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Ibi Bassams neues Buch ist keine Abrechnung eines alten Mannes, sondern schildert neben seinem Werdegang sein Wirken auf fünf Kontinenten und gibt seine Erfahrungen als Fremder in einem christlichen Land wieder
In seiner Autobiographie „Von Damaskus in die deutsche Diaspora“ beschreibt der Schöpfer der Leitkultur, Bassam Tibi, seinen Weg vom 68er-Sozialisten zum Islam-Kritiker und Warner vor linksgrünen Gesinnungsethikern und Deutschlandabschaffern.
Die christliche Zeitrechnung beginnt mit der Geburt des Erlösers, die islamische erst mit der Auswanderung des Islampropheten von Mekka nach Medina. Die Autobiographie von Bassam Tibi, einem der ersten Syrer in Deutschland, beginnt mit seiner Auswanderung nach Deutschland 1962. Tibi, Jahrgang 1944, geboren in Damaskus und seit 1976 deutscher Staatsbürger, gehört zu den einflussreichsten deutsch-syrischen Intellektuellen. Bekannt wurde er besonders durch seine Begriffe „Leitkultur“, „Euro-Islam“, „Parallelgesellschaft“ und „Scharia-Islam“, die seit der Massenzuwanderung der Syrer seit 2015/16 die zentralen Diskussionen um Integration, Verfremdung und religiöse Identität prägen.
Tibi war bis 2015 fünf Jahre SPD-Mitglied und fünf Jahre Mitglied von Merkels Expertenkommission Zuwanderung. Aufgrund seiner Kritik und Hinterfragung der Massenimmigration aus Syrien wurde er ab 2015 zum Enfant terrible der Linken und wurde aus allen Kommissionen, Talkrunden und Medien entfernt, nur weil er es wagte, als Syrer Kritik an den Syrern und deren massenhafter Migration nach Deutschland öffentlich zu äußern.
Über Nacht wurde Tibi vom Experten zum „Abweichler vom Konsens“, weil er es wagte, Angela Merkel Verwechslung einer „Offenen Gesellschaft“ mit „Offenen Grenzen“ vorzuwerfen. Von daher ist das Buch zum zehnten Jahrestag dieser Massenmigration der jungen syrischen Männer in die Sozialsysteme, die er als „Katastrophe“ bezeichnet, genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen. Auch gegenüber seinen muslimischen Landsleuten, sowohl sunnitischen wie schiitische, nimmt er kein Blatt vor den Mund und wirft ihnen Bildungs- und Integrationsverweigerung vor. Dem Islam hält er seine Kritikunfähigkeit vor, beides große Risiken für die Zukunft Deutschlands.
Vom Linken zum Islamkritiker
Tibis Autobiografie ist dennoch keine Abrechnung eines alten Mannes, sie liest sich eher wie ein Reisebericht seines Lebensweges. Sie beschreibt fünf Kontinente, auf denen Tibi lehrte und forschte, und zeigt, wie tiefgreifend die Transformation seiner Identität gewesen ist – vom religiös geprägten jungen Syrer hin zum kritisch denkenden Akademiker mit globalem Hintergrund. In der „Frankfurt Schule“ von Horkheimer, Arend und Adorno erlebte er den Wandel „vom Glauben zum Denken“ – ein prägender Abschnitt seiner geistigen Entwicklung.
In Deutschland aber blieb er stets „Passdeutscher“, ein hochqualifizierter Intellektueller, dem es jedoch stets an einem echten Gefühl der Zugehörigkeit mangelte, obwohl er seinem Sohn den christlichen Namen Fabian gab, eigentlich ein Unding für einen muslimischen Vater. Diesem Dilemma, seiner Sehnsucht nach Anerkennung, widmet er zentrale Passagen.
Tibis Lebenserinnerungen sind mehr als ein persönlicher Lebensbericht: Sie sind ein lebendiges Zeitzeugnis Deutschlands nach 1962. Er beschreibt Entwicklungen von der Anwerbung der „Gastarbeiter“ über die 68er-Bewegung, die deutsche Vereinigung, den ökologischen Zeitgeist bis zur Flüchtlingskrise 2015 – jeweils aus seiner einzigartigen Perspektive als global vernetzter Intellektueller.
„Von Damaskus in die deutsche Diaspora“ ist eine starke autobiografische Reflexion, die persönliche Erfahrungen mit großen gesellschaftlichen und kulturpolitischen Themen verbindet. Sie spricht aktuelle Fragen von Migration, Integration, Zugehörigkeit und Identität an – und tut dies mit intellektueller Klarheit, historischer Verankerung und literarischem Feingefühl.
Bassam Tibi: „Von Damaskus in die deutsche Diaspora. Eine Autobiografie“, ibidem Verlag, Hannover 2025, Taschenbuch, 472 Seiten, 24,90 Euro