29.03.2024

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Krieg im Osten

Ein Krieg, der nur Verlierer kennen wird

Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine können sich all jene bestätigt fühlen, die in den vergangenen Jahren vor der Politik Wladimir Putins gewarnt haben. Doch auch für viele von ihnen bedeutet der heutige Tag eine Niederlage

René Nehring
24.02.2022

Noch ist nicht ansatzweise abzusehen, wie der heute von Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte Krieg gegen die Ukraine verlaufen wird. Ob Putin nur den Osten der Ukraine einverleiben will oder das ganze Land – oder gar weitere Territorien der früheren sowjetischen Einflusssphäre. Ein Ergebnis steht jedoch schon jetzt fest – dass dieser Krieg nur Verlierer kennen wird.

Der erste Verlierer ist Russland und sein Präsident. Egal, wieviel Gelände Putin am Ende erobern wird – die Mehrheit der friedlichen Welt hat er für lange Zeit verloren. Als er am Montagabend – als, wie wir nun wissen, Vorspiel zum heutigen Angriff – die selbsternannten „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk anerkannte, standen ihm nur Kuba, Venezuela, Weißrussland und China bei. Applaus im Westen gab es lediglich von Donald Trump. Selbst Länder wie Ungarn – dessen Regierungschef Viktor Orbán zu denjenigen in Europa gehört hat, die lange eine strategische Partnerschaft mit Moskau gesucht haben – haben den ersten Sanktionen der EU gegen Russland zugestimmt.

Zu den Verlierern gehören auch all jene, die in den vergangenen zwanzig Jahren um Verständnis für die Nöte der russischen Politik geworben haben, um Verständnis für die schwierige Aufgabe, den fortgesetzten Verfall eines ehemaligen Imperiums aufzuhalten. Trotz der Kriege gegen das abtrünnige Tschetschenien, trotz der Annektion der Krim und von Teilen des Donbass und trotz des harten Vorgehens gegen die innerrussische Opposition (einschließlich ungeklärter Ermordungen zahlreicher Regimegegner) haben sie bis zuletzt auf einen strategischen Dialog und eine ökonomische Zusammenarbeit mit Russland (wohlgemerkt nicht mit Putin) gesetzt. Für sie ist der nunmehr erfolgte Angriff ein Schlag ins Gesicht.

Nicht zuletzt gehört zu den Verlierern des heutigen Tages die „westliche Wertegemeinschaft“. Zum wiederholten Mal in den letzten Jahren haben die US-Amerikaner und ihre Verbündeten in zentralen Konflikten die ortsansässige, auf sie zählende Bevölkerung im Stich gelassen: die Kurden im Irak (die ihre Schuldigkeit getan hatten, als Diktator Saddam Hussein gestürzt war), die demokratische Opposition in Syrien (die wahlweise dem Islamischen Staat oder dem Diktator Baschar al-Assad ausgeliefert war) und erst unlängst die Afghanen (die man im Stich ließ, weil man Angst vor den Landsknechten der Taliban hatte). Und nun die Ukrainer. Zwar wurden in den vergangenen Monaten US-Präsident Joe Biden und sein Außenminister Anthony Blinken nicht müde, vor einem Angriff Russlands auf die Ukraine zu warnen. Zugleich stellten sie jedoch klar, dass Kiew im Ernstfall mit keiner Truppen-Unterstützung aus Washington rechnen könne. Damit gaben sie jedoch Putin endgültig grünes Licht für seine Angriffspläne, weil er nun wusste, dass die Ukrainer allein auf dem Schlachtfeld stehen werden.

Zu den Verlierern gehören auch jene Kreise der deutschen Politik, die in der jüngeren Vergangenheit zwar vor einer Abhängigkeit von russischen Energielieferungen warnten, zugleich jedoch durch die Abschaltung der Kernenergie wesentliche Grundlagen für diese Abhängigkeit schufen.

Wie der Krieg im Osten ausgehen und wohin er führen wird, weiß im Augenblick niemand. Von mancher scheinbaren Gewissheit werden wir uns ebenso verabschieden müssen wie von manchem Traum. Fest steht jedoch, dass die Zeit der ideologischen Flausen vorbei ist. Was nun gefragt ist, ist eine kluge, interessengeleitete Realpolitik.

