Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung
Museum „Blockhaus“: Schwerpunkt Brauereien und Restaurants der Pregelmetropole und ihres Umlandes
Bei einem Spaziergang durch Königsberg am Ufer des Wassergrabens entlang dem Litauer Wall, links vom Königstor, entdeckt man ein Kleinod – das private Museum „Blockhaus“, das vor etwa einem Jahr eröffnet wurde. Sein Besitzer ist der Königsberger Heimatforscher und Internetblogger Nikolaj Tronewskij, der Anfang 2021 die kleine Befestigungsanlage an der Grolman-Bastion kaufte. Im November desselben Jahres versprach er die Eröffnung des Museums im Frühjahr 2023 und hielt sein Versprechen trotz Krise und steigender Materialkosten.
Nikolaj sammelte seit 20 Jahren altes deutsches Geschirr, Gastronomie-Utensilien, Bierflaschen und Fässer, die ursprünglich bei ihm zu Hause aufbewahrt wurden. Nur enge Freunde, Verwandte oder ausgewählte Gäste konnten diese Objekte besichtigen.
Gesamtes Geld in sein Steckenpferd investiert
Der inzwischen leider verstorbene Historiker Anatolij Bachtin vom Königsberger Gebietsarchiv brachte ihn vor einigen Jahren auf die Idee, ein Museum zu gründen. Nikolaj betrieb damals lediglich eine Internetseite mit virtuellem „Museum der Schönen Künste in Spandienen“ und hat nur von Zeit zu Zeit einige Gegenstände aus seiner Schatzkiste hervorgeholt, um diese auf der Seite zu präsentieren. Weil er sich aber immer mehr zu seinem Steckenpferd hingezogen fühlte, hat Nikolaj sein Unternehmen aufgegeben und sein gesamtes Geld in das private Museum investiert, wo seine Sammlung inzwischen untergebracht ist.
Das Blockhaus an der Bastion Grolman wurde 1851 gebaut. Die Restaurierung eines solchen Objekts auf eigene Kosten wäre für einen Kleinunternehmer eine unmögliche Aufgabe. Nikolaj musste eine beträchtliche Summe investieren, wovon er zwei Drittel im Rahmen des Regionalprogramms „Bewirtschaftung von historischen Gebäuden und Bauwerken“ erhielt. Dabei handelte es sich um ein zinsloses Darlehen mit einer mehrjährigen Laufzeit für die Restaurierung des Baudenkmals.
Das Gebäude war in einem desolaten Zustand, das Dach fast vollständig zerstört, die Wände waren nass und im Laufe der Jahrzehnte hatten sich Wucherungen an der Decke gebildet. All dies wurde sandgestrahlt, mit Speziallösungen imprägniert und die bröckelnden Fugen wurden fachmännisch verspachtelt. An der Restaurierung beteiligten sich auch der Architekt Arthur Sarnitz und Walerij Schtscherbatych, wohl der beste Fachmann in der Stadt, der sich mit alten Ziegelmauern auskennt.
Fachkundige Unterstützer
Im Erdgeschoß des Museums wird vornehmlich die Geschichte des ostpreußischen Braugewerbes präsentiert. Hier findet man alte Brauutensilien aus dem nördlichen Teil Ostpreußens und erfährt viele neue Details zu Brauereien aus Königsberg, Gerdauen und Tilsit. Außerdem sind hier diverse Gegenstände im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum im damaligen Ostpreußen zu sehen. Zahlreiche Spirituosen, vor allem Tafelliköre, wurden hier produziert und in Restaurants serviert. Auch die Gewinnung und Abfüllung von Mineralwasser wird thematisiert.
Im ersten Obergeschoß erfährt man viel über die Restaurants, Cafés und Konditoreien in Königsberg und an der Ostseeküste. Hier steht auch das größte Exponat des Museums, ein alter Kachelofen. Ein Fachmann brauchte vier Monate, um ihn zu restaurieren.
Vor einigen Jahren begann eine gezielte Suche nach Ausstellungsexemplaren für das Museum. Die Raritäten wurden an verschiedenen Orten gekauft, etwa eine Hälfte davon direkt vor Ort durch Anzeigen, der Rest ersteigert, meistens bei eBay. Die ausgestellten Postkarten aus der wilhelminischen Zeit wurden damals üblicherweise auf Reisen verschickt und landeten so in der ganzen Welt. Tassen oder Teller mit Markenlogo aus Cafés wurden damals oft als Souvenirs mitgenommen. Geschirr aus Cranz findet man mittlerweile häufig in Insterburg und im Osten der Region. Porzellantassen aus Königsberg, zum Beispiel aus dem Luisen-Theater, sind häufig an der Küste zu finden.
Tassen und Teller wurden oft als Souvenirs mitgenommen
Einige Exponate des neuen Museums sind manchmal in anderen Museumssammlungen der Stadt zu finden, aber das „Blockhaus“ verfügt auch über Unikate. Hier gibt es zum Beispiel seltene Bierfässer örtlicher Brauereien, Tassen und Becher aus Lokalen und Restaurants in Fischhausen, Palmnicken und Pillau, ein Verkaufsautomat aus dem Restaurant in der Königsberger Börse, ein Menü von einem Schiff einer Königsberger Reederei auf der Route Pillau-Hamburg und vieles andere mehr.
Im Anbau des Blockhauses befindet sich übrigens ein gemütliches Familiencafé. Auf der Terrasse vor diesem Café stehen Tische mit Sonnenschirmen, an denen man mit Blick auf den Wassergraben und den Schutzwall Kaffee mit belgischen Waffeln genießen kann. Trotz der Thematik des Museums werden hier aber (leider) kein Fassbier oder andere Spirituosen angeboten.