22.02.2025

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Minderheitenrunde in Allenstein auf dem Podium (v.l.n.r.): Stefan Migus (Ukrainische Minderheit), Heinrich Hoch (Deutsche Minderheit), Jacek Ponierzialek, Andrzej Sakson, Wiktor Marek Leyk, Piotr Bilicki (Minderheit der Roma)
Bild: U.H.Minderheitenrunde in Allenstein auf dem Podium (v.l.n.r.): Stefan Migus (Ukrainische Minderheit), Heinrich Hoch (Deutsche Minderheit), Jacek Ponierzialek, Andrzej Sakson, Wiktor Marek Leyk, Piotr Bilicki (Minderheit der Roma)

Wiktor Marek Leyk

Ein Freund verabschiedet sich

Beauftragter für Fragen ethnischer und nationaler Minderheiten des Marschalls der Woiwodschaft Ermland-Masuren im Ruhestand

Uwe Hahnkamp
05.02.2025

Es ist eine lange Zeit, auf die Wiktor Marek Leyk, inzwischen ehemaliger Beauftragter für Fragen ethnischer und nationaler Minderheiten des Marschalls der Woiwodschaft Ermland-Masuren, in seiner Tätigkeit zurückblickt. „30 Jahre mit Minderheiten“ heißt das Buch, das er dazu verfasst hat. In einem Autorengespräch mit Jacek Poniedziałek von der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Thorn am 20. November in der Woiwodschaftsbibliothek in Allenstein, die gleichzeitig ein offizieller Abschied war, äußerte er sich darüber.

Der Konferenzsaal in der Zentrale der Bibliothek in der Straße des 1. Mai 5 war brechend voll, und das lokale Fernsehen und Radio hatten Mitarbeiter geschickt, um Leyk in seinen verdienten Ruhestand zu schicken. Die Woiwodschaft Ermland-Masuren ist bis heute die einzige in der Republik Polen, in der sowohl im Marschall- als auch im Woiwodschaftsamt eine Person beschäftigt ist, die für die Minderheiten zuständig ist, und noch Sejmik eine Kommission für diese Fragen existiert.

Es passte damals: Zeit, Gelegenheit, Region ...
In Krimis ist häufig die Rede von drei Faktoren, die jemanden verdächtig machen, nämlich Gelegenheit, Mittel und Motiv. Ein ähnlich magisches Dreieck, sogar Viereck, hat Poniedziałek, der aus Allenstein stammt, als Grund für die Bestellung und den langjährigen Erfolg des Minderheitenbeauftragten ausgemacht, und es sich gemeinsam mit Leyk im Gespräch vorgenommen.

Die Zeit: kurz nach 1990, nach den ersten freien Wahlen in Polen, den friedlichen Begegnungen mit den westlichen Nachbarn und dem deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag. Die polnische Währung durchlebt Turbulenzen und im Land erwachen ethnische und nationale Minderheiten und besinnen sich auf ihre Traditionen. Es ist eine Zeit des Um- und Aufbruchs, die Existenz verschiedener kultureller Wurzeln ist nach der Zeit des gewollten national monolithischen Polen nicht mehr verpönt.

Die Gelegenheit: Es ist auch die Zeit des Aufbruchs Polens in Richtung Europäische Union, der Prozess, der mit dem Beitritt Polens zur EU im Mai 2004 endete, kam gerade ins Rollen. Günter Verheugen führte damals die Verhandlungen und ein wichtiger Punkt dabei waren regelmäßig die Rechte der ethnischen und nationalen Minderheiten im alltäglichen Leben, in den Medien, in der Pflege ihrer Sprache, Bräuche und Traditionen. Daher auch der Ruf nach Menschen, die sich extra darum kümmern sollen.

... die Menschen ...
Die Region: In besonderem Maße griff das die Region der Republik Polen mit dem höchsten Anteil in der Bevölkerung an Minderheiten, nämlich das südliche Ostpreußen auf, das diese kulturelle Vielfalt bewusst als Reichtum, als positiv wahrnimmt und das immer wieder betont. Deutsche, die hier geblieben waren, Ukrainer, die hierher vertrieben wurden, Polen, die aus Polen, Weißrussland, der Ukraine und Litauen umgesiedelt wurden, Weißrussen, Litauer, Russen, Roma – es ist ein buntes Gemisch an Nationen und Ethnien, das dort lebt. Und sie wollten, auch das war ein Zeichen der Zeit, gehört werden.

Die Menschen: Beginnen wir mit Janusz Lorenz, dem damaligen Woiwoden von Allenstein. Bedrängt von ukrainischer und deutscher Seite, den zah­lenstärksten Minderheiten, entschied er sich salomonisch dazu, nicht einen Vertreter dieser beiden Gruppen zu seinem Beauftragten zu ernennen, sondern er trat damit an einen Menschen mit „doppelter Minderheit“ heran, den Masuren und Protestanten Leyk. So begann die lange Zeit, deren viele Facetten Leyk in seinem Buch beschreibt: das Abtasten und das beginnende Vertrauen, die infrastrukturellen Schwierigkeiten der Minderheiten, die Zusammenarbeit, Konkurrenz und Freundschaften. Immer wieder tauchen im Buch die Namen von Weggefährten auf, die sich alle auf ihre Weise für Minderheiten stark gemacht haben – und von denen viele zum Abschied und zur Lesung gekommen waren.

... und Freunde
Nicht mehr dabei sein konnte Miron Sycz, der als Vertreter der ukrainischen Minderheit in Sejmik, Sejm und Senat stets viel bewegt hat und der vor Kurzem verstorben ist. Ihm hat Leyk ein Kapitel seines Buchs gewidmet. Doch der heutige Vorsitzende der Minderheitenkommission Jarosław Słoma, die ehemalige Minderheitenbeauftragte beim Woiwoden Joanna Wańkowska-Sobieszak, Andrzej Sakson, der mit Masuren verbunden ist wie die Schauspielerin Irena Telesz-Burczyk mit der Minderheit der Roma, und Mitglieder der Kulturgemeinschaft „Borussia“ in Allenstein waren ebenso gekommen wie die jetzigen Vertreter der Minderheiten.

Beim Podiumsgespräch waren für die ukrainische und die deutsche Minderheit die Vorsitzenden Stefan Migus und Henryk Hoch sowie Piotr Bilicki als Nachfolger seines Vaters bei den Roma dabei und berichteten von ihren Erfahrungen, Schwierigkeiten und Zukunftsplänen. Sie betonten alle, dass das anfängliche Misstrauen schnell einem Gefühl der Anerkennung als vollwertige Partner der Verwaltungen gewichen sei – ein Verdienst gerade von Leyk als Person und Persönlichkeit. Es ist kein Zufall, dass er bei den Minderheiten der Region dafür bekannt ist, bei möglichst vielen ihrer Veranstaltungen dabei zu sein.

Wie erfolgreich diese Arbeit ist, darauf machte Leyk scherzhaft mit einer über die Region hinausreichende Anerkennung aufmerksam: „Es ist bezeichnend, dass das griechisch-katholische Bistum in Nordpolen, das viele Ukrainer religiös vereint, ,Allenstein-Danzig' heißt und nicht umgekehrt.“ Aus Allenstein kam denn auch die musikalische Umrahmung des Abends. Zu Beginn von der Minderheit der Roma mit Piotr Bilicki und seinem Sohn und zum Ende mit der Stimme und der Gitarrenmusik von Stefan Brzozowski von der bekannten Gruppe „Czerwony Tulipan“ („Rote Tulpe“).


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