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Der Historiker Michael Sommer schildert Hinter-gründe und Aspekte, die zum Tod Cäsars beitrugen – jedoch mit sprachlichen Anachronismen
Gaius Julius Cäsar, der im Februar des Jahres 44 v. Chr. vom Senat der Römischen Republik zum Diktator auf Lebenszeit ernannt worden war, starb wenige Wochen später während einer Senatssitzung im Theater des Pompeius an zahlreichen Messerstichen. An dem Mord sollen rund 60 Personen beteiligt gewesen sein, wobei Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus als die Rädelsführer fungierten.
Aus der Tat an den „Iden des März“ resultierte ein bis 31 v. Chr. währender Bürgerkrieg, an dessen Ende Cäsars Neffe, Adoptivsohn und Erbe Gaius Octavius über die Mörder triumphierte und zum ersten römischen Kaiser Augustus avancierte. Das ist bekannt. Doch was waren die Motive der Verschwörer gegen Cäsar? Hier verkünden die historischen Quellen oft gar nichts oder Widersprüchliches. Insofern erfordert die Aufklärung der Hintergründe des Cäsar-Mordes ein profundes Detailwissen über die Situation und das Protagonistenheer in der Zeit um 44 v. Chr. sowie logisches Denkvermögen.
Das alles besitzt der Professor für Alte Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Michael Sommer, in hinreichendem Maße, weshalb sein Buch „Mordsache Caesar“ durchaus überzeugt, wenn es um die Rekonstruktion der Motivlage der Verschwörer geht.
So gab es ganz offensichtlich nicht nur einen Grund für das Gemetzel im Senat, wie andere, schlicht gestrickte Darstellungen suggerieren, die unisono auf die grundsätzliche Abneigung der republikanischen Römer gegen Alleinherrscher Bezug nehmen. Vielmehr existierten fast so viele Motive wie Beteiligte – beginnend bei Rachegelüsten aufgrund von persönlichen Kränkungen durch Cäsar oder wegen des gewaltsamen Todes von Freunden, die bei dem Diktator in Ungnade gefallen waren, über Frustration angesichts unerfüllter Karriereträume bis hin zur Ablehnung des von Cäsar etablierten neuen politischen Systems, in dem Opportunismus mehr zählte als Leistung und vornehme Abstammung.
So weit, so gut. Allerdings wäre da noch die Sprache des Buches, die immer wieder durch auffallend flapsige und letztlich auch anachronistische Formulierungen gekennzeichnet ist, die nicht zu einem althistorischen Thema passen. Beispielsweise soll sich Brutus nach der Schlacht von Pharsalos gefragt haben, ob „der Drops gelutscht war“. Außerdem stören auch unnötige Anglizismen wie „Street Credibility“. Mit diesem deplatzierten Ausdruck charakterisiert Sommer die dritte Frau von Marcus Antonius.
Michael Sommer: „Mordsache Caesar. Die letzten Tage des Diktators“, Verlag C. H. Beck, München 2024, gebunden, 316 Seiten, 26 Euro