30.10.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden

Fürst-Pückler-Parks

Gemäldegalerie in der Natur

Fürst Hermann von Pückler-Muskau als Gartenkünstler – Sein Erbe wird heute in Muskau, Branitz und Babelsberg gepflegt

Helga Schnehagen
31.01.2021

Ein Park muss wie eine Gemäldegalerie sein, alle paar Schritte soll man ein neues Bild sehen“, war die Leitlinie von Fürst Hermann von Pückler-Muskau. Als Abenteurer und Exzentriker, Idealist und Visionär, Künstler und Ästhet erschuf sich der „Parkomane“ nicht nur seine eigene Welt, mit scheinbarer Nonchalance ruinierte er dabei auch immer wieder seine Finanzen. Doch gerade diese Eigenschaften sind es, denen Deutschland die genialen Landschafsparks in Bad Muskau im Lausitzer Neißetal und Branitz in Cottbus verdankt.

Totgesagte leben länger, heißt ein Sprichwort. Doch dass sie sogar auferstehen, ist eher selten. „Ein Wunder“, wie Cord Panning, Geschäftsführer der Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau sowie Parkdirektor, meint. Noch in den 1970er Jahren waren für Hermann Graf von Arnim, den letzten privaten Besitzer Muskaus, der Park und seine Bauten nur eine „Saudade“, ein Jammer.

Dass der Muskauer Park beziehungsweise Park Mużakowski dennoch 30 Jahre später in die Liste des Weltkulturerbes als größter Landschaftspark Zentraleuropas aufgenommen wird, „kann man dem polnischen Staat, den polnischen Kollegen nicht hoch genug anrechnen“, so Panning. Denn von den 830 Hektar des Parks befinden sich zwei Drittel auf heute polnischer Seite östlich der Lausitzer Neiße. Im Zweiten Weltkrieg verlief die Frontlinie mitten durch das Muskauer Neißetal. Hier und da sind im Wald noch Spuren der einstigen Schützengräben zu erkennen. Nach Kriegsende wurde die Neiße, die gestalterische Magistrale des Parks, Teil der Oder-Neiße-Linie.

Während es auf deutscher Seite gelang, die Strukturen des Landschaftsgartens zu erhalten, wurde der polnische Teil zum Urwald. Doch anstatt den Park aufzugeben, unterzeichneten schon 1988 deutsche und polnische Denkmalpfleger einen Vertrag zu seiner integralen Wiederherstellung. Der politische Umbruch ein Jahr später beflügelte die Realisierung.

Unter Regie der 1993 gegründeten Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau begann die Restaurierung und Sanierung der Bauten im Schlosspark. Dazu zählen unter anderem Orangerie, Schlossvorwerk, Doppelbrücke, Englische Brücke und Schlossgärtnerei. Der Wiederaufbau des ausgebrannten Neuen Schlosses wurde 2013 vollendet. Rundwege über die Neiße-Brücken führen gemäß Pücklers Vorstellung wieder von einer der schönsten Stellen zur nächsten.

Insgesamt 50 Kilometer Wege durchziehen den Park, der so groß ist wie der Tiergarten in Berlin, der Englische Garten in München und Sanssouci zusammen. Von unendlicher Weite gekennzeichnet, verschmilzt er am Rande ohne Umzäunung mit seiner Umgebung. Ganz so, als ob nie ein Mensch an die weitläufigen Wiesen, majestätischen Bäume und pittoresken Seen Hand angelegt hätte.

Bis heute ist der Park ein sich fortschreibendes Projekt. Im Hermannsbad zwischen Neiße und Bergpark wird die Villa Pückler, das älteste Gebäude der ehemaligen, 1823 von Pückler eröffneten kleinen Kuranlage, derzeit saniert. Zum 200. Jahrestag soll sie 2023 mit einer Ausstellung über die Orientreise des Fürsten eröffnet werden. Bereits saniert sind die Turmvilla und Villa Caroline, Logierhäuser, die heute als Hotel auf Gäste warten.

Bestattet in der Seepyramide

Im Hermannsbad endet die Muskauer Waldeisenbahn, bei deren Fahrt über den Muskauer Faltenbogen, eine eiszeitliche Stauchendmoräne, auch das Lausitzer Braunkohlerevier in den Blick kommt. Es ist eine weitere riesige Fläche, die neu gestaltet werden will. Vorerst sollen im Muskauer Park mit der Entwicklung des Kavalierhauses zum Besucherzentrum des deutsch-polnischen Unesco Global Geopark Muskauer Faltenbogen/Łuk Mużakowa zwei binationale Welterbestätten zusammenfinden.

