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Mit Astrid Lindgrens Kinderbuch legt die ARD einen opulenten Weihnachts-Mehrteiler auf den Gabentisch
Die ersten Szenen, als auf der Burg unter Wehklagen ein Kind geboren wird, sind nichts für schwache Nerven. Aber dann ist das kleine Mädchen endlich da, die Mutter ist glücklich, der Vater hingerissen. Ronja soll sie heißen, Ronja Räubertochter. Dass da ein düsterer Vogel im Fenster auftaucht, der das Neugeborene verflucht, regt die junge Familie kaum auf. Rund um die Burg gibt es genug zu fürchten.
Aber Ronja ist mutig. Schließlich ist ihre Erfinderin Astrid Lindgren, die ja schon Pippi Langstrumpf, das unerschrockene Mädchen mit der blühenden Phantasie, als Mutmacherin in die Kinderzimmer schickte. Mit dem Sechsteiler „Ronja Räubertochter“ (am 25. Dezember, drei Teile ab 20.15 Uhr sowie am 26. Dezember, drei Teile ab 18 Uhr) knüpft das Erste an erfolgreiche Weihnachts-Mehrteiler an, welche die Familien unterm Tannenbaum verbinden sollen. Jedenfalls wünscht sich Regisseurin Lisa James Larsson, dass Kinder zusammen mit einem Erwachsenen vor dem Fernseher sitzen, und das mit gutem Grund.
Was Ronja erlebt, ist deutlich düsterer als klassische Märchenfilme frei nach den Brüdern Grimm, in denen die Farben hell und die Stimmung heiter war. Hier dräut das Verhängnis hinter jeder Tanne. Schwarze Vögel zerschneiden den dämmrigen Himmel mit Riesenschwingen, die Burg wird in Grautönen gezeigt, und lustig wird es nur, wenn Ronjas resolute Mutter alle Männer nach dem langen Winter zum Auslüften und Abreiben nackt in den Schnee schickt. Dann stolpern sie mit ihren dicken Wänsten den Hang hinunter, strampeln kopfüber in Schneewehen, wirken gar nicht furchteinflößend, sondern lächerlich wie der Kaiser ohne Kleider.
Ein Glücksgriff ist die Hauptdarstellerin Kerstin Linden als Ronja, die unter mehreren Hundert Bewerberinnen ausgesucht wurde. Wenn Vater Mattis sorgenvoll die Stirn runzelt, weil er weiß, was im Wald für Gefahren lauern – nicht zuletzt er selbst mit seiner Räuberbande – stiefelt Ronja munter drauflos, die Skier über die Schulter gelegt. Wenn andere frösteln und Felle um sich schlingen, streckt sie im Schneegestöber die Zunge raus, um die Schneeflocken zu schmecken.
Die Botschaft bleibt weihnachtlich, allen Fantasy-Elementen zum Trotz: Was wäre die Welt doch schön, wären alle Menschen so gutherzig und unbekümmert wie dieses Kind der Burg! Ronja lässt sich auch nicht einreden, der Sohn des feindlichen Räubers, der im Nordturm Stellung bezogen hat, sei genauso böse wie sein Vater. Im Gegenteil: Mit Birk Borkason kann sie prima den Wald erkunden und Verstecken spielen.
Wie einst Romeo und Julia kommen sich Ronja und Birk näher, mögen ihre Familien auch noch so verfeindet sein. Viel Mittelalter-Spuk, phantastische Wesen und eine hinreißende Hauptdarstellerin machen diese Verfilmung zu einem bildersatten Festtagsvergnügen.