 


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Kommentare

Dr. Dr. Hans-Joachim Kucharski am 28.02.22, 11:12 Uhr

„Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen,“ (1.9.1939: „Wie sich die Bilder gleichen.“)
Putins Mentalität erinnert leider sehr an Hitlers Ende (Tenor sinngemäß: Wenn ich untergehe, sollen alle mit untergehen; sie haben es nicht besser verdient).

Ralf Beez Oberfeldwebel der Reserve am 26.02.22, 20:50 Uhr

Also ich muß mich schon sehr wundern, daß auch hier
niemand mehr auch nur ansatzweise über Geopolitik
Bescheid weiß. Putin wurde in die Enge getrieben und unterschätzt und er wird mit Rußland gewiß nicht zu den
Verlierern zählen, sondern allein Europa. Die USA
werden zu den Gewinnern zählen, vor allem die Hochfinanz. Schade, daß Peter Scholl-Latour nicht mehr
lebt, er hätte hier sehr vielen Nachhilfe geben können,
doch er wäre nirgends eingeladen worden und eiskalt
totgeschwiegen worden.

sitra achra am 26.02.22, 10:47 Uhr

Es ist einfach mehr als ekelhaft, wie hier der "heilige" Wladimir und der Russofaschismus glorifiziert wird. Wer die Geschichte des ukrainischen Volkes nur einigermaßen kennt, weiß, wie grausam es von den Russen über die Jahrhunderte malträtiert worden ist. Von wegen "Brudervolk"! Es handelte sich bei dieser Beziehung vielmehr um ein Herren-Sklavenverhältnis.
Z.B. weiß kaum jemand oder will es nicht wissen, dass nach der Oktoberrevolution die ukrainische Sprache ebendort verboten wurde und kommunistische Besatzer Ukrainer, die es wagten, ihre Sprache zu benutzen, auf offener Straße in Kiew erschossen! Hinzu kommt der von dem kommunistischen Gesindel angeordnete HoloDdomor, dem Millionen von Ukrainern zum Opfer fielen.
Der brutale Überfall auf unseren Nachbarn scheint frustriertes DDR-Spülicht wieder an die Oberfläche zu treiben. Wie man an dem Tenor in einigen Postings hier leider registrieren muss.

V. Selge am 25.02.22, 18:25 Uhr

Es ist erschütternd, dass alle Bitten der Ukraine abgeschmettert werden. Die gesamte Regierung sollte zurücktreten. Wie kann jemand Bundeskanzler sein, der zur gleichen Zeit wie Putin in der DDR war und mit den SED Funktionären auf Du und Du war und über den Putin alles weiß? Sind wir schon eine Teilrepublik Russlands? Ist ja möglich, wenn man sich anhört, das die Bundeswehr gar nicht funktioniert und der BND einen Mann im Kriegsgetümmel in der Ukraine vergisst.

Jan Kerzel am 25.02.22, 00:58 Uhr

Die unablässig vorgebrachten Phrasen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass man die Ukraine und Ukrainer schmählich im Stich gelassen hat und dies auch weiterhin tut. Die posthumen Sanktionen ändern daran nichts und werden bald wieder dem Dialog und der Gesprächsbereitschaft weichen. Das nennt man dann, man müsse die Gesprächskanäle offen halten. Herr Schröder hat sich diesbezüglich schon geäußert. In der BRD wird bald wieder der elementare Kampf gegen CO2 und der entschlossene Kampf gegen Rechts die Agenda bestimmen. Irgendwie will Putin mit seiner Entnazifizierung der Ukraine ja auch sowas machen, halt in der absoluten Hardcore-Variante. Da kommt man schon wieder auf einen gemeinsamen Nenner, man hat ja auch noch geschäftliche Interessen und muss verantwortungsbewusst an das Ganze denken, in Europa und in der Welt. Man kann ein bisschen pikiert tun, aber es muss ja auch irgendwie weitergehen. Die ukrainische Politik hat auf die falschen Leute gesetzt, ihre Naivität und Unprofessionalität rächt sich jetzt bitter. Eine traurige Geschichte mit Ansage. Die Luftnummern der bundesdeutschen Politik müssen wir hier ausbaden, aber das ist ein Schnäppchen gegenüber dem Schicksal der Ukrainer. Man kann die obergescheiten Artikel der MSM nicht mehr lesen, Gedöns und Getöse. Ich hab hier keinen Think-Tank und kein Ministerium im Rücken, aber , wie viele andere auch, wusste und weiß ich wie die Sache ausgehen wird. Es ist ein Schande. Die 5000 Helme brauchen sie nicht mehr.