Nachdem Pückler in Muskau drei Jahrzehnte lang in mehreren Entwicklungsschritten an seiner idealen Gartenlandschaft gearbeitet hatte, war ihm endgültig das Geld ausgegangen, und er musste Muskau 1845 verkaufen. Das 35 Kilometer nordwestlich gelegene Erbschloss Branitz wurde sein Altersdomizil – und seine neue Spielwiese. Den Erlös aus dem Verkauf investierte der 60-Jährige umgehend in den Umbau des Schlosses und die Anlage eines Landschaftsgartens.

Doch anders als in Muskau, wo die Eiszeit eine abwechslungsreiche Landschaft mit Höhen und Tiefen, Flussterrassen und Hügelketten hinterlassen hatte, fand Pückler in Branitz nur eine flache Ebene auf sandigem Boden vor. Unverzagt begann er, aus der Wüste eine Oase zu machen. Er legte insgesamt sechs Hektar an künstlichen Gewässern an, pflanzte Hunderttausende Bäume und ließ auch hier – dank seines hohen Alters – in 25 Jahren ein 620 Hektar großes Gartendenkmal von internationalem Rang entstehen.

Mit dem Aushub aus den Seen und Kanälen gab er dem Gelände ein Relief und ließ zur Krönung zwei Pyramiden, eine an Land, eine im See, errichten. Erinnerungen an seine Ägyptenreise und einmaliges Markenzeichen des Branitzer Parks. In der Seepyramide liegt er neben seiner Frau und treuen Lebensgefährtin Lucie von Pückler-Muskau begraben.

Ein Auftrag des späteren Kaisers

Nicht nur die Anlage, auch der Erhalt eines Parks verschlingt enorme Summen. Erst im November 2020 hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags 12,5 Millionen Euro für den „Masterplan Branitz 2021–2028“ der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz freigegeben. Dazu Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle: „Branitz soll Weltkulturerbe werden. Ich bin davon überzeugt: In der Lausitz wird Zukunft gemacht – und die Vergangenheit rund um Pückler hat daran einen maßgeblichen Anteil.“

Denn, so Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz: „Der weltoffene und innovative Geist dieses Erdbändigers ist seit 200 Jahren Sinnbild für den Wandel der Lausitz. Keine Region Europas ist so tiefgreifend verändert, umgegraben und neugestaltet worden wie die Lausitz. Das entstandene Miteinander von bedeutenden Parks und Bergbaulandschaften, Adelsschlössern und Industriekultur ist faszinierendes Alleinstellungsmerkmal.“

Bereits seit 1990 mit dem begehrten Unesco-Label versehen ist Park Babelsberg als Teil des Weltkulturerbes Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin. Auch er trägt Pücklers Handschrift. Nachdem der preußische Gartenkünstler Peter Joseph Lenné in „Ungnade“ gefallen war, erteilten Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., und seine Gemahlin Augusta Pückler 1843 den Auftrag zur weiteren Gestaltung. Die Rückführung in den Originalzustand nach Plänen von Lenné und Pückler hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg übernommen.


Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann unterstützen Sie die PAZ gern mit einer

Anerkennungszahlung


Kommentare

Christian Musiol am 08.02.21, 07:24 Uhr

Wundervoll geschrieben, sehr gut zusammengefasst, vielen vielen Dank

Chris Benthe am 05.02.21, 11:45 Uhr

Wunderbarer Artikel. Mit Wonne gelesen - nein, verschlungen. Danke dafür.

Alfred Schweitzer am 02.02.21, 20:45 Uhr

Beten wir dafür, daß sein großes Erbe als Aristokrat, Landschaftskünstler, Reisender mit Heimatwurzeln und Mensch bewahrt wird

Kommentar hinzufügen

Captcha Image

*Pflichtfelder

Da Kommentare manuell freigeschaltet werden müssen, erscheint Ihr Kommentar möglicherweise erst am folgenden Werktag. Sollte der Kommentar nach längerer Zeit nicht erscheinen, laden Sie bitte in Ihrem Browser diese Seite neu!

powered by webEdition CMS