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Rokokokünstler

Einschiffung nach Preußen

Friedrich der Große schätzte Watteau-Bilder und holte sie nach Berlin – Vor 300 Jahren wurde der Maler von Schäferszenen geboren

Veit-Mario Thiede
15.07.2021

Friedrich der Große hatte ein Faible für die von Jean-Antoine Watteau gemalten Theaterleute und Geselligkeiten in freier Natur. Und so trug er eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen der Ölbilder des französischen Rokoko-Künstlers zusammen. Diese Werke des am 18. Juli 1721 an Schwindsucht verstorbenen Malers sind heute auf das Schloss Sanssouci sowie die Berliner Gemäldegalerie und das Schloss Charlottenburg verteilt.

Ab 1702 lebte der 1684 geborene Watteau in Paris. Er bewarb sich 1712 um die Mitgliedschaft in der Königlichen Akademie der Künste. Aber erst nach mehrmaliger Aufforderung reichte er 1717 sein Aufnahmestück ein, die heute im Louvre beheimatete „Einschiffung nach Kythera“. Im Aufnahmeprotokoll wird das Motiv als „galantes Fest“ eingestuft. Damit war eine neue Bildgattung geboren, und Watteau gilt als ihr Erfinder: die „fêtes galantes“. Zeitgenossen charakterisierten den Maler der liebenswürdigen Geselligkeiten und ländlichen Vergnügungen als unruhig und menschenscheu, immer unzufrieden mit sich selbst und den anderen.

Die in Paris hängende „Einschiffung nach Kythera“ hat einen 1710 geschaffenen Vorläufer im Frankfurter Städel Museum und einen 1717/18 gemalten Nachfolger im Schloss Charlottenburg. Auf dieser 1763 von Friedrich dem Großen erworbenen Fassung herrscht Aufbruchsstimmung rund um die in der Bildmitte stehende Dame im goldgelben Kleid. Ein rot gekleideter Herr hat sie um die Taille gefasst und will sie zu dem am Ufer wartenden Schiff geleiten. Doch sie wendet ihren Kopf landeinwärts, wo mehrere Paare galant vertraulichen Umgang miteinander pflegen. Venus, die Herrin der Liebesinsel Kythera, steht rechts versteinert und doch irgendwie belebt auf einem Sockel. Sie hat dem protestierenden Amor die Liebespfeile weggenommen. Zahlreiche Putti durchschwärmen das Gemälde.

Unter Verzicht auf Putti hat Watteau in zahlreichen Abwandlungen die galanten Liebeleien, Tänze und musikalischen Darbietungen wohlhabender junger Müßiggänger in parkartiger Natur gemalt. Zu ihnen gehören der im Schloss Sanssouci hängende „Brautzug“ (um 1712) und die „Gesellschaft im Freien“ (um 1721) der Berliner Gemäldegalerie. In der sind auch zwei Prachtstücke beheimatet, die einnehmend Watteaus zweite Spezialität repräsentieren: die Welt des Theaters. Das um 1716 geschaffene Gemäldepaar zeigt die Darsteller der französischen und die der italienischen Komödie.

Das späte Hauptwerk „Das Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint“ (1721) befindet sich im Schloss Charlottenburg, wo es vom 9. Oktober an im Mittelpunkt der Ausstellung „Antoine Watteau. Kunst – Markt – Gewerbe“ steht. Das Gemälde zeigt den Blick von der Straße in den Geschäftsraum des Kunsthändlers. Es hing tatsächlich zwei Wochen als Ladenschild über dem Eingang, bevor es ein Kunstliebhaber erwarb. Das zu einem unbekannten Zeitpunkt in zwei Teile zerschnittene Werk gelangte 1744 in den Besitz Friedrichs des Großen.


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