Micha . am 24.02.22, 20:43 Uhr

Ich war eine ganze Zeit vor dem Maidan in der Ukraine und im Donbass. Wer mit offenen Augen das Land betrachtete, konnte durchaus sehen, das dieses Land eines Tages auseinanderbricht in Richtung Krieg. Dort habe ich auch mit den Menschen gesprochen.
Es wollte nur keiner hören...
Viele unserer heutigen polit. Entwicklungen kann man durchaus prognostizieren.
Wo war denn der Aufschrei der westlichen Welt angesichts der Bilder über das Gemetzel im Donbass?
Durchaus verfügbar im Netz. Zumindest wer sehen wollte! Jetzt werden diese Beiträge von Youtube und Co. gern ,,zensiert"...
Was ist mit den zunehmenden Sabotageakten in Donezk und Lugansk?
Oder die zunehmenden Flüge der amerikan. Fernaufklärer über der Ukraine oder unmittelbar vor den russ. Grenzen.
Die stark zunehmenden Manöver mit NATO-Truppen in der Ukraine, bevor sie überhaupt drin ist.
Die Wunschträume der Ukraine über NATO-Stützpunkte oder gar Atomwaffen auf der Krim waren doch schon vor der Krimbesetzung zu hören.
Die Kunst, sich auch in die Lage seines Gegenübers hinein zu denken, ist bei vielen heutigen Politkaspern schlicht nicht mehr vorhanden.
Wenn Putin - wie heute geschehen - den Weg des Krieges wählt, um seinem Land langfristig den Frieden zu sichern, sieht er die Lage äußerst ernst!

Maximilian Rath am 24.02.22, 18:31 Uhr

Statt mit kühlem Pragmatismus an diese Krise heranzugehen, benimmt sich die EU wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen. Baerbock macht sich mit ihren Twitter-konformen Apellen völlig unglaubwürdig. Überdies: Sanktionen und warme Worte halten keinen begonnen Krieg auf. Jetzt heißt es: Grenzen sichern, Atomwaffen vor den Augen der Russen in Stellung bringen und gleichzeitig immer wieder an den Verhandlungstisch. Ansonsten wird die zerstrittene EU es nicht schaffen aus der Position ihrer unwichtigen Rolle herauszukommen. Aber die GRÜNEN wollen ja lieber neue Windräder, kaum genutzte Fahrradwege und die Umbenennung von Straßennamen. Mit dieser Parte verliert man jede Krise, jeden Krieg und jede Auseinandersetzung.

Gregor Scharf am 24.02.22, 15:08 Uhr

Herr Nehring, Sie haben wohl im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst? Kriege bringen immer Gewinner und Verlierer hervor. Wir Deutschen können davon ein Liedchen singen.
Und was die Ukraine betrifft, bot die Politik der letzten fünfzehn Jahre ein überaus erbärmliches Schauspiel auf dem Rücken des ukrainischen Volkes. Die Menschen werden nicht vergessen.

Waffenstudent Franz am 24.02.22, 13:43 Uhr

Auch wenn es politisch nicht korrekt ist, so nutze ich den Rest der Meinungsfreiheit und betone, daß ich die Politik Wladimir Putins immer nur begrüßt habe. Ich sehe auch nirgendwo eine andere Politik, die meinem Deutschen Wesen näher kommt, als die des Herrn Putin!

Und gerade die P.A. sollte dankbar sein, daß die Ereignisse von 1945 wieder auf den Tisch kommen. Putin wird Stalins unvollendeten Hausaufgaben fertig machen. Das heißt, er wird seinen Einzugsbereich mit einem Friedensvertrag sichern. Das wird noch lustig, wenn mit dem Deutschen Reich verhandelt wird.

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