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Fünf Jahre Basisarbeit mit Grundschülern der Deutschen Minderheit
Er ist eine der erfolgreichsten Initiativen der letzten Jahre der Deutschen Minderheit und des Deutschunterrichts in der Woiwodschaft Ermland-Masuren: der Walter-Kollo-Wettbewerb des deutschen Liedes im Kreis Neidenburg. Zur diesjährigen fünften Ausgabe luden die Gesellschaft der Deutschen Minderheit in Neidenburg und die Grundschule „Johannes Paul II.“ in Grünfließ am 18. April Grundschüler aus dem Kreis Neidenburg mit Deutsch als Minderheitensprache in den Rittersaal der Neidenburger Burg ein, um dort ihre Deutsch- und Gesangskünste zu zeigen.
Was als kleiner, ambitiöser Versuchsballon gestartet war, hat inzwischen seinen Platz bei den Selbstverwaltungen von Stadt und Kreis Neidenburg und damit auch auf der Burg, dem Wahrzeichen der Stadt, gefunden. Das schlägt sich auch auf die finanzielle Unterstützung nieder. Sowohl Bürgermeister Jacek Kosmala als auch Landrat Marcin Paliński ließen es sich nicht nehmen, als Sponsoren für die Preise der Gewinner des Wettbewerbs aufzutreten. Weitere Gelder gab es von der Kreisgemeinschaft Neidenburg und vom Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG).
Auf vielen Beinen steht man gut
Eingebunden in das Ereignis sind auch das Zentrum für die Entwicklung der Bildung des Landkreises Neidenburg und das Kulturzentrum der Stadt. Die Direktoren Małgorzata Wilińska respektive Krzysztof Żukowski übernahmen in der Jury die Beurteilung der auftretenden Schüler. Die Fäden in der Hand – mit kräftiger Unterstützung aus ihren Organisationen – hatten wie immer die Vorsitzende der Neidenburger Gesellschaft der Deutschen Minderheit Sabina Reguła und der Direktor der Grundschule „Johannes Paul II.“ in Grünfließ, Rafał Ziółkowski, die auch die Moderation der Veranstaltung übernahmen. Der Walter-Kollo-Wettbewerb hat eine solide Basis und hat auch die Pandemie gut überstanden, obwohl damals die Organisation schwieriger und die Beteiligung geringer waren.
Namensgeber ist ein berühmter Neidenburger, dessen ursprünglicher Name Walter Elimar Kollodzieyski lautete. Über Königsberg kam er nach Berlin, wo er mit verkürztem Nachnamen ab 1910 als Walter Kollo mit Singspielen, Operetten und anderen Werken der leichten Muse Erfolg hatte. Einer seiner bekanntesten Titel ist „Die Männer sind alle Verbrecher“ aus der Operette „Wie einst im Mai“, das die Sängerin Brigitte Mira noch bis vor wenigen Jahren interpretierte. Sein Sohn Willi trat als Komponist in seine Fußstapfen, sein Enkel war der bekannte Schlagersänger und Tenor Rene Kollo.
„... aber lieb sind sie doch“
... aber lieb sind sie doch, die Männer in Walter Kollos Lied, lieb waren auch die Vertreter der Jury, die mit geschärften Ohren und Argusaugen die Auftritte der Grundschüler verfolgten. Für eine familiäre Atmosphäre sorgten ebenso liebe Freunde, Lehrerinnen und Organisatoren, sodass das Lampenfieber sich bei allen Künstlern in Grenzen hielt. Trotzdem war die Nervosität in den Vorträgen zu spüren. Mit phantasievollen Kostümen und Requisiten von Schlafanzug über Bienenflügel, Regenschirme und Sonnenbrillen bis zu farbenfrohen Elfen boten sie ihre Lieder dar, während Maria Dytrych aus Grünfließ, die Siegerin der ältesten Gruppe, in einem schlicht-eleganten schwarzen Kleid auftrat.
In drei Altersgruppen legten sich die Kandidaten ins Zeug – die vor und die nach 2013 Geborenen, sowie die Teilnehmer aus diesem Geburtsjahrgang. Entsprechend war die Auswahl der Lieder, von Kinderliedern wie der „Jahresuhr“, mit der Emilia Roska von der Grundschule in Rontzken in der jüngsten Gruppe gewann, oder „Danke, Mama“, das Lena Wizła, ebenfalls aus Rontzken, den dritten Platz bei den 2013ern bescherte. Kinga Reguła von der Grundschule Nr. 1 in Neidenburg, die dort den ersten Platz belegte, hatte sich dagegen sehr mutig Mark Forsters „Sowieso“ gewählt, und auch die älteren Sängerinnen griffen zu modernen Liedern. Oliwia Krawczyk aus Lahna auf Platz zwei trug „Meilenweit“ von Vanessa Mai vor, Maria Dytrych „Nie vergessen“ von Glasperlenspiel. Die Jury hatte wahrlich keine leichte Aufgabe.
Vor der Preisverleihung traten als Retrospektive unter anderem die ehemaligen Siegerinnen Iga Potapiuk und Julia Perzanowska aus Neidenburg als Duo auf. Neben Danksagungen für die Lehrerinnen, die ihre Schützlinge vorbereitet hatten, sowie Urkunden und Preisen für die Teilnehmer, die Bürgermeister Kosmala persönlich verteilte, wurde das fünfjährige Jubiläum mit einer Torte begangen. Außerdem gab es Goldene Tickets für die 30-Jahr-Feier der Neidenburger Gesellschaft Deutscher Minderheit am 29. Juni.