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Hans-Heinrich Vangerow

Ein Ostpreuße reüssiert in Bayern

Nach dem Studium in München stieg er zum ersten Leiter des ältesten deutschen Nationalparks auf

Martin Stolzenau
27.04.2024

Hans-Heinrich Vangerow stammte aus Ostpreußen, erlangte als Forstmann, Forsthistoriker, Vater der Waldjugendspiele und erster Leiter der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald Bekanntheit. Er sorgte für rund 500 fachwissenschaftliche Veröffentlichungen, erhielt für sein langjähriges verdienstvolles Wirken zahlreiche Auszeichnungen und erreichte damit über seinen Tod hinaus eine bis heute andauernde Nachwirkung.

Vangerow wurde am 4. April 1924 in Tapiau geboren. Sein Geburtsort liegt am Pregel rund 35 Kilometer östlich von Königsberg, entwickelte sich unter dem Deutschen Orden ab 1351 zur Stadt und erhielt 1722 die Stadtrechte. Hier wurde auch der berühmte Maler Lovis Corinth geboren. Nach dem Ortswechsel der Eltern nach Bayern besuchte Vangerow nacheinander die Schulen in Erlangen und München, wo er 1942 sein Notabitur ablegte und anschließend zur Wehrmacht eingezogen wurde. Er überlebte den Zweiten Weltkrieg und die nachfolgende Kriegsgefangenschaft und studierte nach seiner Heimkehr ab 1948 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München bis 1952 Forstwissenschaften. Er wurde von der Staatsforstverwaltung Bayerns danach als Mitarbeiter übernommen, war bis 1960 in Geisenfeld als Forstmeister tätig und übernahm 1966 die Leitung des Forstamtes Allersberg bei Nürnberg. In dieser Funktion initiierte er bis dahin ungewöhnliche Waldbegehungen mit Schulklassen. Das war bald Ökologieunterricht vor Ort mit systematischer Umwelterziehung, die in die Durchführung von Waldjugendspielen mündete.

Damit betrat der Ostpreuße in Bayern absolutes Neuland. Diese von ihm organisierte Veranstaltungsreihe fand immer im Frühjahr statt, stand dann im Gefolge des Zuspruchs unter der Schirmherrschaft des Forstministers von Bayern und hatte ab 1980 jährlich über 50.000 teilnehmende Schüler.

Frontmann einer modernen Forstwirtschaft
Vangerow, der ab 1972 als Leitender Forstdirektor der Oberforstdirektion Regensburg fungierte, 1973 zusätzlich die Leitung der Nationalparkverwaltung „Bayerischer Wald“ übernahm und 1976 promoviert wurde, gedieh gegen mancherlei Widerstand zum Frontmann einer modernen und umweltschonenden Forstwirtschaft in Bayern.

Zum Projekt der Waldjugendspiele und neben den Nationalpark-Aktivitäten, die ihn auch international ins Rampenlicht der Medien brachten, gesellten sich weitere ungewöhnliche Maßnahmen. Das reichte von der Erschließung der Forstgeschichte in Bayern über Wald- und Umwelttage für die Bundeswehr bis zur Initiierung der Jugendspiele auf der Insel Mainau, die von der „Lennart-Bernadotte-Stiftung“ getragen werden und junge Menschen aus allen Bodensee-Anrainerländern einbeziehen.

Vangerow erhielt für seine Verdienste zahlreiche Ehrungen. Das reichte von der Bayerischen Umwelt-Medaille über das Bundesverdienstkreuz und die Bayerische Staatsmedaille bis zur Verleihung des „Bayerischen Löwen“ und der Stiftung eines „Vangerow-Preises“. Alle Ehrungen konnten ihn aber nicht davon abhalten, bis ins hohe Alter ständige Kritik an Missständen zu üben und auch die bürokratische Forstreform in der ihm eigenen Art zu glossieren. Er bezeichnete das ministerielle Reformpapier als ein „Lehrstück für Pleiten, Pech und Pannen“. Seit 1973 wohnte der Aufsteiger im bayerischen Forstbetrieb in Donaustauf. Das war sein Refugium. Hier starb er am 28. Dezember 2019.


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