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Der Theologe Thomas Meyerhöfer spricht ehrlich von sich, erzählt von anderen und sucht dabei Gott und den Sinn des Lebens
Erst im Polizeidienst, dann Jugendpastor – der Theologe Thomas Meyerhöfer hat schon viel erlebt. Sieben Jahre lang zwang ihn eine Depression zur Passivität. Seit 2019 produziert er eine wöchentliche Redezeit mit dem Titel „superfromm“, er schreibt Blogeinträge, filmt, fotografiert und malt. Das vorliegende Buch „Lost. Sinnsuchergeschichten“ enthält ausgewählte Texte seines Internet-Blogs. Er beobachtet Alltägliches, trifft ganz normale Menschen, aber auch Leute, denen es aus den unterschiedlichsten Gründen nicht gut geht. Dabei zieht der Autor von den Alltagsgeschichten Parallelen zu Bibelversen, findet Gott im Kleinen und setzt sich so einen Kompass, den er mit seinem Tun auch anderen anbieten möchte.
Wie gehe ich mit einem Menschen um, der emotional am Boden liegt? Diese Frage führt den Autoren beispielsweise zu Hiob und Psalm 23, aber auch zu der Erkenntnis, dass fromme Sprüche und Handeln allein aus Pflichtgefühl Keinem helfen. Bei anderen Geschichten greift der Autor auf Monty Python zurück: „Kommt ein Buchhalter zum Arbeitsamt ...“ Er will Löwenbändiger werden und landet doch wieder bei seinem Beruf Buchhalter. Meyerhöfer spricht dabei von Alltagskäfig und erzählt von Johannes im Gefängnis.
Meyerhöfer, Jahrgang 1962, ist Jugendpastor, und das merkt man seinen Texten auch an. Wer Jugendsprache nicht mag, sollte die Finger von diesen Sinnsuchergeschichten lassen. Ein „Nope“ oder „Yess“ kommt immer wieder vor, auch kurze, elliptische Sätze, oft nur ein einziges Wort mit einem Punkt, können den Leser mehr oder weniger ansprechen. Meyerhöfer schreibt, so scheint es, wie die Gedanken kommen, die Verbindungen zur Bibel wirken hin und wieder zu sehr gewollt. Wer darüber hinwegsehen kann, findet in dieser Blogtextsammlung immer wieder eine kleine Auszeit, die den Leser aus seinem Alltagskäfig rüttelt, zum Nachdenken anregt und einem so die Möglichkeit bietet, in einem turbulenten Alltag immer wieder das Gespräch zu Gott zu suchen.
Die 39 kurzen Geschichten sind im Schnitt drei Seiten umfassend und werden von Schwarz-Weiß-Bildern begleitet. Pro Text gibt es als Fußnote einen Bibelversverweis, den Meyerhöfer oft mit eigenen Worten im Textverlauf wiedergibt. Aufgrund dieser freien Übertragung, die so gar nichts mit der Poesie der Lutherübersetzung zu tun haben, ist dieses Glaubenszeugnis aber auch für Leser, die eher kirchenfern sind, eine Möglichkeit, über das Leben, Gott und den eigenen Glauben nachzudenken.
Thomas Meyerhöfer: „Lost. Sinnsuchergeschichten“, Brunnen Verlag, Gießen 2022, gebunden, 182 Seiten, 16 Euro