06.01.2025

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Deutschland

Ein Plädoyer für die Freiheit

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Adler zieht einen Vergleich zwischen dem bürgerlichen Leben in der DDR-Diktatur und im heutigen Deutschland

Frank Bücker
04.01.2025

Eine Betrachtung über die DDR aus der Perspektive eines Jugendlichen gibt es eher selten. Das macht das Buch „Rolle rückwärts DDR. Wie unsere Freiheit in Gefahr gerät“ der in Eisenhüttenstadt geborenen 50-jährigen Katja Adler 35 Jahre nach dem Mauerfall zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis.

Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine Kindheitsreise in die DDR, ohne zu richten. Stattdessen beschreibt sie ein Land ohne Reise-, Berufs- oder Meinungsfreiheit aus der Perspektive eines Heranwachsenden. Sie habe dort „kindliche Sicherheit, aber auch Diktaturerfahrungen“ erlebt. So vergleicht sie die Indoktrination von Kindern im Dritten Reich durch die Hitlerjugend (HJ) und den Bund Deutscher Mädel (BDM) mit den Jungpionieren, den Thälmannpionieren und der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und zieht Vergleiche zwischen dem Kraft-durch-Freude-(KdF)-Programm der Nationalsozialisten und den organisierten Freier-Deutscher-Gewerkschaftsbund-(FDGB)-Urlauben. Diese Parallelen hatte bereits 1978 Sebastian Haffner in seinen „Anmerkungen zu Hitler“ aufgezeigt. Einen bescheidenen Protest bekundeten Jugendliche in der DDR bei der Jugendweihe. Statt des vorgeschriebenen Gelöbnisses: „Ja, das geloben wir“ riefen sie im Chor: „Ja, das globen wir.“

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Adler lebt heute in Frankfurt am Main und sieht unsere bürgerliche Freiheit in Gefahr. Sie benennt hierfür den Umgang mit der Corona-Pandemie und die linkslastige Einseitigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien. Sie selbst verortet sich in der „Mitte“, sieht aber auch, dass diese Definition ins Wanken geraten ist: „Ist die gesellschaftliche Mitte derart stark nach links gerückt, dass selbst ein gesundes Heimatgefühl, Stolz auf die eigene Kultur und unsere Demokratie, und der intensive Schutz der Freiheit viel zu schnell und vor allem viel zu leise widersprochen in den linken Verdacht geraten, rechtsradikal zu sein, haben wir nicht nur unsere gesellschaftliche Mitte verloren, sondern auch unser gesellschaftliches Gleichgewicht.“

Das Verhältnis Deutschlands zu Israel liegt ihr besonders am Herzen. Das heutige Deutschland sei nicht gleichzusetzen mit der DDR. Noch nicht, möchte man meinen. Es gebe gefährliche Entwicklungen in Deutschland, die an die DDR erinnerten. Adler fordert ihre Leser auf, sensibel zu sein für jeden noch so kleinen Schritt in Richtung Bevormundung. Der flotte und mitreißende Schreibstil lässt einen das Buch erst aus der Hand legen, wenn man die letzte Seite gelesen hat.

Katja Adler: „Rolle rückwärts DDR. Wie unsere Freiheit in Gefahr gerät“, FinanzBuch Verlag, München 2024, gebunden,
288 Seiten, 22 Euro


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