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Erstrahlt in elegantem Weiß: Die neue Oderbrücke bei Küstrin
Foto: Deutsche Bahn AG/Oliver LangErstrahlt in elegantem Weiß: Die neue Oderbrücke bei Küstrin

Weltneuheit

Ein technisches Meisterwerk bei Küstrin

Carbon statt Stahl: Neue Oderbrücke begeistert die globale Fachwelt mit innovativem Material

Hermann Müller
08.08.2024

Für Reisende, die sich von Berlin zu einem Ausflug nach Küstrin auf den Weg gemacht haben, war bislang meist der Polenmarkt östlich der Oder das beliebteste Ziel. Geschichtsbewusste Küstrin-Besucher wandeln dabei auf den Spuren Friedrichs des Großen und besichtigen die Reste der preußischen Festung Küstrin. Seit Kurzem hat die Stadt aber eine weitere Sehenswürdigkeit, die das Potential hat, ein Magnet für Touristen zu werden.

Zwischen Küstrin-Kietz und Küstrin hat die Deutsche Bahn Ende Juli die weltweit erste Carbon-Eisenbahnbrücke in Betrieb genommen. Nach einem Entwurf des Berliner Architekturbüros Schüßler-Plan und des Londoner Büros Knights Architects wird die Oder nun von einer eleganten Brückenkonstruktion überspannt, die sich in strahlendem Weiß von der Oderlandschaft abhebt.

Technische Besonderheit der Bogenbrücke sind Verstrebungen, für die elastisches Carbon statt Stahl verwendet wurde. Der Brückenabschnitt, der stützungsfrei die Oder überspannt, ist 130 Meter lang. Am östlichen Oderufer schließen sich drei Vorlandbrücken an, die bis zur alten Küstriner Festungsmauer reichen. Insgesamt hat die neue Brücke eine Länge von 260 Metern.

Große Begeisterung in der Region
Bereits während der Bauphase waren Fachleute aus dem In- und Ausland angereist, um sich die leicht und filigran erscheinende Konstruktion anzusehen. Auch in der Region ist die Begeisterung groß: „Diese Brücke strahlt“, so Frank Schütz, Bürgermeister des Oderbruchortes Golzow. Der CDU-Politiker hofft, dass das Bauwerk als architektonischer Höhepunkt nach den Fachleuten auch Touristen anziehen wird und dass sich ein „Brückentourismus“ entwickelt.

Bei der offiziellen Eröffnungsfeier am 31. Juli lobte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), vor dem Hintergrund dessen, was Deutsche Polen angetan hätten, sei es schön, bei diesem Projekt das „Wunder der Normalität“ erleben zu dürfen. Zudem erklärte Woidke anlässlich der Brückeneröffnung: „Pendlerinnen und Pendler beidseits der Oder können aufatmen.“ Tatsächlich war der Brückenbau für Bahnnutzer eine Geduldsprobe.

Der Abriss der alten Brücke und der Neubau haben rund dreieinhalb Jahre gedauert, ein Jahr länger als ursprünglich geplant. Neben den Corona-Maßnahmen haben Personalengpässe bei den Bauunternehmen und eine intensive Suche nach Altmunition die Bauzeit in die Länge gezogen. Obendrein blätterte dann auch noch vor dem Einbau Korrosionsschutz von der Brücke ab. Die Schutzschicht musste komplett wieder entfernt werden, bevor ein neuer Anstrich aufgetragen werden konnte. Während der langen Bauzeit mussten die Fahrgäste der Regionalbahnlinie RB26 die Unterbrechung der Strecke und einen Ersatzverkehr zwischen Küstrin-Kietz und Küstrin ertragen. Statt der Bahn verkehrten auf der vielgenutzten Pendlerstrecke nur Kleinbusse über die Oder.

Die Fertigstellung der Brücke ist nicht nur für die Berufspendler aus Küstrin und Landsberg (Warthe) sowie für Touristen wichtig. Die Deutsche Bahn will die Küstriner Oderbrücke künftig auch stärker für den Güterverkehr und als Ausweichmöglichkeit für die Strecke Berlin–Frankfurt/Oder–Posen nutzen. Züge können das neue Bauwerk in Küstrin nach Angaben der Bahn mit Geschwindigkeiten von bis 120 Kilometern pro Stunde statt des auf der alten Oderbrücke möglichen Tempos 30 passieren. Vorgesorgt hat die Bahn beim Brückenbau auch für eine spätere Elektrifizierung der Strecke der sogenannten Ostbahn, die einst von Berlin bis nach Ostpreußen führte.

Auch bei Görlitz geht es voran
Auch andernorts geht es voran mit den Schienenverbindungen über die Oder-Neiße-Grenze. Im Fall der Neißestadt Görlitz hat die Deutsche Bahn vor Kurzem bereits einen Termin genannt, ab dem die Strecke zwischen Görlitz und Breslau wieder von E-Loks befahren werden kann. Auf Anfrage des MDR erklärte die Bahn, dass es im Bahnhof Görlitz ab Ende 2026 zunächst eine Teilelektrifizierung mit polnischem Gleichstrom geben solle. Die Bauarbeiten sollen nach Bahnangaben im kommenden Sommer beginnen. Nutzen will die Bahn den Umstand, dass die polnische Bahn PKP bereits bis etwa zur Mitte der Eisenbahnbrücke über die Neiße eine Oberleitung installiert hat.

Der Verband Pro Bahn wies unterdessen darauf hin, dass die Strecke zwischen 1923 und 1946 bereits mit einer Oberleitung für E-Loks ausgestattet gewesen sei. Der Bund habe in einem Staatsvertrag vom Jahr 2003 gegenüber der polnischen Seite auch den Ausbau der Strecken Dresden–Görlitz und Berlin–Görlitz überdies längst zugesagt. Nach Angaben von Pro Bahn hat die polnische PKP die Strecke von Breslau bis in die östliche Stadthälfte von Görlitz bis 2019 auch ausgebaut und elektrifiziert, während jedoch auf dem Gebiet der Bundesrepublik 20 Jahre lang nichts passiert sei.


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Kommentare

Marcus Junge am 08.08.24, 16:50 Uhr

Denkt hier überhaupt noch irgendwer mit? Haben wir die Scheiße nicht schon bei den Vogelschreddern "Windräder"? Aus Carbonfasern gemacht, nicht weiter brauchbar wenn verschlissen = Endlagerung für immer nötig, da die Fasern nicht in die Luft gelangen sollten (was bei Windradbränden ständig passiert). Und jetzt dann halt Brücken aus Zeug, für das man nach seiner Nutzungszeit keinen Ort hat.

Man denke auch an die Endlager in der kalifornischen Wüste für abgerissene Windradteile. Erde rüber und gut. Halt alles "Öko" in der Diktatur der Blöden.

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