24.10.2024

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Seefahrt

Fährsprung Swinemünde–Malmö

Finnlines hat mit „MS Finnfellow“ eine neue Linie eröffnet – Auch eine Mini-Kreuzfahrt ist lohnenswert

Peer Schmidt-Walther
22.06.2024

Im April wurden die Farben der Fähren, die im westpommerschen Swinemünde an- und ablegen, neu gemischt. Hinzugekommen sind Blau und Weiß, Markenzeichen der im Ostseeraum führenden Reederei Finnlines und Flaggenfarben des nordskandinavischen Landes. Wo bisher zwei polnische und eine deutsche Fährgesellschaft Platzhalter gewesen sind, hat sich das finnische Unternehmen dazugesellt. Denn die Stadt Swinemünde mausert sich.

Nicht zu Unrecht ist sie sogar im NDR als „Boomtown“ betitelt worden. Die Autobahn 3 oder E 65 von Stettin wird, wenn sie komplett fertig ist, in der Stadt enden. Doch allein der Tunnel unter der Swine hat der Region nach nur einem Betriebsjahr schon einen mächtigen Schub beschert.

Die PAZ hat sich dazu auch auf Wollin umgesehen, der Nachbarinsel von Usedom. Was an Hotels und Gaststätten zum Beispiel im altbekannten Seebad Misdroy aus dem Boden geschossen ist, nötig dem Gast Respekt ab. Empfehlenswert ist das „Port“, eine alte deutsche Seenotrettungsstation aus den 1920er Jahren mit Sonnenterrasse am Strand und lokalen Spezialitäten zu moderaten Preisen. In Misdroy wird nicht gekleckert, sondern mächtig geklotzt. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man diese Konkurrenz nicht ganz so freudig.

Fan der neuen Linie
Mit neuen Ladungsströmen werden natürlich immer auch Touristen angezogen, die entweder im Land bleiben oder weiterreisen nach Schweden, Dänemark, Norwegen oder Finnland. Autofahrer aus dem Berliner Raum, vor allem südlich und östlich davon, profitieren ebenso wie die südost- und südeuropäischen Länder.

Gerhard Müller aus dem niederösterreichischen Sankt Pölten wartet gemeinsam in einer größeren Pkw-Gruppe auf das Signal, an Bord der Fähre „Finnfellow“ rollen zu können. Er bekennt sich als Fan der neuen Linie: „Von Österreich hier herauf, das spart Zeit und Kosten. Die Autobahn wird einen zusätzlichen Anreiz bieten“.

Man muss allerdings bei der Zufahrt aufpassen, denn es gibt zwei Fährhäfen. Der von Finnlines liegt etwas weiter südlich an der ul. Jana Soltana 1. So sollte man es auch ins Navi eingeben, sonst irrt man unnötig in der Gegend herum.

Deutsche Touristen aus den Usedomer Kaiserbädern nutzen die neue Möglichkeit, um nicht nur günstig in Polen zu tanken oder Zigaretten zu kaufen, sondern auch um eine „richtige Seereise“ zu machen, wie einige von ihnen verraten, die vor der Terminalschranke geduldig auf grünes Licht warten. „Aus Ahlbeck sind wir rübergekommen“, erzählt ein Karlsruher Paar, „in 20 Minuten sind wir hier gewesen“.

Auf zum Gamla Staden!
Wir sind neugierig geworden und freuen uns auf eine „Minikreuzfahrt“ nach Malmö. Wir staunen, wie ausgelastet das Schiff mitten in der Woche ist. Nicht nur durch Lkw, sondern auch durch Pkw. Wir beziehen unsere kleine Kabine, gehen ins Restaurant (Büffet-Restaurant gegen Aufpreis von 22 Euro) und genießen das Essen mit Auslaufmanöver pünktlich um 21.30 Uhr. Übrigens sind die Erfrischungsgetränke dazu frei, Alkoholika müssen dazu gekauft werden.

Die Nacht an Usedom, Rügen und Mön vorüber verläuft ruhig. Der 188 Meter lange 34.000-Tonner wiegt einen in einen kuschligen Schlaf, bis morgens voraus die knapp acht Kilometer lange Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö auftaucht. Noch ganz klein duckt sich dahinter das 190 Meter hohe „gedrehte“ Wahrzeichen der Sundstadt: der „Turning Tower“. Es wird Zeit zum Aufstehen. Für 12 Euro gibt es ein reichliches Frühstück, das bis zum Abendessen locker vorhält.

Hafen in Malmö außerhalb
Im Nordhafen, dem Norra Hamnen auf Schwedisch, legt Kapitän Björn Kassten sein Schiff sanft an die Pier. Wir sind froh, ein Auto dabeizuhaben, denn man ist hier draußen weitab vom Schuss. Außerdem wollen wir die Zeit bis zur Rückfahrt um 10.15 Uhr für eine Stadtrundfahrt nutzen.

„Der frühe Vogel fängt den Wurm“, kommt einem bei fast leeren morgendlichen Straßen in den Sinn. Glück für uns, sodass wir die Gamla Staden oder Altstadt in einer Viertelstunde erreicht haben. Dazu finden sich Parkplätze im Überfluss. Selbst am Rathaus und am Denkmal von König Gustav X. hat man freie Auswahl. Links und rechts der kleinen Gasse Lilla torg ziehen sich niedrige Fachwerkhäuser mit idyllischen Innenhöfen hin. Restaurants aller Art verlocken hier zum längeren Bleiben.

Sehenswerte Altstadt
Die Zeit reicht auch noch für einen Blick in die Sankt-Petri-Kirche im Backsteingotikstil aus dem 14./15. Jahrhundert. Ihre Strebebögen sind sehenswert. In wenigen Minuten ist man am bekannten Schloss Malmöhus mit seinem Museum. Dies und das schräg gegenüber liegende Seefahrtsmuseum sparen wir uns für die nächste Minikreuzfahrt auf.

Am Check-in (fürs Navi: Malmö, Lappögatan 38) hat sich bereits wieder ein internationaler Pkw-Pulk angesammelt. Wenn man einige Fahrer danach fragt, hört man von ihnen die Meinung, dass man von Malmö mit der „Finnfellow“ günstig über die Ostsee nach Süden springen könne. Aus der Deutschland-Zentrale in Lübeck ist die erfreuliche Nachricht zu erfahren, dass eine Ausweitung des Verkehrs angedacht sei, also dann zwei Schiffe eingesetzt werden sollen. Dann kann man in beiden Häfen wählen zwischen jeweils einer Tages- oder Nachtabfahrt und hat für eine ausgiebige Stadtbesichtigung genügend Zeit.

„MS Finnfellow“, Typ: Ro-Ro-Passagierfähre; Baujahr: 2000; Werft: AESA Puerto Real, Spanien; Länge: 188,30 Meter; Breite: 28,70 Meter; maximaler Tiefgang: 6,3 Meter; BRZ: 33.724; Antrieb: 4xSulzer8ZAL40S je 6000 Kilowatt; Bugstrahlruder: 2x1500 Kilowatt; maximale Geschwindigkeit: 19 Knoten; Crew: 40 Personen; Ladestrecke: 3100 Meter; Eigner: Finnlines Plc, Helsinki; Reederei: Rederi AB Nordö-Link, Malmö; Heimathafen: Malmö; Flagge: Schweden; Buchung: www.finnlines.de


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