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Paradox: Das Internet hat die Partnerwahl eigentlich erleichtert – Damit sind jedoch zahlreiche neue Probleme entstanden
Die Partnerwahl scheint heute nicht mehr so schwierig zu sein wie früher, weil unzählige Portale im Internet eine Erleichterung des Prozederes versprechen. Deswegen hat auch bereits jeder zweite Deutsche unter 35 Jahren bei der Partnersuche Dating-Apps benutzt – und in den Altersgruppen darüber liegt die Quote immerhin ebenfalls noch bei 30 Prozent. Aber die digitale Jagd nach dem oder der Richtigen hat ihre Tücken.
Eine aktuelle Studie aus Indien zeigt, dass die Menschen durch das scheinbare Überangebot „am Markt“ zur Sprunghaftigkeit und zur endlosen Suche nach dem perfekten Partner verführt werden, den es letztlich nicht gibt. Außerdem drohen beim modernen Dating etliche üble Tretminen, welche allesamt klangvolle englische Namen tragen wie Apocalypsing, Benching, Breadcrumbing, Curving, Floodlighting, Ghosting, Groundhogging, Haunting, Micro-Cheating, Negging, Orbiting, Parallel-Dating, Phubbing, Sneating, Snowglobing, Stashing, Tuning und Zombieing. Dabei geht es um tatsächliche oder gefühlte emotionale Übergriffe, fiese Tricks bei realen Treffen, dreisten Betrug, parasitäre Entgleisungen sowie diverse Verhaltensstörungen der Kandidaten.
Und dann wäre da neuerdings noch das Reizthema Politik. Eine Umfrage des Online-Suchportals ElitePartner ergab, dass mangelnde politische Übereinstimmung oft zum abrupten Abbruch des Kennenlernvorgangs führt. Besonders radikal sind hier die Berliner: Jeder vierte Hauptstädter ist bereit, seine große Liebe zu verschmähen, wenn diese die falsche Partei wählt.
Wissenschaftliche Studien zeigen zudem weitere, für die heutige Zeit typische Muster, über die unter anderem Julia Leesch vom Max-Planck-Institut für demographische Forschung (MPIDR) in Rostock berichtet. So umwerben Männer mit zunehmendem Alter immer jüngere Frauen, weil der Online-Kontakt zu diesen im Gegensatz zum wirklichen Leben unkompliziert herzustellen ist. Allerdings erwachsen daraus selten längere Beziehungen. Diese ergeben sich eher aus Übereinstimmungen bei Faktoren wie dem Ess-, Trink- und Rauchverhalten sowie dem Bildungsniveau.
Gegensätze mögen sich anziehen, doch entsteht daraus selten eine langanhaltende Beziehung – zumindest, was die heutige Zeit betrifft. Neuesten Untersuchungen zufolge haben 60 Prozent der Frauen, die kürzlich einen Partner fanden, den gleichen Bildungsstand wie dieser. Deshalb sprechen Sozialwissenschaftler auch von einem Trend zur „Bildungshomogamie“, der sich in allen europäischen Ländern zeige. Ansonsten gibt es noch weitere Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf Partnersuche.
Entgegen herkömmlichen Klischees ist das „starke Geschlecht“ deutlich stärker darauf fokussiert, eine feste Beziehung einzugehen, während Frauen diesbezüglich weniger unter Druck stehen. Denn sie verfügen nach Auffassung der Partnerwahl-Experten über größere soziale Netzwerke und bekommen dadurch mehr emotionale Unterstützung außerhalb einer Beziehung. Gleichzeitig steht bei beiden Geschlechtern heute aber auch die egoistische Selbstverwirklichung hoch im Kurs.