05.07.2025

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Versteckt hinter Wildwuchs: Der Schwedenstein bei Königsberg in der Neumark
Bild: ReithVersteckt hinter Wildwuchs: Der Schwedenstein bei Königsberg in der Neumark

Denkmal

Ein schwer auffindbarer „Schwedischer Hügel“

Erinnerung an Schwedens König Gustav II. Adolf 1630 in der Neumark – Den Gedenkstein kennen nicht einmal die Einheimischen

Wolfgang Reith
05.07.2025

In den Jahren von 1535 bis 1815 bestand die Mark Brandenburg aus zwei Landesteilen: der Kurmark, dem Kerngebiet, sowie der Neumark östlich der Oder. Bis 1945 waren sie dann Bestandteil der preußischen Provinz Brandenburg, wobei die Kreise Dramburg und Schivelbein in der nördlichen Neumark 1816 in die Provinz Pommern wechselten, ebenso der Kreis Arnswalde im Jahr 1938.

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass die Neumark 1945 durch Krieg und Vertreibung die höchste Todesrate unter allen deutschen Ostgebieten zu verzeichnen hatte. Umgerechnet auf ganz Brandenburg betrugen die Verluste in der Region jenseits von Oder und Neiße rund 35 Prozent der dort ansässigen Bevölkerung. Die historische Landschaft Lebuser Land (Polnisch: Nowa Marchia, Wschodnia Brandenburgia oder auch Ziemia Lubuska) deckt seit der Verwaltungsreform aus dem Jahr 1999 zum größten Teil die Woiwodschaft Lebus ab, doch die nördlichsten Landesteile der Neumark gehören heute zur polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Touristisch ist die Neumark vielleicht nicht ganz so erschlossen wie West- und Ostpreußen sowie Pommern, doch die westliche Grenzregion ist vor allem in den Sommermonaten immer häufiger ein überaus beliebtes Ausflugsziel vieler Brandenburger. Und wenn man sich auf die Suche begibt, kann man auch noch etliche oftmals längst vergessene oder gar versunkene Geschichtsspuren entdecken und erkunden.

Überquert man bei Schwedt/Oder die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der Republik Polen, so erreicht man auf der Nationalstraße Nr. 26 nach wenigen Kilometern Königsberg in der Neumark [Chojna]. Noch vor dem Erreichen der Stadt steht versteckt und deshalb kaum sichtbar ein Denkmal für den schwedischen König Gustav II. Adolf, das als solches allerdings nicht zu erkennen ist, weshalb man mühselig suchen muss, um es wirklich zu finden, was in einem ersten Anlauf nicht gelang. Daher fuhren wir zur Tourismus-Information in der Stadt, wo man uns aber auch nicht weiterhelfen konnte, ja, sogar erstaunt war über den Ort, den wir suchten und den man gar nicht kannte. Mit Hilfe umfangreichen Kartenmaterials, das wir dabeihatten, gelang es uns schließlich in einem zweiten Anlauf, das Gelände zu lokalisieren, welches, obwohl unmittelbar an der Straße gelegen, vollkommen überwachsen und daher nicht auszumachen war.

In der deutschen und der polnischen Literatur ist vom „Schwedischen Hügel“ (Kopiec Szwedzki), dem einstigen Galgenberg, die Rede, auf dem sich das Denkmal befindet. Es besteht aus Granitsteinen, die in Gestalt einer Pyramide aufgeschichtet sind und die aus den umliegenden Dörfern hierhergebracht wurden. Dies geht auch aus Inschriften auf den Felsblöcken hervor, die nur noch zum Teil zu erkennen sind: Neutornow, Zachow [Czachów], Lübbich [Lubiechów], Blankenfelde [Brwice], Falkenwalde [Wierzchlas], Selchow [Żelichów], Grüneberg [Golice], Alt Lietzegöricke [Stare Łysogórki], Dolzig [Dolsko], Klemzow [Klępicz], Guhden [Gądno], Rehdorf [Stoki], Vietnitz [Witnica] und Butterfelde [Przyjezierze].

