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Charleston und Foxtrott mit 78 Umdrehungen in der Minute – Der Sammler Peter Bauer besitzt etwa 11.000 Schellack-Platten
Schon als Zwölfjähriger, Mitte der 70er Jahre, war Peter Bauer von Schellack-Musik begeistert. Ein halbes Jahrhundert später hat der Bayer etwa 11.000 Schellack-Platten, die zum größten Teil Stücke beinhalten, die seinen musikalischen Vorlieben entsprechen.
Anfang der 90er Jahre arbeitete Bauer in Mailand. Auf einem Flohmarkt in Genua entdeckte er Schellacks des legendären Tenors Enrico Caruso und kaufte 20 davon. Und der Flohmarkt-Liebhaber entdeckt auf diesen Märkten immer öfter solche Platten, bis letztlich, angesichts von bald 500 Stück in den heimischen Regalen, seine Sammelleidenschaft endgültig entflammt. Mit rund 600 Exemplaren kehrte er Ende 1993 nach Regensburg zurück und knüpfte Kontakte zu anderen Sammlern.
Seine Sammelleidenschaft gilt in erster Linie drei Schwerpunkten: 80 Prozent machen Foxtrott- und andere Tanzmusik (Shimmy, Blues, Six Eight) sowie Couplets (Otto Reuter, Karl Valentin, Weiß Ferdl) der Jahre 1925 bis 1949 aus. Zehn Prozent sind Rock 'n' Roll-Titel, die von 1953 bis 1960 zunächst nur auf Schellacks, dann parallel auf Vinylplatten veröffentlicht wurden. Das restliche Zehntel sind originelle Aufnahmen aus den 50er Jahren etwa von Paul Kuhn oder Evelyn Künnecke. „Bis 1950 gab es in Deutschland viele gute Tanz- und Jazzbands“, stellt der Sammler fest, der seit Beginn der 90er Jahre Schellacks nicht nur ankauft, sondern auch tauscht.
Einem richtigen Sammler geht es aber nicht nur um die schwarzen Scheiben. „Zu jeder Platte gehört die richtige Hülle mit dem Namen der dazugehörenden Plattenfirma. Und natürlich muss auch die Zeit passen“, erklärt Bauer. Um diese Fakten zu recherchieren, gehören spezielle Bücher und Kataloge zu verschiedenen Genres zur Ausstattung. Gerne liest Bauer auch Bücher über die von ihm bevorzugten Orchesterleiter und Musiker.
Vom Filmplakat aufs Cover
Darüber hinaus gab es kleine Aufkleber der Plattenlabels. Hier ist der frühere Banker stolz auf Exemplare früherer Regensburger Musikhäuser, die Sonderpressungen namhafter Plattenfirmen veröffentlichten und dann mit ihrem Aufkleber versahen. Da es im Schellack-Zeitalter noch keine Plattencover mit Fotos der Sänger und Ensembles gab, versucht Bauer Bilder von diesen aufzutreiben. Fündig wird er oft bei Sammelbildern, wie es sie in früheren Jahrzehnten regelmäßig gab. Beim Aspekt „Bilder“ seien noch Filmplakate erwähnt, denn oft sangen bekannte Schauspieler und Stars wie Marlene Dietrich, Hans Albers, Willi Forst oder Willy Fritsch die Lieder aus den Filmen auf den Schellack-Platten.
Während Bauer die Schellacks früher am liebsten auf einem seiner Grammophone laufen ließ und anhörte, legt er sie heute meistens auf einem Plattenspieler auf. Die Nadel am Tonabnehmer hat er sich eigens in England für diesen Zweck anfertigen beziehungsweise schleifen lassen. Damit lässt sich der Schellack-Sound bestens wiedergeben.
Zu fast jeder Platte kann er etwas erzählen. Sei es der Umgang mit Swing-Musik im Dritten Reich, die Aufnahmetechniken oder Interessantes über seine favorisierten Musiker und Sänger.
Hochgerechnet auf das Gesamtangebot an Schellack-Platten interessieren Bauer nur etwa fünf Prozent. Und aktuell gibt es ein neues Sammelgebiet: Kammersänger und Hofopernsänger aus der Schellack-Frühzeit. Da wird das Sammeln wieder intensiviert.