12.12.2024

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Jubiläumsveranstaltung

Emotionales Stettiner Heimattreffen in Lübeck

Zeitzeugenberichte riefen bei Nachkommen zum Teil Unverständnis hervor – doch so war es damals nun einmal gewesen

Ursula Zander
04.09.2024

Am Sonnabend, dem 3. August, fand der traditionelle „Tag der Stettiner“ in Lübeck statt, der diesmal eine Jubiläumsveranstaltung war, denn es war das 70. Mal seit 1954, dass dieser Tag von Stettiner Landsleuten gefeiert werden konnte.

Natürlich kamen nicht mehr Tausende zusammen wie anfangs in Israelsdorf oder später Hunderte im Prismensaal des Hotels Lysia/Mövenpick, als Lübeck noch zu seiner für Stettin übernommenen Patenschaft stand. Jetzt wurden die alten Zeitungsartikel der Lübecker Presse aus den 1950er Jahren verlesen, in denen ausführlich über dieses bedeutende alljährliche Ereignis am ersten Sonnabend und Sonntag im August berichtet wurde.

Diesmal waren es nur noch 35 Teilnehmer, die sich im Bootshaus in der Nähe vom „Haus Stettin“ zur gemeinsamen Feier dieses besonderen Treffens einfanden. Es ist nachvollziehbar, dass für die inzwischen gealterten Stettiner in fern und nah die Anreise und Teilnahme an heißen Sommertagen mit Beschwerlichkeiten verbunden ist. Jedenfalls freuten sich die Anwesenden über die gelungene Durchführung des Tagesprogramms, das, kurz zusammengefasst, andächtig, festlich, kommunikativ und sehr informativ gestaltet war.

Es lagen mehrere Grußworte in schriftlicher Form vor, die verlesen wurden: Von der Sprecherin der Pommerschen Landsmannschaft, Margrit Schlegel, und vom Stadtpräsidenten der Hansestadt Lübeck, Henning Schumann. Ein geladener Vertreter der Lübecker CDU war anwesend, und die Stettiner Flagge war am Lübecker Rathaus gehisst worden und grüßte alle Besucher der Stadt.

Der 90-jährige Pastor Karl-Heinz Kuhlmann stimmte in seiner Morgenandacht mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ auf diesen sommerlichen Feiertag ein. In seinem nachfolgenden Festvortrag berichtete er mit historischen Fakten über Ereignisse, persönliche Erlebnisse und Empfindungen aus seiner Kindheit in Stettin. Die damaligen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse waren für jüngere Anwesende und Nichtzeitzeugen kaum vorstellbar und die geschilderte eigene Begeisterung für Kriegsspielzeug, Uniformen und Heldentum wurden negativ beurteilt. Gleichaltrige Zeitzeugen konnten es allerdings nachempfinden – es war damals so in den 1930er Jahren!

Es folgte nun der mit Spannung erwartete bebilderte Vortrag durch den Zeitzeugen Peter Haese, der vor 80 Jahren als Kind den Bombenangriff auf Stettin am 17. August 1944 mit- und überlebte. Er zeigte Bilder von Stadtteilen, Straßenzügen und Häusern, die an jenem „heißen Sommertag“ zerstört wurden, quasi Bilder vorher/nachher. Es war einer der besonders zerstörerischen Angriffe mit sehr vielen Toten.

Der Ehrenvorsitzende Horst Jeschke ergänzte anschließend den ergreifenden Bericht durch die Schilderung seines eigenen schrecklichen Erlebens im Ortsteil Grambow.

Dann wies Peter Haese noch darauf hin, dass er am 17. August in Stettin auf dem Hauptfriedhof an dem Gedenkstein des Heimatkreises einen Kranz mit Schleife und deutschem Text niedergelegt habe zum Totengedenken und auch als Friedensappell. All das geschah im Beisein von zwei Teilnehmern aus Berlin.

In diese emotionale Stimmung passte es sehr gut, den Tag mit der traditionellen Kranzniederlegung und Totenehrung an der Glocke im Garten des Hauses Stettin zu beschließen. Die Worte des Gedenkens, gesprochen von Eberhard Gaese, schließen auch immer den Verlust der vielen Tiere ein, die verstarben oder zurückgelassen werden mussten. Der Kranz wurde am nächsten Tag nach Travemünde transportiert und dort an der Versöhnungskirche in der Lindenallee an dem Stettiner Gedenkstein niedergelegt.

Vorgestellt wurde der neue druckfrische Stettiner Bürgerbrief, der inklusive einer CD erhältlich ist. Er kann im Haus Stettin bestellt werden.

Es war wieder ein schönes Zusammensein im Kreise der Landsleute. Man fühlt sich verstanden und vertraut in der großen pommerschen Familie.


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