Die polnischen Ortsnamen erscheinen natürlich nicht auf den Steinen. Neutornow ist ein Wohnplatz von Bad Freienwalde und daher heute ein bundesdeutscher Ort. An zentraler Stelle findet sich die Inschrift: „Zum Gedenken an die Befreiung Königsbergs am 27. Dezember 1630 durch den schwedischen König Gustav Adolf aus der großen Armut des Dreißigjährigen Krieges.“

Ein Alter Schwede auch in Schwedt
Unter dieser Widmung befindet sich ein Stein mit der Aufschrift „Montecuccoli“. General Ernesto Montecuccoli war der Befehlshaber der kaiserlichen Truppen und damit Gegenspieler König Gustav Adolfs. Am Fuß des Denkmals sind zudem weitere Namen von kaiserlichen Heerführern eingraviert, die von den Schweden besiegt wurden: Liechtenstein, Bernstein und Colloredo. Von Süden und Norden her führen Steintreppen zum Denkmal hoch, an den Ecken des Plateaus standen ursprünglich vier Steinpyramiden, die aber nicht mehr erhalten sind.

Errichtet wurde das Denkmal vom Gustav-Adolf-Verein in Königsberg/Neumark, die Enthüllung erfolgte am 23. Juni 1912. Es sollte daran erinnern, dass der schwedische König 1630 die Stadt von der kaiserlichen Armee befreite und während seines Aufenthalts in der Neumark im darauffolgenden Jahr sein Hauptquartier im benachbarten Ort Zehden [Cedynia] aufschlug.

Nachdem wir den Ort gefunden und etliche Fotos aufgenommen hatten, fuhren wir zur Tourismus-Information, wo wir unsere Ergebnisse vortrugen. Man war sehr interessiert und bat uns, von zu Hause aus weitere Informationen über die Geschichte des Denkmals zu schicken, was wir später gerne taten. Man bedankte sich herzlich und teilte uns gleichzeitig mit, dass unsere Informationen demnächst in eine mehrsprachige Broschüre über „Chojna“, also Königsberg/Neumark, aufgenommen würden. Außerdem wolle man das Gelände um das Denkmal so herrichten, dass es begehbar werde, und schließlich solle an der Straße ein Hinweisschild aufgestellt werden. Sofern wir die Gegend alsbald erneut bereisen würden, könnten wir uns gerne das Resultat der vorgesehenen Maßnahmen ansehen.

Tatsächlich entdeckten wir wenige Monate später während einer weiteren Fahrt in die Region, dass das Denkmal zwischenzeitlich so hergerichtet worden war, dass es als Sehenswürdigkeit wieder zu erkennen ist. Das versprochene Hinweisschild an der Straße fehlte zwar noch, alles andere aber wurde inzwischen getätigt, und so konnten wir der Tourismus-Information schon mal unseren Dank aussprechen, was wir im Jahr zuvor zugesagt hatten, wenn wir wieder in die Gegend kommen würden.

Übrigens gibt es auch im gegenüberliegenden Schwedt/Oder ein Denkmal für König Gustav Adolf von Schweden, der dort während des Dreißigjährigen Krieges in den Jahren 1630/31 beim Marsch durch die Mark Brandenburg seine Truppen sammelte. Es befindet sich im Park Heinrichslust an der Berliner Straße, die nach Norden aus der Stadt führt. Hier hatte der Monarch 1631 eine Schanze zur Kontrolle der „via regia“ (alte Handelsstraße zwischen der Ostsee und Sachsen) angelegt und sein Feldlager aufgebaut.

Zum 300. Jubiläum ließ der Schwedter Heimatverein mit finanzieller Unterstützung der schwedischen Dahlberg-Stiftung einen „Gustav-Adolf-Gedenkstein“ errichten. Dabei handelt es sich um eine Feldsteinpyramide mit einem aufgesetzten Findling aus Granit, der von Georg Gustav von Arnim zu Suckow (1870–1945) gestiftet worden war.

Auf der Vorderseite des Granitblocks ist ein Reliefporträt des Königs angebracht, am Fuß des Denkmals war eine zweisprachige (schwedisch/deutsch) Inschrifttafel aus poliertem Granit eingelassen, die den Text trug: „Gustav Adolf – König von Schweden – Retter des Evangelischen Glaubens – Hatte hier sein Feldlager – Im Frühjahr 1631.“

Diese Tafel war in den 1960er Jahren entwendet worden, doch ließ der Schwedter Heimatverein 2012 eine Nachbildung anfertigen, die man noch im selben Jahr enthüllte. Vor fünf Jahren stellte man überdies eine Drei-Seiten-Informationstafel auf, aus welcher die Hintergründe des Gedenksteins ersichtlich werden, der am 27. September 1931 aufgestellt worden war.


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