehen Sie eine Perspektive für eine Normalisierung nach Beendigung des bewaffneten Konflikts in der Ukraine? Wie könnte diese aussehen?
Ich bin keine Politikerin, aber natürlich bleibt nichts, wie es ist. Verhältnisse, Staaten, Menschen verändern sich laufend – alles fließt. Der Konflikt in der Ukraine wird irgendwann zu Ende sein, hoffen wir eher schneller als langsamer. Die Reiseunternehmen und Fluggesellschaften werden die ersten sein, die auf eine Normalisierung des derzeit in vielen Bereichen gestörten deutsch-russischen Verhältnisses drängen werden. Ich bin da ganz optimistisch.
Das Gespräch führte Manuela Rosenthal-Kappi
Informationen zur geplanten Reise anlässlich des Kant-Jubiläums unter www.romanova-reisen.de oder telefonisch unter (040) 22697074