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Olympia

Gold für Ben Hur

Heute umstritten, in der Antike absoluter Höhepunkt: Bei den frühen Olympischen Spielen war Pferdesport die große Attraktion

Helga Schnehagen
03.08.2024

Pferderennen sind das erste spektakuläre Ereignis im antiken Olympia, wenn auch vorerst nur in der Mythologie. Später, in historischer Zeit, sind die Wagen- und Pferderennen der Höhepunkt der Olympischen Spiele.

Am Anfang steht das Märchen vonOinomaos, König von Pisa (bei Olympia), der seine viel umworbene schöne Tochter Hippodameia nur demjenigen zur Frau geben will, der ihn im Wagenrennen besiegt. Der Grund ist ein Orakelspruch, wonach Oinomaos durch den Ehemann seiner Tochter den Tod finden werde. Es war also verständlich, dass er jede Heirat verhindern wollte.

Seine Pferde sind an Schnelligkeit unschlagbar, da sie ein Geschenk seines Vaters, des griechischen Kriegsgottes Ares, sind. Der König lässt dem Bewerber einen Vorsprung, setzt zum Überholen an und durchbohrt ihn dabei von hinten mit der Lanze. Als Pelops, ein Enkel des Zeus, sich der Herausforderung stellt, besticht er den Wagenlenker des Oinomaos, Myrtilos. Dieser lockert die Räder am Wagen seines Herrn, der König stürzt sich zu Tode und Pelops siegt. Auch Myrtilos findet den Tod.

Die Nachrichten der historischen Zeit verlassen den Bereich der Legende. Hiernach wird die erste Olympiade 776 v. Chr. gefeiert, in dem Jahr, das heute allgemein als der Beginn der Olympischen Spiele gilt. Die Blütezeit dieses Festes zu Ehren des Gottes Zeus liegt zwischen 550 und 450 v. Chr. Wahrscheinlich sind im ganzen Altertum bei keiner anderen Gelegenheit so viele Menschen zur gleichen Zeit und mit demselben Ziel unterwegs gewesen.

Glänzendster Tag dieses größten periodischen Ereignisses der griechischen Welt ist zweifellos derjenige der Wagen- und Pferderennen. Nach schriftlichen Überlieferungen war die Rennbahn ein großer, rechteckiger, offener Platz. Sitzplätze gab es nur für die Schiedsrichter und einige wenige Prominente sowie Honoratioren. Die Rennstrecke wurde von der Startlinie und zwei Wendepfosten an jedem Ende markiert. Die Startlinie war über 250 Meter breit, und die Entfernung zwischen den Pfosten betrug vermutlich 400 Meter.

Gestartet wurde schon damals mit einer Startmaschine, die in der Antike jedoch die Form eines Schiffsbugs hatte. Den heutigen Maschinen gleich, besaß sie Boxen, in die Wagen und Pferde gebracht werden mussten. Wenn die Trompete als Signal des Beginns ertönte, hoben sich durch eine Kurbelvorrichtung in ihrer Mitte nacheinander die Boxentore. An den Außenseiten beginnend, fanden sich die Wagen – hatten sie die Spitze erreicht – zu einer Linie ein. Diejenigen mit der größten Entfernung besaßen jedoch den Vorteil der Schnelligkeit.

Angstschweiß rann dem Wagenlenker über das Gesicht, wenn er sich der Kurve näherte. Besonders gefährlich war die kleine, altarförmige Säule an der oberen Rundung, der Taraxippos oder Pferdeschreck, vor dem die Pferde oft unerklärlich scheuten. Häufig prallten die Wagen auch dagegen, wenn die Lenker die Kurve zu eng fuhren. Die Gefährte zerbarsten in Stücke und begruben den Wagenlenker unter Trümmern. Die Pferde bekamen Angst und stieben davon.

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Solch ein Unglück war für die Nachfolgenden eine Katastrophe, da sie in ihrer wilden Fahrt nicht bremsen konnten. Also rasten sie auf den Trümmerhaufen und stürzten selbst. Wer mit ausgewachsenen Pferden ins Ziel kommen wollte, musste zwölf Runden, über neun Kilometer, heil überstehen.

