15.12.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Brände in Ostpreußen

Feuersbrünste, die ganze Städte zerstörten

Zu dichte Bebauung und Häuser aus Holz im Mittelalter, Kriege und Brandstiftung in der Neuzeit waren häufige Ursachen

Wolfgang Kaufmann
04.02.2024

In den Städten Ostpreußens gab es bis zum Zweiten Weltkrieg um die 90 folgenschwere Brände, die große Teile der Ortschaften in Schutt und Asche legten. Besonders betroffen waren im Laufe der Jahrhunderte Gerdauen (1485), Insterburg (1590), Angerburg (1608), Riesenburg (1688), Sensburg (1698), Passenheim (1751), Osterode (1788), Königsberg (1811), Nordenburg (1820), Arys (1826) und Memel (1854). In einigen der Städte ereigneten sich zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert sogar mehrere Feuerkatastrophen. Das gilt unter anderem für Domnau, Königsberg und Rastenburg (jeweils sieben Brände), Nordenburg (fünf Brände) sowie Bischof-stein, Passenheim, Preußisch Holland und Sensburg (vier Brände).

In der Regel resultierten die Schadfeuer im Mittelalter und der Frühen Neuzeit aus der damaligen Bauweise der Städte. Die Wände der Häuser bestanden vorwiegend aus Holz, und die Dächer trugen ebenfalls Schindeln aus diesem Material oder waren mit Stroh beziehungsweise Schilfrohr gedeckt. Außerdem standen die Gebäude sehr dicht beieinander, was zum schnellen Übergreifen der Brände führte und die Entstehung von Feuerstürmen förderte, die am Ende nicht selten die ganze Stadt erfassten. Beispielsweise vernichtete der Brand in Insterburg vom 9. Juni 1590 140 der 149 vorhandenen Häuser.

Dass ein Bauwerk in Flammen aufging, war meist die Folge des leichtsinnigen Umgangs mit offenem Feuer. So machte der Herzog Albrecht von Preußen 1543 anlässlich seiner Kirchenvisitationen Station in Preußisch Holland. Dabei verursachte ein sorgloser Stallknecht aus Albrechts Gefolge einen folgenschweren Brand, dem fast die gesamte Stadt zum Opfer fiel. Daraufhin stellte der Herrscher Bauholz und Steine aus dem 1521 zerstörten Schloss zur Verfügung und leistete darüber hinaus finanzielle Hilfe beim Wiederaufbau.

Manchmal brachen die Feuer jedoch aus anderen Gründen aus wie 1811 in Königsberg. Damals entzündeten sich 400 Tonnen Öl und Teer auf dem Hafengelände. In der Folge verbrannten mehrere Schiffe, 144 Häuser, 134 Speicher sowie die erste Synagoge von Königsberg und der Grüne Kran verbrannten. Ein weiteres Beispiel ist Seeburg. Hier stand eine der am stärksten befestigten Burgen des Ermlandes, deren Bergfried der höchste Turm im gesamten Bistum war. In diesen schlug am 7. Juli 1783 der Blitz ein. Danach gingen erst die Burg und dann auch die umliegende Stadt in Flammen auf.

Brandmauern und Häuser aus Stein
Aus den verheerenden Bränden wurden Lehren gezogen. Dazu gehörte der Übergang zu Häusern aus Stein mit nichtbrennbaren Dachziegeln. Das schrieb beispielsweise die nach dem Großfeuer von 1854 erlassene Baupolizeiverordnung von Memel vor. Darüber hinaus errichtete man Brandmauern zwischen den Häusern, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern, und griff zu wirksameren Löschmethoden.

Dennoch gab es weiterhin große Schadfeuer, denen nun oft Brandstiftung zugrunde lag. Ein solcher Fall ereignete sich Ende Mai 1806 in Rößel nordöstlich von Allenstein. Das Feuer zerstörte fast die gesamte Stadt, deren Wiederaufbau bis 1840 dauerte. Der Brandausbruch wurde der polnischstämmigen Schäferin Barbara Zdunk zur Last gelegt, welche einen bösen Zauber angewendet haben sollte – das jedenfalls glaubten die aufgebrachten Bürger von Rößel. Um den Volkszorn zu dämpfen, verurteilte das Provinzialgericht von Königsberg die Mutter von vier unehelichen Kindern am 27. Juli 1811 zum Tode durch Verbrennen. Drei Wochen später starb sie auf dem Scheiterhaufen. Die wahren Täter waren allerdings wohl polnische Soldaten im Dienste Napoleons.

Brandstiftung in Rößel
Fremde Militärs steckten jedenfalls hinter einigen anderen Stadtbränden in Ostpreußen. So legten französische Soldaten im März 1807 das große Feuer, dem fast ganz Liebstadt zum Opfer fiel. Ansonsten resultierten viele der Brände aus den kriegerischen Handlungen auf dem Gebiet Ostpreußens. Beispielsweise gingen folgende Städte durch gezielte militärische Attacken oder bei Plünderungen in Flammen auf: Osterode 1381 anlässlich des Überfalls des litauischen Großfürsten Kęstutis, Johannisburg 1455 und 1520 während des Preußischen Städtekrieges beziehungsweise des Reiterkrieges, Arys, Goldap und Passenheim 1656/57 bei den brutalen Einfällen der Tataren, Bischofsburg und Liebstadt 1659 im Zweiten Schwedenkrieg sowie Ragnit 1757 und 1812 im Zuge des Siebenjährigen Krieges anlässlich von Napoleons Russlandfeldzug.

Im Falle Bischofsteins waren es die Verteidiger selbst, die das Feuer legten. Damit wollten sie verhindern, dass die Stadt Bischofstein in die Hände des Feindes fiel. Dies geschah 1457 während des Konfliktes zwischen dem Preußischen Bund und dem Deutschen Orden. Der Vernichtungsbefehl kam vom ermländischen Bischof Paul von Legendorf.

Dann sanken 1945 nochmals etliche ostpreußische Städte infolge gezielter Brandstiftungen seitens polnischer oder sowjetischer Soldaten nach dem Ende der Kampfhandlungen in Schutt und Asche. Dabei traf es unter anderem Friedland, Heilsberg und Osterode.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

walter weimar am 05.02.24, 11:00 Uhr

Feuersbrünste, die ganze Städte zerstörten
ja besonders durch unsere Freunde 1942-45-46

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS