12.09.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
Stellt „Arbeitswelt auf den Kopf“: Viele Ältere verzweifeln an Angehörigen der Generation Z
Foto: picture alliance/dpa/TASS | Artyom GeodakyanStellt „Arbeitswelt auf den Kopf“: Viele Ältere verzweifeln an Angehörigen der Generation Z

Gesellschaft

Forscher blicken mit Unbehagen auf die Generation Z

Ein überbehütetes Produkt von multiplen Ängsten und überzogenen Erwartungen: Ein Großteil der zwischen 1996 und 2012 Geborenen macht nicht den Eindruck, dieser Welt gewachsen zu sein

Wolfgang Kaufmann
20.08.2024

Im März veröffentlichte die Unternehmensberaterin und Anwältin Susanne Nickel ein Buch mit dem Titel „Verzogen, verweichlicht, verletzt“, welches sich mit der sogenannten Generation Z befasst. Darunter verstehen Sozialwissenschaftler in der Regel die Gruppe der zwischen 1996 und 2012 Geborenen. Laut Nickel sind die Angehörigen der Generation Z das Produkt einer zur Überbehütung neigenden Wohlstandsgesellschaft und dadurch schwer ins Berufsleben zu integrieren. Denn es fehle ihnen an Disziplin, Leistungswillen und Zuverlässigkeit – bei gleichzeitig hohen Ansprüchen und einem ausgeprägten Egoismus.

Nickels Thesen blieben nicht unwidersprochen. So lobten etliche Verteidiger der Generation Z, die sich eher unter Journalisten oder Politikern als unter Sozialwissenschaftlern und Vertretern der Wirtschaft finden, den virtuosen Umgang der jungen Leute mit der digitalen Technik sowie ein vorbildliches Umwelt- beziehungsweise Klimabewusstsein. Dazu komme, dass die Vertreter der Generation Z – so wie beispielsweise Greta Thunberg – aktiv für ihre Werte und Ziele kämpften.

Dem stehen jedoch unzweifelhaft negative Seiten gegenüber. Nickel wirft der Generation Z vor, dass sie „die Arbeitswelt auf den Kopf stellt“. Aufgrund des Fachkräftemangels müsse sie sich im Beruf deutlich weniger durchbeißen als die Generationen vor ihr, woraus teilweise eine regelrechte „Vorruhestandsattitüde“ resultiere, wie der Kölner Psychologe Stephan Grünewald pointiert bemerkte. Diese Haltung führe zu ungünstigen Entwicklungen. Beispielsweise planten lediglich sechs Prozent der Angehörigen der Generation Z, sich selbstständig zu machen, während die Teilzeitarbeit hoch im Kurs stehe, obwohl man gerne von überdurchschnittlichen Gehältern träume. Darüber hinaus hielten etliche Arbeitgeber Beschäftigte aus der Generation Z für illoyal, unkollegial und wenig teamfähig.

Die tiefen Spuren der Lockdowns
Mittlerweile geht der Trend außerdem noch dahin, dass nicht wenige vornherein gleich eine „Karriere“ als Bürgergeldempfänger anstreben. Davon zeugen unzählige Beiträge auf der Kurzvideoplattform TikTok, in denen jugendliche Influencer wie „Lilly_Schwerefeld“ verkünden: „Ich verbringe doch nicht acht Stunden meines Tages für 50 Jahre auf der Arbeit! Da wäre ich ja geistesgestört!“ Woraufhin ein „herr_jobcenter“ freudig hinzufügte: „725 Euro bekomme ich nur fürs Rumliegen und Fernsehgucken.“

Ein weiteres, in der Generation Z verbreitetes Manko sehen Experten in deren psychischer Labilität. In den USA befinden sich bereits 37 Prozent der Angehörigen der betreffenden Altersgruppe in therapeutischer Behandlung – in keiner früheren Generation war diese Quote so hoch. Menschen aus der Generation Z gelten vielfach als ängstlich und übersensibel. Wobei diese Fremdwahrnehmung mit der Eigenwahrnehmung korrespondiert: Fast jeder Zweite über 20-Jährige stuft sich selbst als psychisch unterdurchschnittlich belastbar ein. Dabei spielt offensichtlich die Corona-Pandemie eine wichtige Rolle. Während der Lockdown-Phasen fanden intensive Diskussionen in den sozialen Medien über psychische Probleme statt, was zu etlichen überspannten Selbstdiagnosen führte.

Weit verbreitet ist in der Generation Z derzeit noch die Angst vor dem angeblich menschgemachten Klimawandel. Aus dieser wiederum erwächst sogar eine auffällig oft zu findende Neigung, auf Kinder zu verzichten. Wie das Hamburger Marktforschungsinstitut Appinio ermittelte, hegen 26,4 Prozent der 16- bis 24-Jährigen keinerlei Absichten, Nachkommen in die Welt zu setzen, und weitere 24,5 Prozent sind angesichts der „Klima-Apokalypse“ unschlüssig.