Über die Anzahl der Teilnehmer an einem olympischen Wagenrennen wissen wir nichts. Die höchste überlieferte Zahl bei einem griechischen Wagenrennen ist 41 bei den Pythischen Spielen von 462 v. Chr. Sieger dieses Rennens war der König von Kyrene in Nordafrika, dessen Wagengespann als einziges das Rennen überhaupt durchstand.

Obwohl die Teilnahme an den Spielen im Prinzip auch Athleten aus dem Volk offenstand, behielten die wohlhabenden Klassen bis zum Schluss das Monopol für die Wagenrennen. Denn um Pferde und Ställe, Stallknechte, Reiter und Wagenlenker sowie den Transport von Pferden, Wagen und Personal zu bezahlen, brauchte man schon im Altertum ein Vermögen. Entsprechend reicht das Verzeichnis der Sieger von frühen Tyrannen oder athenischen Edelleuten wie Miltiades, einem Onkel des gleichnamigen Siegers von Marathon, über Philipp II. von Makedonien, den Vater Alexanders des Großen, und eine Zahl hellenistischer Fürsten bis zu Kaiser Nero.

Der Ruhm gebührte den siegreichen Pferdebesitzern. Ihnen allein überreichten die Preisrichter den Olivenkranz. Zweite oder dritte Plätze, also Silber- und Bronzemedaillen, gab es nicht. Die Wagenlenker und Jockeys wurden nur mit der Wollbinde des Sieges geschmückt.

Dafür gab es vom Pferdebesitzer Geldprämien. Und manchmal erschien neben seinem Siegerbildnis auch das seines Wagenlenkers. Gesiegt werden konnte nach der unglaublichen Erzählung von der Stute des Pheidolas aber auch ohne Jockey. Die feurige Aura hatte ihren Reiter gleich zu Beginn des Rennens abgeworfen, setzte den Lauf aber korrekt fort, bog in die Zielgerade ein, beschleunigte ihren Galopp noch, als sie das Trompetensignal hörte, erreichte als Erste die Kampfrichter und hielt, als sie sich des Sieges bewusst war, vor jenen an. Pheidolas wurde demzufolge als Sieger ausgerufen und erhielt das Recht, das Standbild seines Rennpferdes in dem heiligen Hain von Olympia aufstellen zu dürfen.

Das Rennreiten taucht erstmals 648 v. Chr. bei der 33. Olympiade auf. Dabei fanden die Pferderennen auf derselben Rennbahn statt unmittelbar nach den Wagenrennen. Der Start erfolgte gleichfalls in gefächerter Aufstellung. Die Strecke belief sich aber wohl nur auf eine Runde, also etwa 800 Meter.

Seit 1912 gehören die Reiter zum Programm der Olympischen Spiele. Mit 95 olympischen Medaillen, darunter 44 goldene, führt Deutschland das Medaillenranking in den Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit mit großem Abstand vor Schweden mit 45 und Frankreich mit 38 Medaillen an. Knapp über 20 Pferde haben dabei jeweils drei Olympiaden bestritten. Einen Rekord hält Gigolo, der mit der deutschen Dressurreiterin Isabell Werth allein sechs Medaillen gewann. Als Gold-Favoritin von Paris geht sie nach ihrem spektakulären Auftritt beim CHIO in Aachen neben der Doppel-Olympiasiegerin von Tokio Jessica von Bredow-Werndl erneut ins Rennen.

Die Pferderennen wie im Film „Ben Hur“ haben es allerdings nicht in die neuzeitlichen olympischen Spiele geschafft.


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Kommentare

Ralf Pöhling am 04.08.24, 17:59 Uhr

Unvergesslich: Charlton Heston als Ben Hur.
Unvergesslich ist er aber auch wegen noch etwas anderem, das damit in Zusammenhang steht:

"FROM MY COLD DEAD HANDS!"

Ein Volk ohne Waffen ist ein Sklavenvolk!

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