19.12.2025

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Gustav Knuth (r.) in der Verfilmung von „Der fröhliche Weinberg“ aus dem Jahr 1952
Bild: ddp ImagesGustav Knuth (r.) in der Verfilmung von „Der fröhliche Weinberg“ aus dem Jahr 1952

Komödie

Vorweihnachtlicher Humor Anno 1925

Vor 100 Jahren hatte das Volksstück „Der fröhliche Weinberg“ Premiere – Nur die Nationalsozialisten konnten nicht darüber lachen

Helga Schnehagen
19.12.2025

Am 22. Dezember 1925 wurde „Der fröhliche Weinberg“ im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin uraufgeführt. Noch hundert Jahre später findet man das Volksstück auf den Spielplänen von Theatern und im Fernsehen.

Als Carl Zuckmayer (1896–1977) im Sommer 1925 das Stück schrieb, wollte er nach eigener Aussage sieben Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die Menschen wieder herzlich und befreit zum Lachen bringen und sie auffordern, das Leben mit Humor zu nehmen.

Selber ein Kind vom Land, taucht er in deftiger Sprache ein in die dörfliche Welt der Weinbauern. Der Winzer Gunderloch will sich zur Ruhe setzen, die eine Hälfte seines Weinbergs verkaufen, die andere aber seiner Tochter Klärchen und ihrem zukünftigen Ehemann vermachen, sofern dieser beweist, dass er ihn zum Großvater machen kann. Als Mann käme der Assessor Knuzius in Betracht. Klärchen aber hat ihr Herz längst einem anderen geschenkt. Das sorgt für turbulente Verwicklungen. Doch nach Schlägereien, Saufgelage und Tänzen folgt das Happy End: eine Doppelhochzeit, bei der nicht nur Klärchen, sondern auch der Vater aus Liebe den Bund fürs Leben schließt.

Das Stück war ein Sensationserfolg und bescherte dem Autor von „Der Hauptmann von Köpenick“ (1931) und „Des Teufels General“ (1946) den Durchbruch. Es wurde zum meistgespielten Theaterstück der 1920er Jahre. Zugleich geriet es zum Skandal. Unter anderem durch die deftige Sprache, mit der er die dörfliche Welt porträtierte, fühlten sich viele gekränkt – allen voran die zur damaligen Zeit erstarkten Nationalsozialisten, die das Stück 1933 schließlich verboten.

Zuckmayer hatte mütterlicherseits jüdische Vorfahren, die zwar konvertiert waren, dennoch musste er fliehen. Er emigrierte zuerst nach Österreich, dann in die Schweiz und schließlich in die USA, deren Staatsbürger er später wurde. In Deutschland ließ er sich nie wieder einbürgern. Ab 1957 lebte er als Schweizer Staatsbürger in Saas-Fee, wo er 1977 starb.

Geboren wurde Zuckmayer in Nackenheim. Die Gemeinde hält bis heute das Gedenken an den berühmten Sohn mit Jubiläums-Veranstaltungen und einer Dauerausstellung im Ortsmuseum „MUXUM“ hoch. Unter dem Titel „Die Zuckmayers – eine Familie aus Rheinhessen“ macht diese deren Geschichte erlebbar. Dabei erhält man Einblick in die wohlhabende, bildungsorientierte Familie, ihre Kapsel-Fabrik für Weinflaschen in Nackenheim sowie das Leben und Werk der beiden Zuckmayer-Söhne.

Hierbei tritt Carls älterer Bruder Eduard (1890–1972) aus dem Schatten des berühmten jüngeren Bruders. Eduard hatte sich der Musik verschrieben. 1936 emigrierte er in die Türkei, wo er als Musikpädagoge, Komponist, Dirigent und Pianist wirkte und die nationale Musikausbildung reformierte. Bis heute wird er in seiner Wahlheimat als einer der prominentesten Vertreter der türkischen Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts verehrt.

Die Themen der Ausstellung Heimat, Familie, Krieg und Erfolg werden nicht nur multimedial und interaktiv inszeniert. Sie setzt sich am Beispiel beider Zuckmayers auch mit der Bedeutung von Vertreibung und Exil auseinander – dem Schicksal von aktuell rund 122 Millionen Menschen weltweit.

www.ortsmuseum-nackenheim.de 


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