08.01.2025

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Weltpolitik

Einblick in Bidens Außenpolitik

Der renommierte US-Journalist Bob Woodward schildert in seinem Buch „Krieg“, was sich in den USA hinter den Kulissen abgespielt hat

Dirk Klose
07.01.2025

Der langjährige Redakteur der „Washington Post“, Bob Woodward, hat 1973 mit einem Kollegen den Watergate-Skandal aufgedeckt, was zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Richard Nixon führte. Seitdem gehört er zu den renommiertesten Journalisten in den USA. In „Krieg“ verfolgt er die Außenpolitik Präsident Joe Bidens beinahe taggenau aus allernächster Nähe, wobei ihm zahllose Gespräche und Interviews halfen. Zeitlich endet das Buch vor der Präsidentenwahl.

Zwei Schwerpunkte prägen bis heute die Außenpolitik des Präsidenten: die Kriege gegen die Ukraine und in Nahost. Selten erlebt der Leser einen so umfangreichen Blick hinter die Kulissen der Politik wie hier. Woodward, der zu entscheidenden Personen in der Regierung beste Kontakte hat, gibt viele Meinungen oft in persönlicher Rede wieder (auch wenn man nicht immer glauben mag, dass sie wörtlich so geäußert wurden).

Den russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 habe Bidens Stab bis zuletzt zu verhindern versucht. Biden habe mit Putin noch einen Tag davor telefoniert. Schnell festigte sich die Auffassung, der Ukraine müsse so viel Hilfe zukommen wie möglich, ohne dass der Westen selbst in einen Krieg verwickelt werde. Der Leser erlebt schier atemberaubende Kunststücke der Krisendiplomatie, aber oft liegen auch die Nerven blank. „Putin ist böse“, grollt Biden, „er ist die Verkörperung des Bösen“.

Und ab Oktober 2023 der Überfall der Hamas und bald darauf Israels Krieg in Gaza: Auch hier fruchteten alle Bemühungen um Eindämmung nur wenig. Netanjahu weiß, dass ihn die USA nicht im Stich lassen können und tanzt ihnen geradezu auf der Nase herum. „Ein Mistkerl, ein verflucht übler Kerl“, äußerte sich Biden im Frühjahr 2024 vor seinem Stab.

Das dramatischste Kapitel handelt von Russlands offenbar ernsthaft erwogenem Einsatz von Atomwaffen im Sommer 2022. In Washington verbreitete sich fieberhafte Hektik, um zum einen Putin davon abzubringen und zum anderen schwerwiegende Gegenmaßnahmen festzulegen. In letzter Minute kann Putin umgestimmt werden. Dieser Teil verursacht auch beim Leser geradezu Fieberträume.

Mit Teilnahme schreibt der Autor am Ende über Bidens zunehmende Senilität. Aber das hindert ihn nicht an der Feststellung, Biden und sein Team – Außenminister Blinken, Verteidigungsminister Austin, CIA-Direktor Burns und Sicherheitsberater Sullivan – würden bei künftigen Historikern „als Beispiel beständiger und zielgerichteter Führung“ gelten.

Bob Woodward: „Krieg“, Hanser Verlag, München 2024, gebunden, 464 Seiten, 25 Euro


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