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Die vier wichtigsten Präsidenten wurden vor 100 Jahren in Granit gehauen – Ein weiterer findet, er gehöre auch dazu
Es sind die bis zum Jahr 1941 bedeutsamsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, die in den 1745 Meter hohen Berg Mount Rushmore gesprengt, gemeißelt und gehämmert sind. Dabei handelt es sich um die jeweils 18 Meter hohen Skulpturen von George Washington als den ersten US-Präsidenten überhaupt, Thomas Jefferson als den dritten, Theodore Roosevelt als den 26. und zu guter Letzt Abraham Lincoln als den 16. großen Führer der US-Nation.
Aber Moment mal, fehlt da nicht jemand im Reigen dieses weltberühmten gigantischen Monuments, das im US-Bundesstaat South Dakota zu finden ist? Richtig, der amtierende Präsident Donald Trump sollte auch in Granit gemeißelt sein. Das jedenfalls findet eine seiner glühendsten Anhängerinnen Anna Paulina Luna. Die republikanische Abgeordnete des US-Bundesstaates Florida ließ Ende Januar verlauten: „Ich habe offiziell einen Gesetzesentwurf eingebracht, um das Gesicht von Präsident Trump auf dem Mount Rushmore zu platzieren. Seine bemerkenswerten Leistungen für unser Land und der Erfolg, den er weiterhin erzielen wird, verdienen die höchste Anerkennung und Ehre auf diesem ikonischen nationalen Denkmal. Lasst uns anfangen zu schnitzen!“, rief sie ihre Mitbürger in einem Post auf X auf.
Trump selbst tat diese Forderung anfangs nonchalant als Fake News der „New York Times“ ab, bevor er sie anschließend als „eigentlich gute, berechtigte Idee“ adelte, nachdem man ihn dezent darauf hingewiesen hatte, dass der Vorschlag aus den eigenen Reihen gekommen sei. Inzwischen sind sogar seitens einiger Republikaner erste Kontakte nach South Dakota zum Gouverneur Larry Rhoden geknüpft worden. Der Republikaner ist seit dem 25. Januar im Amt sowie ebenfalls glühender MAGA-Fan und Trump-Verehrer.
Präsidenten statt Westernhelden
Die Aktion ist umso brisanter, als das Mount Rushmore National Memorial – so der offizielle Name – im März seinen 100. Geburtstag feiert. Denn am 3. März 1925 gab der Kongress in Washington grünes Licht für das aufwendige Vorhaben. Die Idee dazu hatte der Historiker Doane Robinson (1856–1946). Aber weniger, um des glorreichen Präsidenten-Quartetts zu gedenken, sondern aus einem eher trivialen Grund: Er wollte vielmehr den Tourismus in seiner geliebten Heimat South Dakota weiter ankurbeln. Und zwar unter anderem mit gigantischen Skulpturen von Westernheld Buffalo Bill Cody und dem Lakota-Indianerhäuptling Red Cloud.
Ausgefallene Marketingidee und sicherlich ein Publikumsmagnet, wenn das Vorhaben realisiert werden würde. Aber wer soll's bezahlen? Auf diese Frage wiederum hatte der republikanische Senator Peter Norbeck eine einfache Antwort: der Bundeshaushalt. Und schon nach kurzen Beratungen waren seine Senatskollegen seiner Meinung und schlossen sich dem Vorschlag an. Mit überwältigender, parteiübergreifender Mehrheit wurde damit im März 1925 das Mount-Rushmore-Projekt gestartet. Mit einem entscheidenden Unterschied zum ursprünglichen Vorschlag: Aus den Gesichtern des Wilden Westens wurde auf Vorschlag des mit dem Vorhaben beauftragten Bildhauers John Gutzon Borglum (1867–1941) das vielbeschriebene Präsidenten-Quartett um George Washington in den Berg gehauen.
Doch auch das lief nicht ganz so problemlos ab. Denn der zuerst auserkorene Ort, die Needles, eine bizarre Felsformation in den Black Hills, wies eine zu schlechte Granitfelsqualität auf. Also zog das Projekt zum Mount Rushmore um. Ebenfalls in den Black Hills gelegen – und damit war der nächste Ärger programmiert. Denn diese Berge sind ein absolutes Heiligtum der dort ansässigen Lakota-Sioux-Indianer, denen das Land seit 1868 durch den in Fort Laramie mit der US-Regierung geschlossenen Vertrag zur „uneingeschränkten und unbehelligten Nutzung“ zugesprochen wurde.
Lincoln ärgert die Indianer
Trotz alledem ging es 1927 endlich mit den Vorbereitungen los. Borglum begann ab 1930 mit George Washington, dem ersten Bildnis. Es folgten 1936 Jefferson, 1937 Lincoln und 1939 zu guter Letzt Roosevelt. Mit dabei waren rund 400 weitere Arbeiter – vom Sprengmeister über den Steinmetz bis zu weiteren Bildhauern.
Und wieder gab es Ärger, als die Indianer erkannten, dass Lincoln in die heiligen Berge gehauen wurde. Der Mann mit Kinnbart und hohem Zylinder war zwar ein Gegner der Sklaverei und kämpfte um die Rechte der Schwarzen im Süden, das aber hielt ihn nicht davon ab, 303 Sioux wegen des Aufstands 1862 zum Tode verurteilen zu lassen. Am 16. Dezember des Jahres wurden 38 Lakota-Sioux in der größten Massenhinrichtung der US-Geschichte gehängt. Kein Wunder, dass die Indianer auf Lincoln alles andere als gut zu sprechen waren und sind.
Am 6. März 1941 verstarb Borglum – noch vor der Fertigstellung des Monuments. Sein Sohn führte an seiner Stelle die Arbeiten weiter. Bis im Oktober das Geld ausging. So machte man aus der Not eine Tugend. Statt Skulpturen bis auf Taillenhöhe, ließ man es mit den Köpfen bewenden. Nur Washington zeigt noch etwas Brust. Die Arbeiten wurden am 31. Oktober 1941 für vollendet erklärt.
Dass Trump nun sein Haupt bald in Granit geschlagen sieht, ist eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht wird ihm ja ein „Trump-el-Pfad“ zu dem ruhmreichen Quartett gebaut, das die US-Amerikaner auch gern ihren „Shrine of Democracy“ (Schrein der Demokratie) nennen.