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Englands Gesundheitsdienst hat entschieden: Die Londoner Spezialklinik, in der Kinder und Jugendlichen ihr Geschlecht umwandeln lassen können, wird geschlossen
Nach jahrelanger Kritik wird die umstrittene Tavistock-Genderklinik für Kinder und Jugendliche im nächsten Frühjahr geschlossen. Das hat der staatliche Gesundheitsdienst NHS England entschieden. Ein vernichtender Zwischenbericht hatte die Gender-Spezialklinik als „nicht sicher“ für Kinder eingestuft. Im Tavistock werden schon Zwölfjährige mit Pubertätsblockern und Hormonen auf eine Geschlechtsumwandlung vorbereitet. Die Patientenzahlen sind regelrecht explodiert.
Der graue Betonbau im Norden Londons war längst über England hinaus als Symbol für den Transgender-Trend unter Jugendlichen bekannt geworden. Innerhalb eines Jahrzehnts haben sich die Zahlen mehr als verzwanzigfacht, auf zuletzt pro Jahr rund 2500 Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Land, die wegen angeblicher Genderidentitätsstörung an die Klinik überwiesen wurden. Drei Viertel der Patienten sind Mädchen.
Einige von ihnen haben inzwischen ihren damaligen Weg zur Geschlechtsumwandlung bitter bereut. Die bekannteste Kritikerin ist Keira Bell, sie ist sogar vor Gericht gezogen. „Ich hätte niemals mein Gender mit 16 Jahren ändern sollen“, sagt sie. „Gender“ steht in der Gender-Theorie für das soziale oder gefühlte Geschlecht, im Unterschied zum biologischen Geschlecht („Sex“). Bei Bell hatte man nach wenigen, kurzen Sitzungen die Diagnose bestätigt, dass das Mädchen ein „Transgender“ sei. Mit 16 bekam sie die Pubertätsblocker-Medikamente verschrieben, mit 17 eine Hormontherapie, als deren Langzeitfolge sie bis heute eine tiefere Stimme hat. Ihr wuchsen Barthaare. Mit 20 ließ sich Keira Bell die Brüste wegoperieren, was große Narben hinterließ. Bald darauf aber bereute sie all das und „de-transitionierte“ zurück zur Frau.
Zeitgeisttrend und Gruppendruck
Sie sagt heute, dass sie als Jugendliche einfach in einer tiefen psychischen Krise gesteckt habe und die Ärzte am Tavistock sie nicht richtig über die Konsequenzen und Langzeitfolgen der Pubertätsblocker aufgeklärt hätten. Heutige Studien zeigen, dass die Medikamente unter anderem das Knochen- und Hirnwachstum negativ beeinflussen. Dass die umstrittene Klinik nun bald schließen muss, freut Keira Bell. Sie sei „über den Mond“, sagte sie der BBC, was übersetzt in etwa „überglücklich“ bedeutet. „Viele Kinder werden jetzt davor bewahrt, denselben Weg zu gehen, den ich genommen habe.“
Kritiker des Tavistock-Zentrums sagen, dass die „Transition“, also die Umwandlung zum anderen Geschlecht, viel zu schnell und leichtfertig beschlossen werde und dass psychisch labile Kinder und Jugendliche, die in ihrer Geschlechtsidentität unsicher sind, regelrecht in diese Richtung gedrängt würden. Bei vielen „Gender Dysphorie“-Patienten spielt zudem Autismus eine Rolle. Inzwischen ist ein regelrechter Zeitgeisttrend und Gruppendruck entstanden, besonders unter unsicheren Mädchen. In einem Kommentar schreibt der „Daily Telegraph“, dass es möglicherweise eine jugendliche „Massen-Hysterie, verstärkt durch das Internet“ gebe.
Über die Jahre bekam das Tavistock-Zentrum einen immer schlechteren Ruf, doch Kritiker wurden als „transphob“ gebrandmarkt und zum Schweigen gebracht. Den Anstoß für die Schließung gab schließlich ein Gutachten der angesehenen Kinder- und Jugendärztin Hilary Cass, die der Einrichtung ein schlechtes Zeugnis ausstellte und sie als ungenügend beurteilte. Es gebe keine Qualitätskontrollen, die Behandlungen seien willkürlich, über die Pubertätsblocker wisse man zu wenig. Der NHS wird nun regionale Zentren für Jugendliche mit der Diagnose „Gender-Störung“ eröffnen, in London, Manchester und Nordengland. Dort sollen die Jugendlichen „ganzheitlich“ behandelt werden, also auch mit Blick auf andere psychische und neurologische Störungen.
Gegenbewegung ausgelöst
Die Schließung der berüchtigten Gender-Klinik bedeutet für die Trans-Bewegung in Großbritannien einen Rückschlag. Zu den einflussreichen Trans-Lobbyorganisationen für Kinder zählt „Mermaids“ (Meerjungfrauen), die gute Beziehungen zum NHS und zu Ministerien unterhält und teils hohe Spenden bekommt, etwa von der National Lottery, von Starbucks oder der Modekette Boohoo. Nachdem sich negative Kommentare häuften, hat die Boohoo-Modetochter„Pretty Little Thing“ auf Twitter ihr Spendenversprechen gelöscht.
Über Jahre wirkte „Mermaids“ eng mit Tavistock zusammen. Die Aktivistenorganisation, geleitet von einer Frau, die ihr Kind schon mit 16 Jahren in Thailand chirurgisch geschlechtsumwandeln ließ, verkauft sich als Anwalt von Kindern in Not. Kritiker sagen, dass sie den Trans-Trend verstärke. Die feministische Philosophin und Gender-Kritikerin Kathleen Stock schrieb nach der Nachricht über das Tavistock-Aus, als nächstes solle „Mermaids“ aufgelöst werden.
Wie tief sich die Transgender-Ideologie schon in viele Institutionen hineingefressen hat, zeigte eine andere Nachricht aus Großbritannien: Im Entwurf einer neuen Richtlinie für Geburtskliniken und Ärzte des NHS ist nicht mehr von Müttern und Muttermilch die Rede, sondern von „gebärender Person“ und „Menschenmilch“, um schwangere und gebärende „Transmänner“ nicht auszuschließen. Die Sprache solle „trans-freundlicher“ werden, teilte das Royal College der Geburtshelfer und Gynäkologen mit. Andererseits zeigt sich in Großbritannien auch, dass der Gender- und Trans-Hype eine Gegenbewegung ausgelöst hat. Medien berichten fast täglich – und zwar durchaus kritisch – über neue Vorstöße der LGBTI-Lobbyorganisationen, die alle Institutionen durchdringen wollten. Besonders einflussreich ist die mit einem Millionenbudget, teils auch durch staatliche Förderung, ausgestattete Organisation Stonewall. Sie hat sich von einer Gruppe für Schwulen- und Lesben-Rechte gewandelt und nun stark auf Transgender-Aktivismus verlegt.
Für teures Geld zertifiziert die Organisation Unternehmen und Ministerien, ob diese genug für „Diversity“ tun. Alle Toiletten sollen beispielsweise genderneutral werden. Gegen den Zugang von „Transfrauen“ (also biologischen Männern) in Frauen-Räume wie gemeinsame Sportumkleiden, Duschen, Frauenhäuser oder Frauengefängnisse regt sich allerdings viel Widerstand. Die Tory-Regierung hat beschlossen, die Zusammenarbeit mit Stonewall herunterzufahren.