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Wegen hoher Energiepreise und einer ausufernden Bürokratie: Immer mehr deutsche Unternehmen planen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern
Vorsichtiger Optimismus im Frühjahr, massive Depressionsgefahr im Herbst. So kann man die Stimmung innerhalb der deutschen Wirtschaft auf den Punkt bringen. Kurz zusammengefasst besagen die aktuellen Zahlen eines: Der Wirtschaftsstandort Deutschland verliert massiv an Attraktivität. Zu diesen Ergebnissen kommt der „Supply Chain Pulse Check“, eine Studie von Deloitte in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Verband ISLA.
Mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben demnach an, Teile ihrer Wertschöpfungskette bereits zu großen Teilen ins Ausland verlagert zu haben. Und auch das restliche Drittel denkt darüber nach. Dies betrifft vor allem Schlüsselbranchen wie Maschinenbau, den Automobilsektor oder die Industriegüterproduktion. Und der Tiefpunkt ist offenbar noch nicht erreicht. 65 Prozent der Befragten in diesen Wirtschaftszweigen erwarten demnach, dass Deutschland innerhalb der nächsten drei Jahre an Attraktivität gegenüber anderen Regionen verlieren wird.
„Das Vertrauen in den Standort Deutschland ist erschüttert“, behauptet Deloitte-Industrieexperte Florian Ploner, der die Studie mitverantworte. Die Stimmung bei den Unternehmen habe sich in den vergangenen sechs Monaten noch mal verschlechtert. „Vor allem wegen der hohen Energiekosten gibt es in der Industrie erhebliche Schmerzen“, sagte Ploner und bilanzierte: „Wir sehen eine Deindustrialisierung.“ Zwar ist die Stimmung in anderen Industriezweigen nicht ganz so fatal wie beispielsweise im Maschinenbau oder bei den Autobauern, doch insgesamt 45 Prozent der befragten Unternehmen sind skeptisch, was die Zukunftsaussichten angeht.
In den anderen Branchen wie Chemie, Bauindustrie, Transport und Logistik glauben noch 46 Prozent, dass der Standort unverändert attraktiv bleiben wird. Allerdings gehen dort nur noch 20 Prozent davon aus, dass Deutschland im internationalen Vergleich zulegen wird. Die Gründe für die zunehmende Abwanderung liegen auf der Hand: die wichtigsten sind niedrigere Energiekosten (59 Prozent), niedrigere Löhne (53 Prozent), ein besseres Marktumfeld (51 Prozent) und weniger Bürokratie (50 Prozent).
Wenn man so weitermache wie bisher, werde Deutschland im internationalen Wettbewerb weiter „nach hinten durchgereicht. Wir verlieren Unternehmen, wir verlieren Wertschöpfung“, sagte der BDI-Präsident Siegfried Rosswurm bereits vor einem Monat. Die neueste Umfrage, an deren Erstellung auch sein Verband beteiligt war, bestätigt dies. Dabei waren die Firmenchefs in Deutschland im Frühjahr noch verhalten optimistisch. Der Strompreis stieg nicht so stark an wie befürchtet, und eine der Lehren aus dem Ukrainekrieg oder den Lieferschwierigkeiten infolge der Corona-Pandemie war die Feststellung, dass man zukünftig wieder verstärkt vor der eigenen Haustüre produzieren müsse.
USA und Asien sind attraktiver
Nun zeigt sich: Die Maschinen- und Autobauer zieht es immer noch nach Asien und auch in die USA. In den anderen Industriezweigen flaut die Asien-Euphorie zwar ab, doch dort wächst der Trend, vor allem im osteuropäischen Ausland produzieren zu lassen. Unter den EU-Ländern werden Polen, Rumänien und Tschechien besonders häufig genannt. Rosswurm fügte mit Blick auf die nicht ganz so stark gestiegenen Strompreise allerdings auch an, dass diese immer noch dreimal so hoch seien wie in anderen europäischen Ländern. „Das ist ein riesengroßer Nachteil“, sagte er und fügte mit Blick auf die bekanntermaßen ausufernde Bürokratie in Deutschland an: „Vieles dauert einfach zu lange.“
Wie schlecht es um die deutsche Wirtschaft steht, zeigt nicht nur die Deloitte-Studie, die sich mit dem Zustand der Groß-Industrie beschäftigte. Auch unter den Mittelständlern ist die Stimmung gelinde gesagt frostig. Eine in der vergangenen Woche veröffentliche Umfrage im Auftrag der DZ Bank zeigt, wie verbreitet der Pessimismus ist. Von den fast 1000 befragten Unternehmen sind 81 Prozent der Auffassung, dass Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hat. Immerhin fast die Hälfte ist überzeugt, Deutschland sei aktuell der „kranke Mann Europas“.
Wie in der Großindustrie stöhnt auch der deutsche Mittelstand vor allem über hohe Preise und die Bürokratie. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) gab an, dass vor allem aus diesem Gründen 40 Prozent seiner Mitgliedsunternehmen daran denke, die Zahl der Beschäftigten in Deutschland zu reduzieren. Und das würde weitere Probleme nach sich ziehen. Bisher gilt die deutsche Wirtschaft zwar im internationalen Vergleich als Sorgenkind, allerdings präsentierte sich der Arbeitsmarkt als erstaunlich robust.
Michael Böder am 27.11.23, 14:50 Uhr
Ich bin letztes Jahr in Deutschland gewesen und dermaßen extreme Über bürokratisierung hat es früher nicht gegeben. Ärzte die nicht fähig sind simple Wiederholungsrezepte auszustellen, ohne telefonische Anmeldungen geht's nicht, am Frankfurter Flughafen lassen sie einen 80-jaehrigen nicht nach Hause fliegen, dem Personal gefällt der Reisepass nicht, da war was korrigiert......an die 20 Beispiele habe ich.....