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Der Vertriebenennachkomme Horst Ulbrich lebt wieder in Glatz und organisiert vor Ort effektiv Hochwasserhilfe
Das große Aufräumen hat begonnen. Zu den am schlimmsten vom Hochwasser betroffenen Regionen Mitteleuropas gehört die Grafschaft Glatz [Hrabstwo Kłodzkie] in Niederschlesien. Zwei Staudämme brachen dort am 14./15 September, mehrere Brücken wurden durch die Gewalt des Wassers mitgerissen. Weite Teile des Glatzer Kessels, der erst durch die Schlesischen Kriege von einem böhmischen zu einem schlesischen Land wurde, wurden überflutet. Zahlreiche Menschen verloren ihr Hab und Gut und sind nun auf schnelle Hilfe angewiesen. Betroffen sind vor allem die Stadt Glatz [Kłodzko] sowie die Orte Seitenberg [Stronie Śląskie], Ullersdorf [Oldrzychowice Kłodzkie], Eisersdorf [Żelazno], Rengersdorf [Krosnowice], Wartha [Bardo] und Bad Landeck [Lądek Zdrój].
„Als Schlesisches Museum zu Görlitz stehen wir in enger Verbundenheit mit der betroffenen Region und rufen zu dringend benötigten Sachspenden auf“, erklärte Museumsdirektorin Dr. Agnieszka Gąsior und rief zu einer Spendenaktion auf. Die erste Hilfslieferung aus Görlitz wurde am 20. September nach Glatz gebracht. Weitere folgen. Dort wird das Integrationszentrum der Gemeinde in der ulica Wyspianskiego 2R die Verteilung in Zusammenarbeit mit der örtlichen Feuerwehr übernehmen. Am dringendsten werde Wasser ohne Kohlensäure in Flaschen, haltbare Lebensmittel, die keiner Zubereitung bedürfen, Hygiene- und Reinigungsmittel, Gummihandschuhe, Schaufeln, Eimer, Müllsäcke, Batterien, Taschenlampen und Powerbanks benötigt.
Auch die katholische Gemeinde St. Wenzel zu Görlitz sammelt Sachspenden und hat sich dafür mit der Schwesterstadt Ost-Görlitz [Zgorzelec] zusammengetan. In und um die polnische Seite der Stadt wurden mehrere Sammelpunkte eingerichtet, dorthin werden die Görlitzer Spenden von beiden Seiten der Stadt gebracht und dann verteilt. Denn auch polnische Pfadfinder (ZHP) in der Neißestadt sammeln Sachspenden in ihrem Sitz im Bahnhof Moys [Ujazd], der jedoch nur den Namen Stacja Zgorzelec trägt.
Vor Ort, im nicht überfluteten Sitz des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) in Glatz, wird ebenfalls ein Hilfsraum eingerichtet, in dem weitere Hilfsmaßnahmen organisiert werden. Der Chef der Organisation der Glatzer deutschen Minderheit, Horst Ulbrich, ist im Organisieren von Sozialhilfe geübt. Erst im vergangenen Monat wurde der 77-Jährige vom polnischen Kultusminister mit dem Orden der Republik Polen für sein Engagement für bedürftige Glatzer ausgezeichnet. Es war 2010, als Ulbrich betonte, dass den Deutschen in Glatz und Umland zuerst soziale Hilfe zukommen müsse, bevor man sich der Kulturarbeit widme. Horst Ulbrich ist in der Bundesrepublik geboren und aufgewachsen. In die Heimat seiner Eltern kehrte er nach der politischen Wende zurück. Zusammen mit zwei anderen Rückkehrern, Heinz-Peter Keuten und Joachim Straube, reaktivierte er den sich aus Altersgründen auflösenden Deutschen Freundschaftskreis in Glatz. Dieser bestand damals faktisch nur noch aus sieben älteren Damen.
Weil Ulbrich in Deutschland Sozialarbeiter gewesen ist, konnte er bald deutsche Partner für seine Hilfsaktionen gewinnen. „Wir bieten Hilfe für den Medikamentenkauf, finanzieren Kohlekäufe, haben ein Lager von Gehhilfen bis zu Pflegebetten und allem, was Ältere und Kranke bedürfen, egal, ob Polen oder Deutsche. Wir kümmern uns um die, die unsere Hilfe brauchen“, macht Ulbrich deutlich.
Jetzt gilt sein ganzes Engagement der Flutopfer und dem Wiederaufbau. „Ja, es ist eine Katastrophe, und wir konzentrieren uns zunächst auf alte Menschen und auf Familien mit kleinen Kindern, die nichts mehr haben. Erst am Sonntag meldete sich in der Geschäftsstelle eine betroffene Familie mit einem behinderten Kind. Ich habe sofort Karre, Schaufel, Besen und ähnliches besorgt. Auch Taschenlampen und Campingkocher, da sie weder Strom noch Gas haben, und das bestimmt für länger nicht“, so Ulbrich. Mit 300 Grillwürsten haben die Glatzer Deutschen am Franziskanerkloster die ehrenamtlichen Helfer, darunter auch das Militär, versorgt. „Ich bitte inständig um Spenden auf unser Konto: Schlesienhilfe DE02 4945 0120 1112 5511 79“, appelliert Horst Ulbrich.