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Königsberg

Erneuter Streit um Kopfsteinpflaster

Stadtverwaltung ist für die Entfernung – Gouverneur stellt sich auf die Seite der Aktivisten für den Erhalt

Bodo Bost
24.01.2024

Die Streitigkeiten darüber, ob Königsberg Pflastersteine braucht oder nicht, reißen nicht ab. Eine klare, einhellige Position zu diesem Thema gibt es weder bei den Einwohnern noch bei den Behörden. Der jüngste Skandal ereignete sich im Zusammenhang mit dem historischen Pflaster in der Hauptstraße des Königsberger Stadtteils Ratshof [Wagonka]. Ratshof direkt neben Amalienau war 1905 nach Königsberg eingemeindet worden und entwickelte sich rasch zu einem Villenvorort mit Grünanlagen. In Ratshof wurde der Lärmpegel gemessen und gefordert, dass die Pflastersteine entfernt werden.

Anwohner und Aktivisten sind kategorisch gegen die Entfernung der Pflastersteine, aber die Stadtverwaltung sagte, die Straße müsse verbreitert werden, und das Pflaster sei veraltet. Auch der Chefarchitekt der Stadt, Andrej Ani-

simow, empfahl, die alten Pflasterungen zu entfernen und die Straße durch Baumbepflanzung zu ergänzen. Die endgültige Entscheidung wurde jedoch noch nicht getroffen, obwohl bereits klar ist, dass das Büro des Bürgermeisters die Meinung vertrat, sie zu entfernen. Im Oktober wurde bereits ein Bauunternehmen ausgewählt, das die Pflastersteine durch Asphalt ersetzen sollte.

Nicht nur deutsches Erbe
Vor ein paar Wochen tauchte das Thema Pflastersteine in Ratshof dank der Erklärung des Gouverneurs unerwartet wieder auf. Alichanow sagte bei einem Treffen mit Redakteuren der regionalen Medien, dass die Pflastersteine in den beiden Hauptstraßen von Ratshof erhalten werden sollten. Damals sagte er auch, dass die Einwohner Königsbergs „zu Recht verärgert sind“. Die Hauptstraße von Ratshof wird bis Ende nächsten Jahres fertiggestellt sein. Im Frühling wird noch einmal mit den Einwohnern über die Pflasterfrage gesprochen.

In Königsberg begann am 3. November eine Unterschriftensammlung für den Erhalt der Kopfsteinpflaster. In den ersten Stunden der Petition an den Gouverneur und den Verwaltungschef unterschrieben mehr als 300 Menschen. In zehn Tagen waren es bereits 2000. Aktuell beträgt die Zahl der Unterschriften bei 2500. Wie die Organisatoren der Aktivistengruppe „Komsomolka“ mitteilten, haben Einwohner aller Bezirke Königsbergs, nicht nur des zentralen Bezirks, unterschrieben. Auch St. Petersburger Stadtverteidiger haben sich der Aktion angeschlossen. Mitglieder der Gesellschaft für Denkmalschutz „Alt-Petersburg“ schrieben einen Appellbrief an Gouverneur Alichanow. „Die einzigartige steinerne Dekoration der Straßen und Gehwege, die es nirgendwo sonst in Russland gibt, ist nicht nur eine Visitenkarte Ihrer Stadt, sondern auch ein gesamtrussischer Kulturschatz“, heißt es in der Botschaft mit der Bitte, das alte Pflaster in der Stadt nicht zu zerstören.

Schützenhilfe aus St. Petersburg
„Die Pflastersteine sind nicht nur deutsches Erbe, sondern auch der kulturelle Code der Königsberger, die hier seit Generationen leben“, schrieben die Königsberger. „In St. Petersburg wurden die Kopfsteinpflaster leider nur an Kulturdenkmälern oder auf dem Gelände von Museumskomplexen beibehalten. Auf den Straßen der Stadt sind sie fast allesamt verschwunden“, schrieben die Petersburger.

„Es sind die erhaltenen Plätze der Altstadt, die Touristen nach Königsberg locken, nicht der neue Asphaltbelag, der in zwei bis drei Jahren mit Löchern bedeckt sein wird ... Machen Sie sich daran, Geschichte zu erhalten, statt sie zu zerstören“, schrieben die Aktivisten. „Pflastersteine sind nicht nur Teil von architektonischen Ensembles, Denkmälern, Stadtvierteln, Parks, sondern auch Ökologie, Funktionalität, Schönheit, Sicherheit, gemütliches und sinnvolles Leben in der Stadt, die wir lieben und die vor allem für die Bürger erhalten und erneuert werden sollten – für lebendige Menschen, nicht seelenlose Maschinen.“

„Das historische Pflaster in den Straßen von Königsberg wird immer weniger. Was von der alten deutschen Stadt noch übrig blieb, wurde sehr oft zerstört. Dabei machen gerade sie den Charme von Königsberg aus. Wer sie zerstört, degradiert Königsberg auf das Niveau einer gewöhnlichen Provinzstadt, von denen es Tausende gibt“, argumentieren die Aktivisten.


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