16.04.2025

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Monumentale Wandmalerei: Die neugestaltete Treppenhalle des Neuen Museums
Bild: Ägyptisches Museum und Papyrussammlung/Rendering: Studio M. MüllerMonumentale Wandmalerei: Die neugestaltete Treppenhalle des Neuen Museums

Mythologie

Ein geschenkter Tag für die Söhne des Zeus

Zeitgenössische Wandmalerei auf der Berliner Museumsinsel – Farbiger Ersatz für die zerstörten Dioskuren im Neuen Museum

SPK / Harald Tews
15.04.2025

Im Rahmen des 200. Jubiläums der Museumsinsel Berlin präsentiert der deutsch-britische Künstler Michael Müller vom 11. April an das Projekt „Dioskuren: Der geschenkte Tag“ im Neuen Museum. Die Ausstellung verbindet mythologische Erzählungen, abstrakte Malerei, Performance und Architektur in einem Dialog über Zeit, Sterblichkeit und die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Müllers großformatiges und raumfüllendes malerisches Werk schafft eine Verbindung zwischen zeitgenössischer Kunst, archäologischen Sammlungen und der Geschichte des Gebäudes.

Die Ausstellung schließt die den Zeitläufen geschuldeten Risse in der Gestaltung des Neuen Museums: Ursprünglich wurde die Treppenhalle von gigantischen Skulpturen dominiert. Es handelte sich um die in der griechischen Mythologie Dioskuren genannten Söhne des Göttervaters Zeus: Kastor und Polydeukes. Unwiederbringlich im Krieg zerstört, wird deren Geschichte nun zum inhaltlichen Fundament von Müllers Auseinandersetzung mit Zeit und Geschichte.

Noch heute prägen die Dioskuren das Erscheinungsbild der Museumsinsel, wenn man sich ihr durch den Lustgarten kommend nähert. Gigantisch und in bewegter Pose ringen Kastor und Polydeukes mit ihren Rössern auf dem Dach des Alten Museums. Bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg prägten Bildnisse der Dioskuren auch die zentrale Treppenhalle des Neuen Museums. Auf dem Treppenabsatz standen zwei monumentale, 5,50 Meter hohe Abgüsse der ungleichen Zwillinge Kastor und Polydeukes, die von der Piazza di Monte Cavallo vor dem Quirinalspalast in Rom stammten.

Im Zentrum von Müllers Arbeit steht der Mythos der beiden Dioskuren. Das unzertrennliche Zwillingspaar – in einer Nacht von verschiedenen Vätern als Söhne der Leda gezeugt – wird mit dem Tod des sterblichen Kastors im Kampf auseinandergerissen. Der göttliche Polydeukes bittet seinen Vater Zeus, er möge ihm die Unsterblichkeit nehmen, um mit Kastor im Hades, dem Reich der Toten, wieder vereint sein zu können. Von der Liebe der Zwillinge gerührt, schenkt Zeus den Dioskuren die Möglichkeit, fortan jeweils abwechselnd einen Tag im Reich der Toten und einen Tag auf dem Olymp unter den Göttern zu verbringen – täglich geboren zu werden und zu sterben.

Wie ein Fries umspannt das Kunstwerk den gesamten Innenraum der Treppenhalle des Neuen Museums. Die Leinwände, die sich nahtlos aneinanderreihen, messen im Zusammenspiel etwa 86 auf sechs Meter. Unter den Erweiterungen finden sich sechs von Malerei umspannte Portale. Durch jeweils zwei von ihnen auf der Nord- und Südseite der Treppenhalle treten die Besucher in die Schausäle des Museums und können die Sammlungspräsentation im Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit neu erleben.

Am Eröffnungswochenende haben Besucher die Gelegenheit, in Künstlergesprächen mit Müller mehr über die Entstehungsgeschichte des monumentalen Werkes und die künstlerische Inspiration zu erfahren. Darüber hinaus bieten Kuratorinnen und Kuratoren im Neuen Museum verschiedene Kurzführungen zu Objekten an, die im Rahmen der Sonderausstellung präsentiert werden und sich thematisch auf die Legende von Kastor und Polydeukes beziehen.

Zum Auftakt der Jubiläumsfeier zum 200-jährigen Bestehen der Museumsinsel ist das Kunstwerk am 31. Mai auch Inspiration für das Konzert „Dioskuren“ in der Treppenhalle des Neuen Museums. Das Ensemble Memoria Tenere wird die Geschichte der beiden ungleichen Zwillingsbrüder erzählen und das Kunstwerk musikalisch interpretieren.


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