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Verkehr

Elektro-Roller erobern Allenstein

Corona-Lockerungen lassen Verleihfirmen aufatmen. Fahrradverleih kam zum Erliegen

Dawid Kazanski
17.07.2020

Mit der Lockerung der Corona-Einschränkungen und der Wiederbelebung des öffentlichen Lebens wurden in vielen polnischen Städten die Leihsysteme von Stadträdern wieder in Gang gebracht. Man hat sie an die sanitären Standards angepasst. 

In Allenstein hingegen war das nicht der Fall. Ende Februar wurde eine Ausschreibung veröffentlicht, um ein Unternehmen zu finden, das den städtischen Fahrradverleih betreiben sollte. Aufgrund der Ausbreitung der Corona-Epidemie war jedoch die Benutzung von Stadträdern verboten worden. Erst seit dem 6. Mai ist es wieder möglich, die kommunalen Fahrradsysteme in Betrieb zu setzen. Das Problem ist allerdings, dass Allenstein diese Gelegenheit nicht nutzen wird, weil der Stadtmagistrat die Unterstützung des Systems ausgesetzt hat, um Geld zu sparen. Die Pandemie hatte zu einem erheblichen Rückgang der Einnahmen unter anderem aus dem Fahrkartenverkauf im öffentlichen Nahverkehr geführt. Die beim Fahrradverleihsystem eingesparten Mittel sollen die Verluste im Stadthaushalt zumindest teilweise decken. 

Es wurde daher lediglich eine Lösung zugelassen, die eine kommerzielle Einführung des Stadtrads ermöglicht, ohne einen finanziellen Zuschuss der Stadt. Es fand sich bisher keine Firma, die eine Fahrradflotte betreiben und verleihen möchte. Kein Wunder, denn wenn die Leihkosten durch den Wegfall der staatlichen Subvention erheblich erhöht werden müssten, würde auch die Nachfrage nach Leihrädern sinken. 

In der Zwischenzeit gibt es ein neues Transportmittel für den Verleih – graugrüne Elektromotorroller im Retrostil. Seit Mai sind sie am Hauptbahnhof, vor den Einkaufszentren und an einigen anderen Orten zu sehen. Der Fahrzeugbetreiber ist EcoShare, ein Unternehmen, das die Vermietung von Rollern in dem Dreistädteverbund Posen, Stettin und Hel anbietet. Die Gebühren für das Mieten eines Elektroscooters betragen umgerechnet wenige Euro-Cent pro Minute für Fahrzeit und Parken sowie maximal rund 15 Euro für den ganzen Tag. Das Fahrzeug kann von jeder Person mit einem Führerschein oder einem Personalausweis ausgeliehen werden. 

Im Kofferraum eines jeden Zweisitzer-Elektrorollers befinden sich zwei Helme, ein größerer und ein kleinerer. Darüber hinaus gibt es im Kofferraum eines jeden Fahrzeugs Einweg-Hygienekappen und ein Tuch zum Abwischen des Sitzes. Ein Elektroroller hat bei voller Ladung eine Reichweite von 70 Kilometern und kann eine Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde erreichen. Nach dem Einloggen über eine Anbieter-App kann man das nächstgelegene Fahrzeug buchen. Dann bleiben 15 Minuten Zeit, um das Fahrzeug zu erreichen. Nach dem Drücken der Starttaste bleiben zusätzliche zwei Minuten Zeit, um sich auf die Fahrt vorzubereiten. 

Die Firma EcoShare wirbt für die Verwendung von Rollern, indem sie auf deren Vorteile hinweist: Sie seien ökologisch und ermöglichten es, sich staufrei zu Hauptverkehrszeiten zu bewegen. Sie garantierten eine angenehme Fahrt und auch die Parkplatzsuche sei kein Problem. Doch gerade die Frage des Abstellens von Rollern ruft bei einigen Menschen Bedenken hervor, so auch beim Stadtrat Mirosław Arczak, der bei den Einwohnern von Allenstein für seine Fahrradliebe bekannt ist. Während das frühere System der Stadträder das Abstellen von Fahrrädern an bestimmten Stationen erlaubte, parken die Benutzer von Elektrorollern die Fahrzeuge auf Gehwegen sowie an Stellen, die keine Parkplätze sind, und verstoßen damit gegen die Verkehrsregeln. 

Arczak kritisiert, dass die Fahrzeuge ohne jegliche vorherige Ankündigung im Stadtraum auftauchten. Auf Facebook schrieb er: „Bei der Sitzung des Stadtrates habe ich eine offizielle Stellungnahme der städtischen Verkehrsbetriebe erhalten, wonach es keine Vereinbarung oder keinen Vertrag mit dem Elektrorollerbetreiber gibt. Es fand nicht einmal ein offizielles Treffen statt. Es wurde auch keine Mitteilung über die Bereitstellung dieser Fahrzeuge in der Stadt gemacht. Deshalb habe ich alle Benutzer auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht, die Roller richtig zu fahren und zu parken. Sie sind schön, farbenfroh und umweltfreundlich, aber man soll auch an die Sicherheit und den Komfort anderer denken.“


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Kommentare

Siegfried Hermann am 27.07.20, 17:01 Uhr

Bei uns hier im Pott stolpert man über massenhaft achtlos abgestellten Tretroller. Wird ja Zeit für n´neues update-hype.
Im Sommer bei sonnigen Wetter und jugendlichen Tatendrang mag da ja nett sein. Aber Allenstein im Winter bei Pxxwetter???
Helm??
Nierenschutz?? Knie, Ellebogen??
Und 50km/h plus. Dafür braucht man hier ein Kleinkraft-Führerschein. Für Mofa gilt bis 45. und min. Alter 16 Jahre.
Vom evtl. Versicherungsfall ganz zu schweigen.
Das ist auch nur wieder ein kunterbunt-grünes unausgegorene Ich-will-Spaß-haben-Schnapssidee.
Risiko-Aktienpaket? Daumen runter.

sitra achra am 22.07.20, 10:34 Uhr

An sich eine gute Idee, aber wo ist der Gepäckträger?
Das Fehlen von sicheren, reservierten Parkplätzen für die Roller ist allerdings eine nicht erklärliche Unterlassungssünde.

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