Das Klima-Thema stellt die Angehörigen der Generation Z noch vor ein weiteres Dilemma. Einerseits wollen sich die meisten bewusst ernähren, um der Umwelt und den Tieren sowie eben auch dem Klima etwas Gutes zu tun, andererseits scheitern sie oftmals aber an der konkreten Umsetzung.

„Es fehlen erreichbare Ziele!“
Durch all dies – und etliches mehr – zeigt sich, dass die Generation Z auch an einem Peter-Pan-Syndrom leidet, also vermeiden will, erwachsen zu werden. Das hat gesellschaftliche Ursachen, die nicht nur in der von Nickel kritisierten Überbehütung durch die Eltern zu finden sind, wie das Beispiel Deutschland zeigt. Hierzulande blicken die zwischen 1996 und 2012 Geborenen im Schnitt extrem pessimistisch in die Zukunft. Nur sieben Prozent glauben an eine Verbesserung der sozialen und politischen Lage. Das resultiert aus den wiederholten Krisenerfahrungen in der jüngeren Vergangenheit: Nach der Corona-Pandemie kamen der Ukrainekrieg und der wirtschaftliche Absturz der Bundesrepublik hinzu. Daraus erwuchs ein Gefühl des Kontrollverlusts und der Ohnmacht, dessen Folgen sich in Kommentaren auf den sozialen Plattformen widerspiegeln, die zeigen, dass sich in der Generation Z eine dunkle Ahnung breitmacht, wohin der Zug rollt. Ein Blogger schreibt: „Wozu arbeiten, wenn man sich dann immer noch kein Haus, Auto und Familie leisten kann? Es fehlen erreichbare Ziele!“

Mit anderen Worten: Ungeachtet der von rot-grüner Seite gesetzten Themen Klima, Gender, Kampf gegen Rechts und so weiter sehen Angehörige der Generation Z nun verstärkt auch die Inflation, Wohnraumverknappung, Altersarmut, Massenmigration und Ausländerkriminalität als Problem an, während die etablierte Politik keinerlei brauchbare Lösungsansätze hierfür liefert. Das Resultat dessen ist eine Umorientierung, was die Präferenz für Parteien betrifft.

So wenden sich Mitglieder der Generation Z in Scharen von den Grünen ab ,während ebenso auffällig viele von ihnen immer empfänglicher werden für Positionen der als „rechtspopulistisch“ gescholtenen AfD. Laut der aktuellen Trendstudie „Jugend in Deutschland“ würden jetzt bereits 22 Prozent der 14- bis 29-Jährigen die AfD wählen – das ist ein Anstieg um zehn Prozentpunkte innerhalb eines Jahres, womit die AfD bei der Generation Z nun auf Platz eins der Parteien rangiert. Dahingegen verloren die 2023 hier noch führenden Grünen neun Prozentpunkte und liegen nun bei 18 Prozent.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Chris Benthe am 23.08.24, 14:53 Uhr

Erstens: jede Generation ist das Produkt der vorherigen Erziehergeneration.
Zweitens: 80 Jahre Friede und 70 Jahre ungebremster Wohlstand haben eine Blase erzeugt, der nur schwer zu entkommen ist. Ich, Jahrgang '61, kannte wenigstens noch die Kriegsgeneration und wusste um ihre Erlebnisse aus erster Hand, so kam noch mein Onkel (Bruder meines Vaters) in Stalingrad um. Wir waren keine 68er mehr und waren dennoch die ersten Adressaten dieser massiven Manipulationen (Schuldkult, "Wegzüchten" jeglicher nationaler Identität, Verherrlichung transatlantischer Kulturexzesse, etc.,etc.) Das wirkt massiv bis heute nach, wenn man die völlige Verblödung meiner eigenen Generation bedenkt, wenn es um Heimat, Volk und Stolz auf Erreichtes geht. Stattdessen weinerliche Verklärung von Rock'n Roll und Co, Verachtung des Eigenen. Mich wundert das Gebaren dieser Generation Z mit ihren von ihren Wischkrücken gebeugten Häuptern gar nicht. Es werden andere Zeiten kommen, die dunkeln Wolken am Horizont kündigen das Unvermeidliche an. Dann wird wieder zerstört, gelitten und Dreck gefressen. Also, keine Sorge, es kommt alles ins Lot.

Harald Beukel am 21.08.24, 02:02 Uhr

Nun, über die "Faulheit, Respektlosigkeit und Lebensunfähigkeit der Jugend" wurde schon im alten Griechenland gemeckert ...

Die "Unternehmensberaterin und Anwältin Susanne Nickel" wirft der heutigen Jugend nun vor, diese würde „die Arbeitswelt auf den Kopf stellen“ und „müsste sich im Beruf deutlich weniger durchbeißen als die Generationen vor ihr.“

Was wäre denn daran so schlimm???

jean claude am 20.08.24, 10:49 Uhr

"Forscher blicken mit Unbehagen auf die Generation Z"
ich blicke mit unbehagen auf die Entwicklung der Forscher/Experten/Auguren an den Universitäten.
Mittlerweile gibt es mehr Geschwätzwissenschaftler als Studenten in Realwissenschaften.
Und das nach Antiexpertenmeinung finde ich viel besorgniserregender...

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS