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Religion und Politik

Eine messerscharfe Analyse der Zeitgeschichte

In „Feindliche Nähe“ setzt sich der Historiker und Publizist Michael Wolfssohn ausgehend von der heutigen Politik mit den Gemeinsamkeiten und Gegensätzen der Religionen Judentum, Christentum und Islam auseinander

Bodo Bost
16.09.2025

In seinem neuen, außergewöhnlich interessanten, Buch „Feindliche Nähe. Von Juden, Christen und Muslimen“, erklärt Michael Wolffsohn als Militärhistoriker die Nähe, aber auch das Trennende zwischen den abrahamitischen Religionen.

Judentum, Christentum und Islam werden, weil sie alle auf Stammvater Abraham zurückgehen, den die Muslime als Ibrahim bezeichnen, gemeinhin als abrahamitische Religionen bezeichnet. Während das Christentum noch eine Weiterentwicklung des Judentums und seines Stammvaters Abraham war, bezeichnet sich der Autor des Buches selbst auch als „Jesus-Juden“.

Der Islam habe jedoch nichts originell Neues zu dieser Geistesgemeinschaft beigetragen, sondern lediglich durch Abschreiben der alttestamentlichen Texte versucht, sich einen Teil des Erbes selbst anzustecken. Deshalb, so Wolffsohn, handele es sich um eine „Feindliche Nähe“ der drei Weltreligionen. Als Beweis dieser feindlichen Nähe verweist er auf die Millionen orientalischer Christen und Juden, die seit 1948 aus islamischen Ländern vertrieben wurden. Wolffsohns Buch ist deshalb nicht nur ein Buch über Religionen, sondern auch eine Faktenkontrolle darüber, wie Religionen Politik, Geschichte, Realität und Aktualität im Nahen Osten dominieren.

Wolffsohn liefert im Gefolge großer jüdischer Jesuskenner wie David Flusser oder Schalom Ben Chorin außergewöhnlich interessante neue Einblicke in den jüdischen Jesus, den er in dem Kapitel „Jüdisch-christliche Symmetrien“ als einen der größten Ethiker des Judentums bezeichnet.

Kritik an Luthers Übersetzung
Allerdings kritisiert er Martin Luthers Katechismus stark und entlarvt die Fehlübersetzung des 5. Gebots durch Luther, der „Du sollst nicht töten“ übersetzt hat, was auf Hebräisch: „Du sollst nicht morden“ heißt. Auch in der katholischen Erklärung „Nostra Aetate“ des 2. Vatikanischen Konzils erkennt Wolffsohn Lücken und alte überholt geglaubte Denkmuster.

Wolffsohn betont jedoch die tiefen gemeinsamen ethischen Wurzeln von Juden- und Christentum. Deshalb hat er sich intensiv mit der Bergpredigt beschäftigt, die das Grundsatzprogramm der jesuanischen Bewegung ist. Sie beginnt mit dem „Schma Israel“, dem Grundgebet der Juden aus dem Deuteronomium.

Jesus habe aus zeitgenössischer militärhistorischer Sicht mit seiner Friedenspredigt vom Berg die jüdischen Extremisten in Galiläa angesichts einer ausweglosen Situation zur Niederlage der Waffen bewegen wollen, bevor sie im Jahre 70 n. Chr. und endgültig 140 n. Chr. von den Römern vernichtend geschlagen wurden. Die Lage der Juden unter den Römern vergleicht der emeritierte Militärhistoriker der Bundeswehrhochschule München mit dem der Palästinenser unter Israel, nur dass es unter den Palästinensern niemanden gibt, der die Ausweglosigkeit der Lage erkennen will, und eine Bergpredigt hält. Die Juden sind nach ihren Niederlagen gegen Rom im Jahre 70 und 140 n. Chr. selbst ins Exil nach Rom gegangen, das war der Beginn der heutigen Diaspora.

Anders als Jesus, dessen historische Existenz von jüdischen und römischen Geschichtsschreibern während des jüdisch römischen Krieges belegt ist, gibt es nach Wolffsohn keine zeitgenössischen Belege für die historische Existenz von Mohammed, wie auch die „Saarbrücker Schule des Koran“ unter Christoph Luxenberg belegt hat. Erst 200 Jahre nach seinem angeblichen Tod wurde eine Figur „Mohammed“ (arab. Der Gelobte) erfunden. Dieser habe auch nicht Gewaltlosigkeit gepredigt wie Jesus in der Bergpredigt, sondern das Schwert, was bis heute im Nahen Osten nachwirkt.

Wolffsohns messerscharfe Analyse der Zeitgeschichte bietet in Zeiten von Krieg, Propaganda, „Fake news“ und wachsendem Antisemitismus einen Lichtblick der Vernunft, zur Schärfung und Unterscheidung der Geister.

Michael Wolffsohn: „Feindliche Nähe. Von Juden, Christen und Muslimen“, Herder Verlag, Freiburg i. Br. 2025, gebunden, 272 Seiten, 18,99 Euro


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